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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Davids Besuch, als ich zurückkam. Sie sagte, er wäre unerwartet aufgetaucht, aber das stimmt auch nicht. Sie hatten erst am Abend vorher telefoniert. Aus irgendeinem Grund wollte sie mich aus dem Weg haben. So wie jetzt, nehme ich an. Außer, dass es damals nur für einen Tag war. Jetzt ist es für immer.«
    »Hat David jemanden namens Dobermann erwähnt?«
    »Wie war der Name?« Mace runzelte die Stirn, als versuche sie herauszufinden, was ihr daran bekannt vorkam.
    »Carl Dobermann.«
    »Nein. Nie. Aber es ist komisch, dass Sie den Namen kennen. Während Athene fort war, irgendwann Anfang November, rief ein Mann an und fragte nach ihr. Ferngespräch. Er sagte, er wäre Carl Dobermann.«
    »War er irgendwie seltsam? Vielleicht gestört?«
    »Vielleicht, jedenfalls merkwürdig. Aber wir haben nur ein paar Worte gesprochen. Er wollte mit Athene reden, nicht mit mir.«
    »Hat er eine Nachricht hinterlassen?«
    »Ja, gewissermaßen. Er hat gesagt, ich solle ihr ausrichten, er habe sich erinnert.«
    »An was erinnert?«
    »Das hat er nicht gesagt. Das war die ganze Nachricht: Er hätte sich erinnert.«
    »Haben Sie sie weitergegeben?«
    »Nein, habe ich nicht. Ich hatte es natürlich vor, aber ich habe es dann vergessen. Vielleicht habe ich auch geglaubt, er hätte sich verwählt.«
    »Aber er hat ausdrücklich nach Athene verlangt?«
    »Ja, das hat er.«
    »Dann kann er sich nicht verwählt haben, nicht?«
    »Nein, vermutlich nicht.«
    »Wie heißen Sie mit Vornamen, Mace?«
    »Phyllida. Warum?«
    »Das ist ein hübscher Name.«
    Sie errötete. »Keiner benutzt ihn jemals.«
    »Das ist schade.«
    »Schade, aber keine Tragödie. Hört sich an, als könnte er meine Grabinschrift werden.«
    »Warum wollen Sie nicht, dass ich nach Southwold gehe, Phyllida?«
    »Aus denselben Gründen, aus denen ein Teil von mir froh war, dort wegzugehen. In letzter Zeit hat Athene...« Mace senkte den Blick. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. »Sie erschreckt mich. Früher war sie tröstlich. Jetzt... ich weiß nicht. Etwas hat sich verändert.«
    »Ich muss hin.«
    »Warum?«
    »Wegen David, nehme ich an.«
    »Aber Sie haben ihn nie gekannt.«
    »Deswegen muss ich ja gehen.«
    »Tun Sie es nicht. Bitte.«
    »Ich muss!«
    »Ich flehe Sie an!« Sie legte ihre behandschuhte Hand auf seine. »Gehen Sie nicht.«
    »Was kann es schon schaden, eine kleine alte Dame zu besuchen, die am Meer lebt?«
    »Mehr, als wir beide uns vorstellen können.« Ihr Griff wurde fester. »Dieser Instinkt, den ich hatte! An dem Tag im Krankenhaus anzurufen, an dem David starb. Das war dasselbe Gefühl, das ich jetzt habe, über Sie und Athene.«
    »Was für ein Gefühl?«
    »Dass, wenn Sie sie besuchen...« Langsam und traurig schüttelte Mace den Kopf. »Dass Sie nicht zurückkommen.«

61. Kapitel
    Bis er Mace in den nächsten Zug nach London gesetzt hatte, hatte Harry den Bus nach Southwold verpasst. Doch solche kleinen Unannehmlichkeiten störten ihn nicht mehr. Dank einer Taxifahrt für sechsunddreißig Pfund erreichte er Southwold, während der Bus noch immer durch Saxmundham rumpeln musste.
    Der Morgen wirkte kälter und erstaunlich viel heller, als er in Ipswich gewesen war. Die Wintersonne funkelte und glitzerte auf dem Meer, während Harry aus dem geschäftigen Marktflecken zum grünen Rand des Städtchens ging, wo Avocet House im Schutz seiner Hecken und in einiger Entfernung von den Nachbarn auf einem kleinen Hügel lag.
    Er ging schnurstracks zur Tür und zog an der Glocke, hörte, wie deren Klang in der Halle sich mit dem Halbstundenschlag einer Uhr vermischte, und wartete auf Schritte oder eine Stimme. Doch es erfolgte keine Reaktion, auch nicht, als er nochmals läutete. Verblüfft stand er vor der Haustür, rieb sich die Hände warm und wurde sich zu seiner eigenen Verwirrung bewusst, dass er sicher gewesen war, Athene zu Hause zu finden - wegen eines unbewussten Argwohns, sie habe von seinem Kommen gewusst und Mace weggeschickt, damit niemand Zeuge ihrer Begegnung wurde.
    Da er weder warten noch untätig auf den Türstufen stehen wollte, ging er zur Rückseite des Hauses, vorbei an einer windzerzausten Hecke und durch den Garten, der vor dem Wintergarten lag, in dem sie ihn letztes Mal empfangen hatte. Ihr Korbsessel war leer, und keine Krücken lehnten am Tisch daneben. Er spähte durch das Fenster, drückte auf die Türklinke. Die Tür war verschlossen. Der Schlüssel steckte innen, die Ritzen in der Tür oben und unten deuteten darauf

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