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Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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wie dieses Schmuckstück«, sagte sie. »Und eine Taube passt doch sehr gut ins bescheidene Württemberg.«
    Seit ihrer Ankunft in dem feinen Juwelierladen war sie wie verzaubert: die Farben der Edelsteine, die vielfältigen Formen, die feine Handarbeit … Der aus Schweden stammende Juwelier Bolin hatte wirklich gute Arbeit geleistet, seine Idee, verschiedene Vogelbroschen für den Zarewitsch als Gastgeschenke herzustellen, hatte sofort den Zuspruch aller gefunden.
    Tauben, eine Henne, Diamantschwalben im Flug, ein Adler aus Gelbgold, rotem Jaspis und Tigerauge, eine Entenmutter mit drei Jungen auf einem Saphirsee, eine niedliche Blaumeise, eine Eule – die Schmuckstücke auf dem Tisch waren allesamt aus den feinsten Edelsteinen und dem besten Gold gearbeitet, die Handarbeit selbst exquisit und außergewöhnlich.
    Während die drei Frauen hingerissen waren und immer wieder dieses und jenes Stück genauer begutachteten, saß Sascha inzwi schenstumm daneben. Anna konnte sich nur zu gut vorstellen, wor an das lag.
    Erst vor ein paar Tagen hatte Wassili Shukowski ihr mit großer Sorge anvertraut, dass die Tändelei zwischen dem Zarewitsch und der polnischen Hofdame noch immer heimlich fortgeführt wurde. Gedankenverloren schaute Anna den jungen Mann an. Wäre es dar um gegangen, eine Brosche für Olga Kalinowski auszusuchen, hätte sich Sascha vor Eifer bestimmt kaum halten können.
    Die Kinder konnten einem fast ein wenig leidtun, schoss es ihr durch den Kopf. Wie kannst du so etwas auch nur denken, rügte sie sich gleich darauf. Aber war es nicht so? Weder Mary noch Sascha durften den Neigungen ihres Herzens folgen. Und was Olly anging –
    Anna wusste bis heute nicht, was vorgefallen war, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Bariatinskis Versetzung etwas mit Olly zu tun hatte. Hatte Sascha diese unpassende Liaison im Keim erstickt? Oder hatte womöglich der Zar Wind von der Sache bekommen und sie auf seine Art gelöst?
    Ihr lief ein leiser Schauer über den Rücken. Unfroh über den Verlauf der Geschichte war sie allerdings nicht. Seit Bariatinskis Verschwinden hatte sich Olly ihr wieder enger angeschlossen, teilte ihre Gedanken und Sehnsüchte mit ihr, so dass Anna das Gefühl hatte, wieder positiven Einfluss auf ihren Schützling nehmen zu können.
    »Ob wir wohl in die Werkstatt dürfen, um den Goldschmieden ein wenig über die Schulter zu schauen?«, flüsterte Olly ihr nun ins Ohr.
    Sehnsüchtig lugte auch Anna in die Richtung, aus der das metallische Hämmern kam. Doch sie schüttelte resolut den Kopf. »Wir sind nicht zu unserem Vergnügen hier, sondern um deinem Bruder zu helfen«, sagte sie und nahm flugs die größte und schönste der Broschen in die Hand.
    »Verehrter Großfürst, wäre dieser wundervolle Paradiesvogel nicht schön für Victoria in England?«
    Als Sascha nur mit den Schultern zuckte, sagte Maria Bariatinski: »Mein Lieber, ich bin ja so gespannt, wo du deine Herzensdame finden wirst, ob in Italien, England oder Deutschland. Ach, das wird alles sicher sehr romantisch!«
    »AufKommando die Liebe seines Lebens zu finden, was soll denn daran romantisch sein?«, fuhr Sascha die Prinzessin an. Mit einem Wisch fegte er die Schmuckstücke durcheinander, als handelte es sich um einen Haufen ausgepulte Erbsen. »Am liebsten würde ich diese verflixte Reise absagen. Nur weil Mary auf stur schaltet, hängt jetzt alles von mir ab.«
    Anna, die den schockierten Blick des Hofjuweliers sah, sagte hastig: »Aber Hoheit, Ihre Eltern haben vollstes Vertrauen in Sie. Bestimmt werden Sie sich unter den schönsten und liebenswertesten Prinzessinnen die allerschönste und allerliebenswerteste heraussuchen.«
    »Warte nur ab, bald wirst du der glücklichste Bräutigam auf Gottes Erdboden sein«, versuchte auch Olly, ihn zu beschwichtigen.
    Gemeinsam ordneten sie die Broschen wieder ordentlich auf dem roten Samt an. »Wehe, du verschenkst den Paradiesvogel an eine der bayerischen Prinzessinnen.« Scherzhaft versetzte Maria Sascha einen Klaps auf die Hand. »Die langweilige Adelgunde oder schlimmer noch die kindliche Hildegard mit solch einer Brosche am Revers, unvorstellbar!«
    Sascha lachte. »Für wie ungeschickt hältst du mich? Nein, für Max’ Schwestern habe ich eher an so etwas gedacht.« Grinsend hielt er eine Brosche in die Höhe, die in Form einer Henne auf ihrem Nest gearbeitet war.
    Anna hob seufzend die Augenbrauen. So war der Zarewitsch – gerade noch zu Tode betrübt und dann wieder gut

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