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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Tandy. »Premieren können sehr anstrengend sein.«
    »Meinen Sie?«
    »Aber ja.« Sie schaute genauer hin. »Wenn ich Sie wäre, würde ich's im Dorchester versuchen.«

7. Kapitel
    Mrs. Tandys Einschätzung des Hotelgeschmacks der Brancasters erwies sich als zutreffend. Harry legte wieder einmal seinen abgenutzten Blazer und die ausgebleichte Krawatte an, ging am späten Nachmittag zum Dorchester und fragte mit so viel Selbstvertrauen, wie er aufbringen konnte, nach Mrs. Brancaster. Er wurde mit der Auskunft belohnt, sie sei tatsächlich Gast im Hause, im Moment aber ausgegangen.
    »Kann ich ihr etwas ausrichten, Sir? Oder möchten Sie lieber warten?«
    »Nun, äh...«
    »Oh, Sie brauchen gar nicht zu warten.« Der Empfangschef blickte über Harrys Schulter. »Da kommt die Dame gerade.«
    Harry wandte sich um und sah Hope Brancasters großen Auftritt in breitrandigem Hut, signalfarbenem Regenmantel und hochhackigen Stiefeletten. Hinter ihr folgte ein Hotelboy, in jeder Hand zwei Einkaufstüten aus der Bond Street, eine fünfte über die Schulter gehängt.
    »Dieser Herr hat nach Ihnen gefragt, Mrs. Brancaster«, sagte der Empfangschef, während er ihr den Schlüssel reichte. »Und wer sind Sie?« fragte Hope mit breitem kalifornischem Akzent. Harry war nah genug, um ihr berauschendes Parfüm und ihren makellosen Teint wahrnehmen zu können. »Harry Venning«, antwortete er prompt und lächelte beflissen. Da er Zweifel in Hopes Augen flackern sah, fügte er hinzu: »Davids Onkel.« Diese Lüge hatte er sich zurechtgelegt, um bis zu Hopes Zimmer zu gelangen. Jetzt, da er gezwungen war, Auge in Auge mit Hope davon Gebrauch zu machen, fragte er sich, ob Hope wohl wusste, dass David keinen Onkel hatte. Falls ja, konnte er sich auf einen schmählichen Abgang gefasst machen.
    Aber er hatte Glück. Glück - und etwas, womit er nicht hatte rechnen können. »Sie haben dasselbe Lächeln wie er. Wissen Sie das?«
    »Finden Sie?«
    »Haargenau! Aber merkwürdig, ich erinnere mich gar nicht, dass David Sie je erwähnt hätte.«
    »Ich habe schon eine ganze Weile keinen Kontakt mehr mit der Familie. Jetzt tue ich mein Bestes, um wieder Anschluss zu finden.«
    »Ach so.« Sie klapperte mit dem Schlüssel in ihrer Hand, als wolle sie ihm zu verstehen geben, dass sie nun keine Zeit mehr für ihn habe. »Also, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich hoffte, mit Ihnen über David sprechen zu können.«
    »Das ist vielleicht ein bisschen schwierig.« Ostentativ schaute sie auf die Uhr. »Ich bin in Eile.«
    »Es ist wirklich ziemlich wichtig.«
    Sie zögerte einen Augenblick und sagte dann: »Okay. Aber ich muss mich erst frisch machen. Ich treffe Sie in zehn Minuten in der Bar.«
    Eine halbe Stunde war vergangen, und Harry hatte ein exorbitant teures Bier geleert und ein zweites in Angriff genommen, als Hope Brancaster zu erscheinen geruhte. Wie es aussah, war sie nicht zu sehr in Eile gewesen, um sich nicht irgendwie in eine hautenge Kunststoffhose zu zwängen, die leise quietschte, als sie sich auf dem Stuhl Harry gegenüber niederließ. Harry konnte seine Enttäuschung darüber nicht ganz unterdrücken, dass ihr weites T-Shirt die bemerkenswerten Brüste, an die er sich von dem Zeitungsfoto erinnerte, völlig verbarg. Hope bestellte eine Virgin Mary und warf einen feindseligen Blick auf den Aschenbecher, aus dem sich der Rauch einer Karelia-Sertika-Zigarettenkippe kringelte.
    »Rauchen Sie diese Dinger«, fragte sie ohne jede Ironie, »oder räuchern Sie Fische damit?«
    »Tut mir leid«, sagte er achselzuckend.
    »Nicht so leid, wie es Ihnen tun sollte. Ich mag Lügner ebenso wenig wie Nikotinsüchtige.«
    »In Ordnung. Ich bin keins von beiden.«
    »Hören Sie mit dem Unsinn auf! Ich habe Iris angerufen. Sie hat Sie nach der Beschreibung erkannt. Ihren Namen allerdings nicht.«
    »Aha.«
    »Sie hat mir geraten, Sie rauszuschmeißen, ohne mir ein Wort von Ihnen anzuhören.« »So, hat sie?«
    »Das wollte ich auch tun!« »Aber?«
    »Sie erinnern mich wirklich an David. Komisch, wo Sie nicht mit ihm verwandt sind. Aber Iris versicherte mir, dass Sie das nicht sind.«
    »Ich bin sein Vater.«
    »Ihr Tod war bloß ein hässliches Gerücht, was?«
    »Iris und ich hatten eine kurze Affäre im Sommer vor Davids Geburt.«
    »Ach, was Sie nicht sagen!«
    »Hat David Ihnen das nie erzählt?«
    »Er hat nie auch nur eine Andeutung gemacht.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich nicht. Ist es nicht etwas spät, sich auf einmal als Vater

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