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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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sorgfältig, als wolle er dem Publikum zeigen, wie man das machte. Doch was er vorführte, war etwas ganz anderes. Der erste Reifen flog langsam und niedrig durch die Luft, traf das Tischbein etwa in halber Höhe und prallte ab. »Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, muss man es anders versuchen«, bemerkte Slade ungerührt. Fast beiläufig warf er den zweiten Reifen. Der traf ebenfalls das Tischbein, prallte diesmal aber nicht ab. Statt dessen legte er sich irgendwie um das Tischbein, und man konnte sehen, wie er daran abwärts kreiselte. Einige Leute standen auf, andere rissen verblüfft den Mund auf. Auch Harry war sprachlos. Er war nicht sicher, dass Houdinis Geheimnisse eine Erklärung für das enthielt, was er eben gesehen hatte. Er wusste nicht genau, ob man es überhaupt erklären konnte. Aber es war passiert.
    Unter rauschendem Beifall entließ Slade die Freiwilligen von der Bühne. Als Amanda gehen wollte, bat er sie, nach ihren Ringen zu sehen. Und zu ihrer höchsten Verblüffung, die allgemein geteilt wurde, steckten die Ringe wieder in der ursprünglichen Reihenfolge an ihrem Finger.
    Dann wurden die Gegenstände weggetragen, und die Musik ging zu einem ausgelassenen Rhythmus über. Zwei Clowns kamen auf Einrädern auf die Bühne gefahren und beschrieben ein paar wacklige Kreise. Dann stieg einer von ihnen ab, gab Slade sein Rad und machte sich davon. Ein Drahtseil wurde heruntergelassen, das Slade am Sattel einklinkte, ehe er zurücktrat und das Rad knapp zwei Meter über den Boden hochgezogen wurde. Dasselbe geschah mit dem zweiten Einrad, nur wurde es deutlich höher aufgehängt. Die beiden Räder hingen etwa dreieinhalb Meter voneinander entfernt in einem rechten Winkel zueinander. Beleuchtung und Musik bekamen jetzt etwas Bedeutungsvolles, während Slade die beiden Räder in drehende Bewegung versetzte.
    Langsam wurden die Drahtseile näher zusammengeführt, und Slade rannte in der immer kleiner werdenden Lücke zwischen den Rädern hin und her, um die Drehbewegung aufrechtzuerhalten und noch zu beschleunigen. Was passieren würde, wenn die Räder sich trafen, schien auf der Hand zu liegen: ein schlichter Zusammenstoß von Gummireifen und Metallspeichen. Doch Slade sprang wieder von einer Seite auf die andere. Sein Kopf zuckte hin und her, und seine Hände bewegten die Reifen fast so schnell, wie sie sich drehten. Die Musik wurde noch lauter, im Bühnenhintergrund wallte türkisfarbener Rauch auf, und plötzlich trafen sich die beiden Räder und standen auf einen Schlag still; Reifen und Speichen beider Räder waren ineinander verflochten.
    Zuerst herrschte Stille. Dann, als die Zuschauer erkannten, was da passiert war, brandete tosender Applaus auf. Als er verklang und die beiden bizarr ineinander verschlungenen Räder entfernt worden waren, sagte Slade: »Mein Urgroßvater hat das mit den zwei Hochrädern nie geschafft. Schade, finden Sie nicht?«
    Das Publikum stimmte begeistert zu. Unter enttäuschten Ausrufen der Zuschauer verkündete Slade dann, seine hyperdimensionalen Kräfte seien für diesen Abend erschöpft. Es folgten noch ein paar von ihm selbst so bezeichnete Tricks mit Spielkarten, Handschellen und weißen Kaninchen mit schwarzen Hüten, ehe Slade sich davonmachte, indem er aus einem scheinbar ausbruchsicheren Safe verschwand, um mitten im Publikum wieder zu erscheinen. Dann sprang er zurück auf die Bühne und verbeugte sich zum Abschied.
    »Wie fanden Sie es, Mrs. Tandy?« fragte Harry, als die Bravorufe verstummt waren und sie aufstanden, um zu gehen.
    »Eindrucksvoll, wirklich eindrucksvoll. Aber wenn er tatsächlich, wie hat er noch gesagt, wenn er wirklich Objekte in höheren Dimensionen manipulieren kann, warum hält er sich dann damit auf, auf so anstrengende Weise sein Geld zu verdienen? Warum bedient er sich nicht einfach mit ein paar Goldbarren, wenn er an der Bank von England vorbeikommt?«
    Eine vernünftige Frage. Harry dachte noch über die Antwort nach, als sie den Mittelgang erreichten, wo sie ein nervös aussehender junger Mann im Abendanzug ansprach. »Mr. und Mrs. Brancaster?« fragte er zweifelnd.
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte Mrs.Tandy.
    »Aber enge Freunde von ihnen«, warf Harry ein. »Wir sind an ihrer Stelle hier, könnte man sagen.«
    »Oh, nun ja, in diesem Fall... ich denke, dann ist es angebracht... Wissen Sie, Mr. Slade hoffte, die Brancasters würden nach der Show bei einem späten Imbiss seine Gäste sein.«
    »Aber ja doch«, sagte Harry. »Sie

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