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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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das Zubehör auf die Bühne: ein Tablett mit einer silbernen Kaffeekanne, Tasse und Untertasse, ein Paar hölzerne Reifen von fünfzehn Zentimeter Durchmesser und ein Seil. Das alles wurde auf einen runden Tisch gelegt. Freiwillige wurden auf die Bühne gebeten, und zahlreiche Hände fuhren in die Luft, darunter auch die von Harry. Er gehörte zwar nicht zu den Auserwählten, doch von seinem Platz aus konnte er alles klar und deutlich sehen. Was immer Hyperdimensionalität sein mochte, er würde sie bald in Aktion erleben.
    Slade bat die Freiwilligen, zwei Männer und eine Frau, auf die Bühne, fragte nach ihren Namen, machte ein paar Witzchen, um die Stimmung zu heben, und griff nach dem Seil. »Professor Zöllner von der Universität Leipzig unterzog meinen Urgroßvater mehreren Tests bezüglich der Hyperdimensionalität, die er alle bestand, wenn auch nicht unbedingt so, wie Professor Zöllner sich das vorgestellt hatte. Wie es scheint, hatten die Slades immer Sinn für Humor.« Er grinste, gab jedem der beiden Männer ein Ende des Seils und bat sie, sich so weit voneinander entfernt aufzustellen, dass das Seil in einem Halbkreis zwischen ihnen hing. »Wer kann einen Achterknoten in dieses Seil knüpfen, ohne dass Mark oder Neil ihr Ende loslassen?« Keiner meldete sich. »Für diejenigen, die an die drei räumlichen Dimensionen gebunden sind, ist es unmöglich. Für jemanden, der das nicht ist, ist es so einfach, wie einen Schnürsenkel zu binden.« Er streckte den Arm aus, fuhr mit der Hand an der durchhängenden Seilschlinge entlang, hakte seinen Zeigefinger darüber, vollführte eine rasche, zwirbelnde Bewegung, und... heypresto, wie der Große Caldenza vermutlich gesagt hätte, bildete das Seil einen wohlgeformten Knoten in Achterform, ohne dass einer der beiden Männer sein Ende losgelassen hätte. Stürmischer Applaus.
    »Kaffee für die Dame«, sagte Slade, ging zum Tisch hinüber und füllte die Tasse. Er reichte sie der Frau, und als diese einen Schluck getrunken hatte, fragte er: »Wie lange sind Sie schon verheiratet, Amanda?«
    »Achtzehn Monate«, antwortete sie zögernd.
    »Und Sie tragen ständig den Verlobungsring und auch den Ehering?«
    » Ja «
    »Immer in der gleichen Anordnung - den Verlobungsring vor den Ehering gesteckt?«
    »Ja, natürlich.«
    »Bis heute Abend.«
    »Was? Nein, ich...« Doch als sie ihren Ringfinger betrachtete, hätte sie vor Überraschung beinahe die Kaffeetasse fallen lassen; Slade musste sie ihr abnehmen.
    »In welcher Reihenfolge tragen Sie sie heute Abend, Amanda?«
    »Um... umgekehrt.«
    »Wenn ich versucht hätte, sie Ihnen abzustreifen, als ich Ihnen die Tasse reichte, hätten Sie das gemerkt, nicht wahr? Und außerdem ist es ziemlich heiß hier drinnen, also kleben sie vermutlich ein bisschen. Aber nicht, wenn man sie einfach hochhebt und vertauscht.«
    Amanda wirkte so ehrlich schockiert, wie das Publikum ehrlich überrascht war. Harry wusste nicht, was er denken sollte. Doch ehe er Zeit hatte, darüber nachzudenken, war Slade schon weitergegangen.
    »Alles in Ordnung, Amanda. Ihre Ringe sind völlig unbeschädigt. Trinken Sie Ihren Kaffee aus, er wird Sie beruhigen.«
    Sie nahm die Tasse wieder entgegen, hob sie gehorsam von der Untertasse, um zu trinken, und hielt dann inne. »Sie ist leer«, sagte sie erstaunt.
    »In der Tat«, sagte Slade. »Nun, was habe ich wohl damit gemacht?«
    Weiterer Applaus.
    »Machen Sie sich nichts draus. Ich gieße Ihnen eine neue ein.« Inzwischen wirkte Amanda wie jemand in hypnotischer Trance. Danach schlenderte Slade zu Mark und Neil hinüber. »Sie können jetzt loslassen, Gentlemen«, sagte er, nahm das Seil weg und händigte jedem der Männer einen der hölzernen Reifen aus. »Zeit für einen gesunden kleinen Wettbewerb. Die Kaffeekanne ist aus massivem Silber. Sie gehört Ihnen, wenn Sie Ihren Reifen über sie werfen können. Kinderleicht, nicht? Prüfen Sie zuerst die Reifen. Ziehen Sie daran, drehen Sie sie. Beißen Sie hinein, wenn Sie wollen.« Nachdem Mark und Neil die Reifen zu ihrer Zufriedenheit geprüft hatten, trat Slade zurück und forderte sie auf: »Werfen Sie! Möchten Sie beginnen, Mark?«
    Doch es spielte keine Rolle, wer anfing. Quer über die Bühne und nervös, wie sie waren, schafften es beide nicht zu treffen. Marks Reifen war zu kurz geworfen, während der von Neil weit über die Kaffeekanne hinaus segelte. Slade sammelte sie mit gespieltem, augenrollendem Unwillen wieder ein; dann zielte er selbst

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