Die Zauberlehrlinge
besser wissen als ich.«
»Na ja, Vorhersagen trifft wohl zu. Ökonomische Projektionen, Klimavorhersagen, wie viele Milliarden Menschen es 2020 noch geben wird, denen man Cheeseburger verkaufen kann. Ziemlich großes Geschäft. Wenn David es ernster genommen hätte, hätte er vielleicht nie so geendet.«
»Warum nicht?«
»Weil er in Washington geblieben wäre und gutes Geld verdient hätte. Er hätte nicht in einem Hotelzimmer in Heathrow rumgesessen und sich überlegt, wie er die Finanzierung für das nächste Projekt zusammenkriegt.«
»Iris hat gesagt, er hätte genug Mittel für eine Art Forschungsinstitut gesammelt.«
»So, das hat er ihr erzählt. Wer würde schon die Erforschung höherer Dimensionen finanzieren, wenn er seinen Verstand beieinander hat? Was Sie nicht sehen können, können Sie auch nicht verkaufen. Das ist eine Lektion, die David niemals lernen wollte. Aber seit Globescope ihn gefeuert hatte...«
»Gefeuert?«
»So habe ich's gehört, jawohl. Zusammen mit Hammelgaard und Davids enger Freundin Donna Trangam.«
»Wer ist das?«
»Eine Neurobiologin. Gehirnexpertin, die glaubt, sie sei auch Expertin für Herzen. Komisch, aber so weit, bei Davids Behandlung zu helfen, reicht ihre Freundschaft nicht. Dabei ist sie sogar Spezialistin für komatöse Zustände, glaube ich. Aber jetzt, wo sie am meisten gebraucht würde, lässt sie sich nicht blicken. Eigenartig, finden Sie nicht?«
»Sie meinen, sie wäre vielleicht wirklich in der Lage, etwas für ihn zu tun?«
»Möglich ist es.«
»Und wo ist sie?«
»Da kann auch ich nur raten. Nein, vielleicht doch nicht. Früher war sie in Berkeley. Ich würde darauf wetten, dass sie dahin zurückgekrochen ist, als sie bei Globescope rausflog.«
»Warum flogen sie raus?«
»Weiß ich nicht. David wahrscheinlich, weil er zu viel von der Zeit des Konzerns für seine eigene Forschung abzweigte. Was die anderen angeht, da habe ich wirklich keine Ahnung.« Sie beugte sich auf ihrem Stuhl vor. »Und jetzt muss ich wirklich los, so interessant das alles auch sein mag. Wenn Sie etwas für Ihren Sohn tun wollen, Harry, dann überreden Sie Iris, ihn loszulassen. Er kommt nicht zurück. Jedenfalls nicht so, wie er war. Und das bedeutet, er kommt überhaupt nicht zurück.«
»Sagen Sie«, fragte Harry und hielt für einen Moment ihren Blick fest, »was glauben Sie, wie es gekommen ist, dass er diese Überdosis Insulin nahm?«
»Ich glaube, seit dem Rausschmiss bei Globescope kam er nicht recht weiter, und ich denke, das hat er vielleicht erkannt. Aber nageln Sie mich nicht darauf fest. Fragen Sie Adam Slade. Soviel ich weiß, hat er an dem Abend, an dem es passiert ist, mit David zusammen in seinem Hotel gegessen. Wenn irgendjemand Ihnen von Davids Verfassung zu diesem Zeitpunkt berichten kann...«
»Wer ist Adam Slade?«
»Haben Sie nie von ihm gehört?«
»Nein.«
In gespielter Überraschung rollte Hope die Augen. »Ich dachte, Sie hätten bloß dreißig Jahre keinen Kontakt mit David gehabt, nicht mit der Welt im allgemeinen. Adam Slade, der Magier. Sagt Ihnen das gar nichts?«
Harry schüttelte den Kopf.
»Man fasst es nicht! Adam bestimmt am wenigsten. Er ist wirklich eine ziemlich große Nummer. Hier und genauso in den Staaten. Er behauptet, bei einigen seiner Tricks die höheren Dimensionen zu manipulieren, daher kam Davids Interesse an ihm. Erstaunlich, dass sich ein brillanter Wissenschaftler von solchen Taschenspielertricks einwickeln lässt, nicht?«
»Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich weiß nicht mal, was höhere Dimensionen sind.«
»Nein. Das wissen Sie bestimmt nicht.« Hope lächelte ihn erheitert an. »Warum machen Sie sich nicht selbst ein Bild? Adam hatte die Unverfrorenheit, Steve und mir zwei Karten für die Show morgen Abend zu schicken. Er gibt im Palladium ein kurzes Gastspiel sogenannter Reiner Magie . Wir gehen nicht hin, also können Sie die Karten haben.« Sie nahm einen kleinen Umschlag aus ihrer Handtasche und legte ihn auf den Tisch. »Nehmen Sie eine Freundin mit.« Damit stand sie auf und ging; das weiche Licht glänzte auf ihren engen Hosen, während sie rasch davon stöckelte.
8. Kapitel
Wie sehr Adam Slade daran lag, sich bei den Brancasters einzuschmeicheln, merkte man an den ausgezeichneten Plätzen, auf denen Harry und Mrs. Tandy sich am folgenden Abend im Palladium wiederfanden. Die Sicht aus der mittleren Loge in der sechsten Reihe war kaum zu übertreffen, wenn man die magischen Talente Adam
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