Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
nicht wahr? Du hattest niemals vor, sie Margoks Zugriff zu entziehen.«
»Anfangs doch«, schränkte Aldur ein. »Zu Beginn war ich tatsächlich töricht genug zu glauben, der Rat würde irgendwann mein Genie erkennen und ihm Tribut zollen. Aber dein Verrat und der Farawyns haben mir klargemacht, dass es dazu wohl niemals kommen würde, also entschied ich mich, meine eigenen Pläne zu verfolgen. Ich habe erkannt, dass es ein ungleich größeres Ziel gibt, als dem Rat und seinen Speichelleckern zu willfahren, also habe ich entsprechend gehandelt.«
»Du hast dich mit Margok verbündet«, flüsterte Granock, der nicht fassen konnte, dass er sich noch vor Kurzem um seinen einstigen Freund gesorgt und sich schwere Vorwürfe gemacht hatte. »Du bist ein Diener des Bösen geworden.«
»Sehe ich für dich aus wie ein Diener?«, fragte Aldur-Rothgan grinsend. »Vergiss nicht, dass ich wie ein König über diese Insel herrsche!«
»Dennoch bist du Margoks Büttel«, beharrte Granock, »und du bist ein Verräter. Statt dem Dunkelelfen den Zugang zu den Fernen Gestaden zu verwehren, hast du ihn bereitwillig geöffnet...«
»... und bin damit zum Herrn der Fernen Gestade geworden. Hier endlich kommen meine Fähigkeiten zur wahren Entfaltung, denn hier legt mir niemand Steine in den Weg.«
»Offensichtlich«, presste Granock trocken hervor, der seinem einstigen Freund mit wachsendem Entsetzen zuhörte. Nicht nur, dass Aldur alles verraten hatte, woran sie einst geglaubt hatten, und sich mit Margok verbündet hatte - er schien dabei auch den Verstand verloren zu haben.
»Und wer hat gesagt«, fuhr Rothgan mit vor Habgier verzerrten Zügen fort, »dass ich damit zufrieden bin, Margoks ergebener Diener zu sein? Irgendwann wird auch die Zeit des Dunkelelfen zu Ende gehen, und dann werde ich, Rothgan, seine Nachfolge übernehmen!«
Nun war Granock endgültig überzeugt, was Aldurs Geisteszustand betraf. »Du hast den Verstand verloren«, stellte er fest.
»Glaubst du?« Der andere lachte auf. »Und wenn ich dir sagte, dass es Gemeinsamkeiten zwischen uns gibt? Dass ich ebenso wenig Furcht davor empfinde, die Macht der Kristalle zu entfesseln, wie einst Qoray? Auch er hat sich gegen den Hohen Rat gestellt, genau wie ich. Und wie er«, fügte Rothgan hinzu und breitete die Arme aus, dass sich die weiten Ärmel seines Gewandes wie die Flügel eines Drachen entfalteten, »kann ich es jederzeit mit diesen Narren aufnehmen!«
Das höhnische Gelächter, in das er verfiel, ergoss sich wie Jauche über Granock. Angewidert verzog dieser das Gesicht und ballte die Fäuste, dass die Ketten klirrten. In all den Jahren, die seit ihrer Trennung verstrichen waren, hatte er niemals Zorn auf Aldur verspürt, obwohl im Grunde er es gewesen war, der ihn hintergangen und ihm seine Zuneigung zu Alannah verheimlicht hatte. Granocks eigenes Schuldbewusstsein und sein Schmerz über den Verlust hatten alle anderen Gefühle bei Weitem überwogen - nun jedoch hegte er zum ersten Mal Groll gegen seinen einstigen Ordensbruder.
Rothgan schien es zu bemerken, denn sein Gelächter verebbte jäh. »Was nun?«, fragte er. »Willst du mich angreifen?«
»Der Gedanke kam mir in den Sinn«, knurrte Granock.
»Nur zu, wenn deine primitive Natur dich dazu drängt. Du wirst allerdings feststellen, dass es vergeblich ist. Die Ketten, die du trägst, sind einem anmeltith unterworfen, der deine Zauberkräfte neutralisiert. In diesem Augenblick, Granock, bist du nichts weiter als ein Mensch. Erschütternd, nicht wahr?«
Er lachte erneut, und Granock, der tatsächlich fühlen konnte, dass die Fesseln seine magischen Kräfte schwächten, wusste nichts anderes zu tun, als in hilfloser Verzweiflung an ihnen zu zerren, was natürlich sinnlos war und Rothgans Heiterkeit nur noch mehr entfachte.
Wütend brüllte Granock auf. »Was hast du mit Alannah gemacht?«, wollte er wissen, aber Rothgan lachte nur einfach weiter, und Ardghal fiel in sein Gelächter mit ein.
Gemeinsam wandten sie sich zum Gehen und verließen die Kerkerzelle, erst auf der Schwelle blieb Granocks einstmals bester Freund noch einmal stehen und drehte sich zu ihm um. Der Irrsinn war aus seinen Zügen verschwunden, und kurz hatte Granock den Eindruck, zumindest einen Schatten Aldurs zu erblicken.
»Du hättest nicht kommen sollen«, beschied er ihm ruhig und ohne eine Spur von Häme, »denn nun wird dich meine Rache treffen - und sie wird tödlich sein.«
4. DGELANA
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