Die zauberhafte Tierhandlung Bd. 4 - Lotte und das Kaninchen-Wunder
nach rechts und links und schauderte. »Aber ich musste sehr lange regungslos dastehen. Mein Nacken ist immer noch ganz steif.« Sie warf Barney einen missbilligenden Blick zu. »Wer weiß, wie lange ich dort hätte bleiben müssen, aber dann, Lotte, hast du diesem Kaninchen befohlen, zu kommen.«
Barney nickte. »Du hast mit mir geredet«, sagte er mit stolzgeschwellter Brust. »Und ich habe geantwortet.«
Sofie verdrehte die Augen. » Sacré bleu «, brummte sie.
»Also … war Sofie bereits dort, als ich nach dir gerufen habe?«, schlussfolgerte Lotte.
»Selbstverständlich.« Sofie nickte. »Und als die alte Frau nach hinten gegangen ist, um Tee zu machen, habe ich seinen Käfig geöffnet – der einfachste Riegel aller Zeiten, warum er ihn nicht längst selbst geöffnet hatte, weiß der Himmel – und ihn gezwungen, mir hierher zu folgen.«
»Hat euch denn niemand bemerkt?«, fragte Onkel Jack entgeistert. »Ein Hund und ein Kaninchen, die zusammen die Straße entlanglaufen?«
Sofie zog die Nase kraus. »Ein paar Leute vielleicht«, räumte sie ein. »Aber es dämmerte schon.« Sie seufzte. »Und wir haben uns ständig versteckt. Wie ich bereits sagte, sind Kaninchen nicht besonders mutig.«
»Ich fürchte nicht«, sagte Barney zustimmend. Seine Schnurrhaare bebten.
»Wir suchen dir besser ein Plätzchen zum Schlafen«, sagte Onkel Jack nachdenklich. »Schläfst du gerne im Heu? Ich glaube, wir haben noch etwas im Lager. Oder vielleicht in einem Schuhkarton mit einem alten Handtuch darin, den wir in einen der größeren Käfige stellen?«
»Ein Schuhkarton …«, hauchte Barney selig.
Sofie warf einen ausdrucksvollen Blick auf ihr Samtkissen. »Ein Karton …« Sie schüttelte den Kopf. »Lotte, ich bin hungrig. Ich habe nur ein Fleischwurstbrot bekommen, seit ich die Tierhandlung verlassen habe. Und ein sehr kleines Plätzchen. Oder zwei. Und ein Bonbon, das jemand im Spielhaus liegen gelassen hat. Es klebten lauter Fusseln daran, Lotte, aber ich war am Verhungern … Und ich habe überhaupt keinen Kaffee getrunken.« Sie streckte eine Pfote aus, die zu zittern schien. »Ich brauche schleunigst Kaffee, siehst du?«
Als Lotte und Sofie am nächsten Morgen nach unten kamen, saß Barney an der offenen Tür eines Käfigs. Er musterte die Tierhandlung mit einer Miene faszinierter Verwunderung, sein kleines Näschen zuckte vor Glückseligkeit. Sein graues Fell besaß einen wunderschönen Schimmer – als wären es in Wahrheit eine Reihe unterschiedlicher Farbschattierungen, je nachdem aus welchem Winkel man ihn betrachtete.
»Hallo, Barney.« Lotte kitzelte ihn hinter den Ohren. »Hast du gut geschlafen?«
»Oh, ja, danke.« Er sah mit Besorgnis im Blick zu ihr hoch. »Aber ist dir schon aufgefallen: Mein Käfig steht offen!«
Sofie starrte ihn an. »Natürlich ist es uns aufgefallen! Wir sehen dich an! Deine Nase guckt daraus hervor!«
Barney machte einen entschuldigenden Satz nach hinten, seine Schnurrhaare zitterten.
»Ist schon gut, Barney. Wir schließen die Käfige normalerweise nicht ab«, erklärte Lotte. »Wenn der Laden geöffnet hat, versuchen wir dafür zu sorgen, dass sie geschlossen aussehen, für den Fall, dass Kunden hereinkommen, das ist alles. Du darfst jetzt aus dem Käfig kommen, wenn du möchtest.«
»Rauskommen?«, murmelte Barney, als verstünde er nicht ganz.
»Kaninchen.« Sofie schüttelte den Kopf. »Er hat nichts in der Birne, Lotte. Überfordere ihn nicht«, flüsterte sie.
Fred und Piet, die sich mit den anderen pinkfarbenen Mäusen einen Käfig einige Regalbretter über Barneys teilten, musterten ihn bereits interessiert. Fred hing kopfüber, während er sich von Piet zum Spionieren am Schwanz abseilen ließ. Lotte warf ihnen einen strafenden Blick zu. Sie hatte so eine Ahnung, dass die beiden ausprobieren würden, Arschbomben an seinem Käfig vorbei zu machen, und dann würde der arme Barney wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen. Fred bemühte sich angestrengt, unschuldig zu gucken, so als würde er nur ein bisschen Sport treiben, und Piet hievte ihn verblüffend schnell wieder nach oben.
Lotte lächelte Barney aufmunternd zu, und sie und Sofie ließen ihn allein, um frühstücken zu gehen. »Ich glaube nicht, dass Kaninchen tatsächlich unterbelichtet sind«, sagte Lotte nachdenklich.
»Dieses hier schon«, stellte Sofie nüchtern fest, während sie an den Müslipackungen schnupperte. »Nein. Die schmecken alle nach Pappe, diese Dinger. Ich möchte
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