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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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zwanzig Kilo und fünfundzwanzig Jahren mehr auf dem Buckel würde wohl ähnlich aussehen wie Sie.«
    »Vielen herzlichen Dank.«
    »Nehmen Sie das als Kompliment, Mr. Barnett. Ich habe Mr. Venning einmal getroffen, Davids juristischen Vater, wie man ihn wohl nennen sollte. Sie sind eine Verbesserung, glauben Sie mir. Aber kommen wir zur Sache. Was führt Sie her?«
    »Ein paar von Davids Habseligkeiten scheinen zu fehlen. Das macht die Umstände seiner Überdosis Insulin fragwürdiger, als die meisten Leute anzunehmen scheinen.«
    »Welche Habseligkeiten genau?«
    »Seine mathematischen Notizbücher. Wie ich hörte, hatte er die neuesten immer bei sich. Hatte er sie auch bei sich, als er Sie zuletzt besucht hat?«
    »Ja, mit ziemlicher Sicherheit. Wir haben ein paar seiner neuesten Arbeiten durchgesehen. Ich schmeichle mir, dass er noch immer Wert auf meine Meinung legt. Mathematiker haben ihre Blütezeit früh, Mr. Barnett. Manch einer würde denken, dass David seine besten Jahre schon hinter sich hatte, auch ohne... Was eine Siebzigjährige wie mich betrifft, nun, die heutige Generation betrachtet mich als Museumsstück. Zumindest der Teil, der nicht annimmt, dass ich schon längst tot bin. David besitzt die ungewöhnliche Fähigkeit, sich nicht um die aktuelle Mode zu kümmern, wenn er mathematische Bedeutungen bewertet. Diese Fähigkeit hat seine Karriere nicht gerade gefördert. Das könnte allerdings ganz anders aussehen, wenn es um die Nachwelt geht.«
    »Sie meinen, dass David einer wichtigen Entdeckung auf der Spur ist?«
    »Vielleicht. Um ehrlich zu sein, ein paar seiner Berechnungen gingen ein wenig über meinen Horizont. Mein Geist ist einfach nicht mehr so beweglich wie früher. Ich kann nur hoffen, dass das Emphysem mich erledigt, ehe es die Alzheimersche Krankheit tut.«
    »Aber Sie haben gesehen, woran er arbeitete?«
    »Einen Teil davon. Alles wollte er mir nicht zeigen. Er sagte, ein großer Teil des Materials sei zu spekulativ, um ihn mitzuteilen. Aber er hatte anscheinend eine Menge Material. Die Freiheit, die er seit dem Verlassen von Globescope genoss, hat er offensichtlich genutzt.«
    »Hat er gesagt, warum er Globescope verlassen hat?«
    »Nicht genau. Er wurde vor ein paar Jahren dort angestellt, zusammen mit etwa einem halben Dutzend Spezialisten anderer Disziplinen, um am bislang ehrgeizigsten Projekt der Firma zu arbeiten. Projekt Sibylle wurde es genannt, vermutlich nach der antiken Prophetin. Das Ziel war die Erstellung eines detaillierten und genauen Modells vom Zustand der Welt in fünfzig Jahren. Ein Konsortium aus internationalen Gesellschaften wollte eine langfristige Sicht auf ihre Ziele und die Art und Weise, wie sie zu erreichen wären. Futurologie ist im Augenblick so etwas wie das Steckenpferd des Big Business, glaube ich. Ich wage zu sagen, dass der englische König Ethelred the Unready vor tausend Jahren auf etwas Ähnliches aus war. Aber er konnte dafür nicht Globescope anheuern, nicht wahr?«
    »War das Projekt denn abgeschlossen?«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, aber David hat sehr wenig darüber gesagt. Er erwähnte flüchtig irgendeine Meinungsverschiedenheit mit dem Präsidenten von Globescope und beließ es dabei.«
    »Dieselbe Meinungsverschiedenheit, die auch vier andere Wissenschaftler zum Gehen veranlasste, von denen zwei inzwischen tot sind?«
    Dr. Tilson fuhr überrascht auf. »Tot?«
    »Ein kanadischer Biochemiker, Marvin Kersey, und ein französischer Soziologe, Gerard Mermillod. Innerhalb von vierzehn Tagen nach Davids versehentlicher Überdosis starben sie. Auch durch Unfälle. Das macht einen nachdenklich, nicht?«
    »Ja, das tut es allerdings.«
    »Hat David sie im Zusammenhang mit dem Projekt Sibylle erwähnt?«
    »Nach meiner Erinnerung nicht. Aber wissen Sie, Globescope und das Projekt Sibylle waren für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Sie zahlten gut. Und er brauchte Geld, die Art Geld, die anscheinend nur amerikanische Unternehmer bieten können, um sein Steckenpferd zu finanzieren: eine Akademie zur Erforschung des Hyperdimensionalen. Passenderweise sollte sie HYDRA heißen. Das beschäftigte ihn, als er herkam. Die Welt der höheren Dimensionen, nicht die Futurologie.«
    »Und darum handelte es sich bei seinen neuesten Arbeiten?«
    »Natürlich. In gewissem Sinn drehte sich seine gesamte Arbeit darum, seit seinem Studium. Ich sah sofort, wie vielversprechend er war. Dasselbe gilt für sein Interesse an höheren Dimensionen. Manchmal überwog das

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