Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
kein erzwungenes, gekünsteltes Gelächter, sondern offene, ehrliche Heiterkeit. »Wein?«, fragte sie, den Becher hebend.
»Ein wenig«, stimmte er zu. Der Kopf brummte ihm ohnehin schon vom vielen Nachdenken, da machte etwas Alkohol wohl keinen Unterschied mehr.
Yrena nickte dem Diener zu, der nach der Zinnkaraffe griff, die auf dem Tisch stand, und Granock einschenkte. Er reichte ihm den Becher und entfernte dann die schimmernde Glocke, die über das Essen gebreitet war. Gebratenes Geflügel kam darunter zum Vorschein - Fasan, schätzte Granock -, von dem ein angenehm würziger Duft aufstieg. Der Diener verneigte sich zuerst in Yrenas, dann flüchtig in Granocks Richtung, und verließ das Zimmer. Die Tür schloss er sorgfältig hinter sich.
»Hungrig?«, erkundigte sich die Fürstin.
»Nicht sehr«, behauptete Granock, obwohl ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Er wollte sich nicht in eine unvorteilhafte Verhandlungsposition bringen. »Ich halte mich an den Wein.«
»Eine gute Wahl«, entgegnete sie lächelnd, gab ihren Platz am Kamin auf und trat auf ihn zu. »Worauf wollen wir trinken?«
»Auf den Waffenstillstand«, gab Granock ohne Zögern zur Antwort. »Und vielleicht noch mehr.«
»Auf den Waffenstillstand«, wiederholte sie. »Und vielleicht noch mehr ...«
Sie prosteten einander zu und tranken, und anders als das Bier, das Granock in der Spelunke getrunken und das seinen Widerwillen erregt hatte, schmeckte ihm der Wein ganz ausgezeichnet. Er war aus späten Trauben gemacht und schmeckte entsprechend süß, und er half, die tristen Gedanken zu vertreiben, die Granocks Gemüt verdunkelten.
»Eines habe ich immerhin aus Ardghal herausgebracht«, eröffnete er. »Er hat zugegeben, in Ruraks Diensten zu stehen. Damit haben wir einerseits einen handfesten Beweis dafür, dass der Verräter noch am Leben ist...«
»... und wissen andererseits, dass er es war, der Ardghal zu mir geschickt hat«, führte Yrena den Satz zu Ende. Dann verfinsterten sich ihre Züge, auf die der Schein der Flammen unstete Schatten warf. »Das beeinträchtigt meine Pläne«, gestand sie offen. »Ich hatte gehofft, nach dem Tod meines Bruders wäre Andaril aus Ruraks Blickfeld gerückt. Dieser Zauberer hat nichts als Leid über uns gebracht. Seine falschen Versprechungen sind schuld daran, dass mein Vater und mein Bruder tot sind. Er hat Andaril an den Rand des Abgrunds gedrängt und lässt noch immer nicht davon ab.«
»Ich denke, es gibt eine Lösung«, meinte Granock.
»Ich weiß, was Ihr mir jetzt vorschlagen werdet.« Sie nahm einen Schluck Wein. »Ihr werdet sagen, dass es an der Zeit ist, sich für eine Seite zu entscheiden. Dass ich nicht nur einen Waffenstillstand mit König Elidor schließen, sondern mich mit ihm verbünden sollte.«
»Ein solches Abkommen wäre zu beiderseitigem Vorteil«, stimmte Granock zu. »Im Augenblick unterhalten die königlichen Truppen noch eine ganze Legion an der Grenze zur Westmark aus Furcht, die großen Städte könnten ihre Neutralität aufgeben und erneut auf der Seite des Dunkelelfen in den Kampf eintreten. Durch ein Bündnis zwischen Euch und Tirgas Lan könnten sie andernorts eingesetzt werden. Im Gegenzug würde Elidor Euch Hilfe zusichern, falls Ihr angegriffen werdet.«
»Hilfe?« Yrena schaute ihn unverwandt an. »Wodurch denn? Durch ein Heer, das ohnehin schon am Ende seiner Kräfte ist? Ich fürchte, werter Lhurian, König Elidor verspricht mir etwas, das er nicht halten kann.«
»Er wird es nach Kräften versuchen«, versicherte Granock - mehr konnte er um der Wahrheit willen nicht sagen. Obschon er wusste, wie dringend sich Farawyn ein Bündnis mit Andaril wünschte, brachte er es nicht über sich, Yrena dafür zu belügen. Und er ertappte sich dabei, dass sein erwachtes Misstrauen dem Ordensältesten gegenüber dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielte.
»Das genügt mir nicht«, erklärte Yrena leise. »Wenn ich mich mit Elidor verbünde und meine Truppen für ihn ins Feld entsende, bleibt Andaril selbst schutzlos zurück - und ich habe viele Feinde, Lhurian. In den Hügellanden herrscht Chaos. Unter den Stämmen sind blutige Fehden ausgebrochen, seit Tirgas Lan dort nicht mehr für Ordnung sorgt. Viele der Clans stehen auf Seiten Margoks, außerdem die Oststädte, die Söldner angeworben haben. Girnag und Taik blicken schon lange voller Neid auf Andaril. Wenn ihnen zu Ohren kommt, dass ich für Elidor bin, werden sie mich angreifen.«
»Davon ist auszugehen«,
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