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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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schönen Dingen des Lebens zugewandt, statt sich mit derlei Problemen herumzuschlagen. Aber er war der Herrscher, und kein anderer als er hatte darüber zu befinden, was geschehen musste. »Mit Verlaub, mein König - es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte plötzlich jemand neben ihm.
    Überrascht blickte Elidor auf.
    Der gesprochen hatte, war Palgyr, ein Zauberer und Angehöriger des Hohen Rates. Es war üblich, dass jeweils ein Abgesandter Shakaras den Amtsgeschäften des Königs beiwohnte, so wie es in den Reformen nach Sigwyns Tod festgelegt worden war. Für gewöhnlich hielten sich diese Abgesandten, die lediglich als Beobachter am Hofe weilten, um den Hohen Rat über die Vorgänge in Tirgas Lan zu informieren, im Hintergrund und mischten sich nur dann ein, wenn der König sie ausdrücklich dazu aufforderte oder die Situation es unumgänglich machte.
    Elidor wusste nicht, ob er erleichtert oder bestürzt darüber sein sollte, dass der Zauberer das Wort ergriff. Zum einen hoffte er, die Hilfe zu erhalten, die er sich so sehnlich wünschte. Zum anderen bedeutete dies wohl, dass er dabei war, als König gänzlich zu versagen.
    »Was willst du, Zauberer?«, schnarrte Ardghal unwillig. »Der König hat dich nicht um eine Stellungnahme gebeten.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, mein König«, sagte Palgyr an Elidor gewandt; den Berater ignorierte er geflissentlich. »Ich habe das
    Wort auch nicht in meiner Eigenschaft als Abgesandter Shakaras ergriffen, sondern als treuer Untertan der Krone Tirgas Lans.«
    Elidor hob die Brauen. »Also sprecht«, forderte er den Zauberer auf, und Palgyr drängte sich an den königlichen Beratern vorbei vor den Thron. Er hatte hagere, von spärlichem grauem Haar und einem ebenso grauen Bart umrahmte Gesichtszüge, denen die scharfe Hakennase und die kleinen stechenden Augen etwas von einem Raubvogel verliehen. »In der Tat«, sagte er, »ist es eine prekäre Lage, in die man Euch gebracht hat, mein König.« Der Zauberer erwähnte nicht, wem er die Verantwortung dafür gab, aber die missmutigen Mienen Ardghals und der anderen Berater machten deutlich, dass sie sich angesprochen fühlten. »Auf den ersten Blick betrachtet, habt Ihr nur die Wahl: eine Auseinandersetzung zu führen, die niemand hier will, oder dem Ansehen der Krone nachhaltig zu schaden und so das Reich zu schwächen.«
    »So ist es«, bestätigte Elidor.
    »Falsch«, widersprach Palgyr. »Denn es gibt noch eine andere Möglichkeit. Eine, die weder Eurem Ansehen Schaden zufügen noch zu sinnlosem Blutvergießen führen wird.«
    »Gerede!«, ging Ardghal unwirsch dazwischen. »Was sollte das für eine Möglichkeit sein?«
    Wieder schien Palgyr den Berater gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. »Wo kein Täter ist, gibt es auch keinen Kläger.«
    »Was genau meint Ihr damit?«, fragte Elidor verwirrt.
    »Fürst Erweins Zorn und sein Durst nach Rache richten sich auf die Elfin, die seinen Sohn ermordet hat, und er verlangt ihre Auslieferung. Aber was, wenn sie nicht mehr existiert? Wenn das Objekt seiner Rachsucht nicht mehr greifbar wäre?«
    »I-Ihr meint ...?«, fragte Elidor stockend; das Unaussprechliche wollte ihm nicht über die Lippen.
    »Nein, das nicht.« Palgyr schüttelte den Kopf. »Würden wir so unsere Probleme lösen, wären wir kaum besser als die Menschen, die wir so gern der Barbarei bezichtigen, nicht wahr?«
    »Was schlägst du dann vor?«, verlangte Ardghal zu wissen.
    »Die Täterin«, erwiderte der Zauberer rundheraus, »müsste entkommen. Sie müsste zu einem Ort fliehen, wo sie niemand finden kann und sie vor den Nachstellungen der Menschen sicher wäre. Erwein würden wir sagen, dass die Mörderin trotz aller Vorsichtsmaßnahmen geflohen und unauffindbar wäre.« »Erwein ist kein Narr«, wandte Ardghal ein. »Er würde diese Lüge sofort durchschauen.«
    »Das würde er zweifellos«, gestand Palgyr ein. »Aber was weiter? Er würde uns der Lüge bezichtigen, aber ohne Beweise ist so eine Anschuldigung wertlos. Allein mit dieser Behauptung würde er sicherlich keinen Rückhalt bei den anderen Städten und Stammesfürsten finden, und ohne die kann er keinen Angriff gegen Tirgas Lan führen. Der Fürst von Andaril wird also erwägen müssen, was ihm wichtiger ist - seine eigene Machtposition oder die Rache für den Tod seines Sohnes. Und ich glaube zu wissen, wie seine Wahl ausfallen wird.«
    »Ach, das glaubst du!«, sagte Ardghal. »Und was, wenn du dich irrst? Es steht viel auf dem Spiel,

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