Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard

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gehalten. Als die Sache außer Kontrolle geriet, machte sie Theater. Sie machte immer Theater. Heute managt sie eine geologische Feldstation in Grönland. Das dürfte sie abgekühlt haben.«
    »Wer war Ihr anderer Freund?«
    »Sie wissen, wer er war.«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Sie oder er, ich dachte, Sie wären alle Dänen. Ich war zu betrunken, um groß darauf zu achten.«
    »Er hat damals kein Wort gesagt. Er überließ es mir, Hanne beschwichtigend zuzureden. Er war sehr zurückhaltend. Damals verstand ich nicht, warum. Nach Lindos zu fahren war zwar seine Idee, aber ich hatte gedacht, wir wären zufällig in die Bar geraten. Aber so war es nicht, nicht wahr? David hatte die Bar absichtlich ausgesucht. Er wollte Sie sehen, herausfinden, wie Sie waren. Das muss es gewesen sein.«
    Und was hatte David gesehen? Nach der Mühe, seinen Vater aufzuspüren, von der Harry gemeint hatte, er habe sie sich nie gemacht? Er hatte einen Mann in mittleren Jahren gesehen, der einen betrunkenen Narren aus sich machte. Und falls er vorgehabt hatte, sich zu erkennen zu geben, hatte er es sich zweifellos anders überlegt, als ihm klarwurde, wem er sich da zu erkennen gäbe.
    »Vermutlich sollten wir froh sein.«
    »Warum?«
    »Weil ich die Geschichte, die Sie Margrethe erzählt haben, sonst nicht geglaubt hätte. Ich hätte sonst den Mann nicht gekannt, den ich im Kong Knud ein und aus gehen sah, und ich hätte diese Verabredung nicht getroffen. Sie haben meiner Schwester gesagt, ich sei in Gefahr, und Sie hatten recht. Aber Sie wissen nicht, in wie großer Gefahr. Das können Sie nicht wissen. Andernfalls wären Sie nicht hergekommen. Sie wären verrückt gewesen, wenn Sie dann gekommen wären.«
    »Warum?«
    »Weil die jetzt auch hinter Ihnen her sind. Wenn ich heute nacht in eine Falle gegangen bin, Harry, dann sind Sie das auch.«
    Sie gingen in westlicher Richtung durch immer schmalere und verlassenere Straßen. Hammelgaard wählte einen so labyrinthischen Weg, dass er Harry ziellos vorkam und völlig verwirrend. Nicht, dass es eine Rolle spielte, wohin sie gingen. Ihr Ziel war das, was sie sprachen. Hammelgaard wollte wissen, wie Harry von der Existenz seines Sohnes und von dessen Zustand erfahren hatte. Er wollte wissen, was ihn nach Kopenhagen geführt hatte. Was er hörte, gefiel ihm nicht.
    »Die telefonische Nachricht, der Zeitungsausschnitt - das sind Mitteilungen, für die Sie keine Erklärung haben. Aber ich schon, Harry. Sie sind der Spürhund, ich bin die Zielscheibe. Die müssen gewusst haben, dass Sie in der Lage sein würden, mich ausfindig zu machen. Aber wie? Wie konnten sie das wissen? Und warum sind sie Ihnen heute Nacht nicht gefolgt? Keiner hat Sie zum Kongens Nytorv verfolgt, da habe ich mich vergewissert. Aber warum nicht? Worauf warten die?«
    »Von wem reden Sie?«
    »Globescope, Harry. Byron Lazenby und wen immer er dafür benutzt. Sie haben Gerard und Marvin umgebracht, sie haben dafür gesorgt, dass David im Koma liegt, und sie werden sich damit nicht zufriedengeben.«
    »Warum haben Sie dann eingewilligt, mich zu treffen?«
    »Weil ich eine Botschaft an die anderen von uns habe, und Sie sind der einzige mögliche Überbringer.«
    »Ich überbringe keine Botschaften, solange ich die Wahrheit nicht kenne.«
    Hammelgaard sah sich um. »Was ist seit unserer letzten Begegnung mit Ihnen passiert, Harry? Gewöhnlich sind Schluckspechte nicht so zäh.«
    »Sie haben mich an einem schlechten Tag erwischt.«
    »Wie schade. Für Sie und David.«
    »Das versuche ich jetzt gutzumachen.«
    »Seinetwegen?«
    »Auch meinetwegen.«
    »An Ihnen ist eindeutig mehr dran, als man auf den ersten Blick sieht. David dachte, es sei nicht der Mühe wert, sich mit Ihnen abzugeben, fürchte ich. Er war deprimiert, als wir nach Rhodos-Stadt zurückkamen, richtig düsterer Laune. So konnte er manchmal sein. Der Preis für mein Genie, pflegte er zu sagen. Bescheidenheit gehörte nie zu seinen Fehlern. Aber in dieser Nacht war es anders. Tiefer, schärfer.«
    »Warum waren Sie auf der Insel?«
    »Um über höhere Dimensionen zu diskutieren und gleichzeitig Ferien zu machen. Ich hatte David früher im Jahr bei einer Konferenz in Los Alamos kennengelernt. Er plante da bereits für den Sommer eine Zusammenkunft von Leuten, die seine Begeisterung für das Thema teilten. Den Treffpunkt hatte er vorgeschlagen. Er schien dabei Hintergedanken zu haben. Jetzt weiß ich, welche.«
    »Der Mann, den er für seinen Vater gehalten hatte,