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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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stammelte er, während seine Blicke ungläubig zwischen der Zauberin und dem verheilten Stumpf hin und her flogen. »I-ich wusste nicht, dass Ihr auch ein tavalian seid ...« »Das bin ich keineswegs«, versicherte sie bescheiden. »Eine echte Heilerin hätte nicht nur die Blutung gestoppt, sondern ihm auch einen neuen Fuß wachsen lassen. Meinem Unvermögen ist es zu verdanken, wenn Cethegar von nun an verkrüppelt ist.«
    »Das ist Unsinn«, wehrte Farawyn ab. »Ohne deine Hilfe wäre Cethegar verblutet, also mach dir keine Vorwürfe. Du hast sein Leben gerettet. Auch er selbst würde das sagen, wenn er könnte.«
    Cethegar war in Ohnmacht gefallen, der grausame Schmerz war selbst für ihn zu viel gewesen. Ohnehin fragte sich Granock, wie jemand so etwas überleben konnte; ein Mensch im vergleichbaren Alter wäre mit Sicherheit gestorben. Da musste etwas sein, das den alten Zauberer schützte. Eine Kraft, die nur magischen Ursprungs sein konnte und die ihn offenbar am Leben hielt. »Was machen wir jetzt?«, fragte Aldur leise. Ratlosigkeit schwang in seiner Stimme, und zum ersten Mal lernte Granock des Aldurans Sohn von einer sehr ruhigen, fast schüchternen Seite kennen. Was Meister Cethegar widerfahren war, schien ihn tief erschüttert zu haben, wohl weil es ihm drastisch vor Augen führte, dass Zauberer zwar mächtig und weise sein mochten, jedoch keineswegs unverwundbar waren.
    »Wir werden weitergehen«, sagte Farawyn. »Schließlich haben wir noch immer eine Mission zu erfüllen.«
    »Weitergehen?« Granock schaute seinen Meister zweifelnd an. »Ihr wollt weitergehen? Trotz allem, was geschehen ist?«
    »Haben wir eine andere Wahl?«, fragte Farawyn. »Nach allem, was wir hier vorgefunden haben, könnte das Fortbestehen des gesamten Reichs vom Gelingen unseres Auftrags abhängen.«
    »Aber ich ... ich meine ... Meister Cethegar wird wohl kaum in der Lage sein, den Marsch fortzusetzen.«
    »Wir werden sehen«, sagte Farawyn. »In wenigen Stunden wird er zu sich kommen und beschließen, was mit ihm selbst geschehen soll. Wir werden uns seiner Entscheidung fügen, ganz gleich, wie sie ausfällt.«
    »Und wenn er verlangt, dass wir ihn zurücklassen?«, fragte Granock erschüttert.
    »Dann werden wir auch das tun«, erwiderte Farawyn, ohne mit der Wimper zu zucken, was seinen menschlichen Novizen zutiefst entsetzte.
    »Aber Meister!«, rief er. »Cethegar ist wie ein Vater für Euch! Ihr könnt doch unmöglich wollen, dass er ...«
    »Es geht nicht um das, was ich will. Wir alle wissen das. Und Cethegar weiß es auch.«
    »Aber wir können ihn doch nicht einfach zurücklassen!«, widersprach Granock und schaute sich um in der Erwartung, dass die anderen seine Meinung teilten. Stattdessen blickte er jedoch in versteinerte Mienen. »Alannah, was ist los mit dir?«, fragte er. »Cethegar ist dein Meister, du bist ihm zur Treue verpflichtet.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie leise, »und genau aus diesem Grund werde ich mich an das halten, was er mir befiehlt, und werde keinesfalls etwas tun, was seiner Ehre und seinem Andenken schaden könnte.«
    »Seiner Ehre und seinem Andenken?« Granock schnaubte angewidert. »Darum also geht es euch - selbst wenn ihr den armen Kerl dafür elend verrecken lassen müsst.«
    »Vielleicht«, äußerte Riwanon in dem Versuch, zu vermitteln, »ist so etwas für einen Menschen nur schwer zu verstehen ...«
    »So etwas, Meisterin«, erwiderte Granock kopfschüttelnd, »ist für einen Menschen überhaupt nicht zu verstehen.«
    »Ich denke, es ist besser, wenn du jetzt gehst«, sagte Farawyn ebenso leise wie bestimmt.
    »Wohin?«, fragte Granock verwundert.
    »Kletter auf den Baum und behalte die Umgebung im Auge!«, befahl der Zauberer, auf einen der knorrigen, von Würgefeigen überwucherten Waldriesen am Rand der Lichtung deutend. »Schlag Alarm, sobald sich jemand - oder etwas - nähert.«
    »Aber ich ...«
    »Auf deinen Posten!«, befahl Farawyn, und Granock war klar, dass es besser war, nicht weiter zu widersprechen. Verärgert wandte er sich ab, nicht ohne Alannah noch einen verständnislosen Blick zuzuwerfen, dann lief er auf den Baum zu und kletterte empor. Schon im nächsten Moment war er zwischen den Blättern verschwunden.
    »Menschlich, allzu menschlich«, sagte Riwanon zu Farawyn.
    »Ja«, bestätigte dieser. »Das ist sein Makel - und sein größter Vorzug ...« Die ganze Nacht über kauerte Granock im Geäst und starrte ins mondbeschienene Halbdunkel, das über der Lichtung

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