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Die Zauberquelle

Titel: Die Zauberquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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brachte, sich anständig zu rasieren und zu waschen und sich jeden Tag zu kämmen.
    Als wir Hufgeklapper auf der hölzernen Zugbrücke hörten, blickten wir auf und sahen zwei Augustinermönche auf Maultieren durch das Burgtor reiten.
    »Mama, guck mal, Besucher. Wer das wohl sein mag?« Cecily zeigte auf die beiden Gestalten in Augustinerkutte, die im Burghof verschwanden.
    »Das frage ich mich auch. Machen wir Schluß und bringen wir alles ins Haus. Dann sehen wir ja.«
    Doch als wir alles eingesammelt hatten und miteinander auf den äußeren Burghof kamen, hatte das Schicksal schon seinen Lauf genommen. Sir Hubert stand am Kopf der Treppe mit der Peitsche in der Hand und dem Jagdhorn am Gürtel und war sichtlich verärgert, daß er aufgehalten wurde. Am Fuß der Treppe hielten Stallknechte Pferde und ungeduldige Hunde, die dem weiteren Vorgehen der Mönche Einhalt geboten, und so mußten sie die Treppe hochschreien, wenn sie gehört werden wollten. Hinter Sir Hubert ließ sich Hugo im dämmrigen Torbogen blicken, Gilbert natürlich nirgendwo.
    »Sagt dem berockten alten Weib im Kloster, daß er sich mit seiner außergerichtlichen Regelung den Hintern abwischen kann!« brüllte der alte Mann.
    Madame und ich blickten uns an. Einer der Mönche versuchte, etwas zu sagen, aber wir hörten nicht, was. Der alte Mann offenbar auch nicht. Darauf brüllte der Mönch: »Er hat gesagt, er würde es sehr ungern sehen, wenn er eine alte Familie so entehren müßte, daß er Vater und Söhne wegen Fälschung ins Gefängnis brächte…«
    »Ha! Dann richtet dem widerlichen Stallputzer aus, wir wissen, daß er dieses Angebot nur macht, weil er weiß, wir gewinnen! Unser Gönner ist der MÄCHTIGE HERZOG VON LANCASTER! DAS richtet ihm aus!«
    »Ein Jammer, daß der Herzog in Calais weilt und niemand weiß, wann er zurückkommt. Zweifellos ist der Fall bereits verhandelt, bevor ein Brief vom Herzog beim Richter eintrifft…«
    »Worte! Leere Worte, ihr Schleimscheißer! Richtet dieser Schlange, diesem Mistkerl, eurem sogenannten Abt aus, daß WIR ihn vor ein geistliches Gericht zerren – wegen Diebstahls, wegen Falschaussage, wegen Fälschung, wegen falscher Anschuldigungen! Der sieht die Sonne nie wieder!«
    »Nun gut, Ihr seid gewarnt. Unser Abt holt sich aus London bereits seine eigenen Fachleute, die die Siegel auf Eurer sogenannten Charta vor den Augen des königlichen Richters höchstpersönlich prüfen.«
    »Meine Siegel prüfen? Nur immer zu! Ich nehme den Fehdehandschuh auf! Wir haben die echten Siegel Wilhelms des Eroberers, der MEINEM AHNEN den Besitz zusichert und nicht einem Haufen katzbuckelnder, plärrender, Psalmen leiernder MÖNCHE! Und jetzt raus! Runter von meinem Hof, runter von meinem Land und zurück in eure Hundehütte!« Der alte Mann kam peitscheschwingend die Treppe heruntergepoltert, und die Augustinermönche machten kehrt und rannten zu ihren angebundenen Maultieren.
    »O weh«, sagte ich zu Madame. Als Antwort seufzte sie nur. Wenn sie wüßte, dachte ich. Dann sah ich den Ausdruck in ihren Augen. Sie wußte Bescheid. Wußte alles.

Kapitel 24
    F rag Vater, was die Reiterschar bedeutet, die da durchs Tor geritten kommt«, rief Gilbert mir zu. Ich stand mitten im Palas und beaufsichtigte einen Knecht, der mit Hilfe eines Hakens am Ende einer sehr langen Stange ein geräuchertes Wildbretviertel von den Dachsparren holte, und dachte bei mir, daß ich schon Leichen am Galgen hatte hängen sehen, die appetitlicher aussahen. Vielleicht, so überlegte ich, kommt die schlechte Laune in dieser Familie daher, daß sie so viel Aas ißt. Gilbert und sein Vater sprachen seit fast zwei Wochen nicht mehr miteinander, und das machte das Leben in diesem Haus allmählich unerträglich. Gilbert stand viel näher bei seinem Vater als ich, das heißt kaum ein halbes Dutzend Schritt entfernt am anderen Ende des Palas neben dem wurmstichigen und zerkratzten alten Eichenschirm, der zwischen dem Palas und der geöffneten Haustür stand. Sie kehrten sich den Rücken zu. Mein Schwiegervater wandte den Kopf ein wenig in meine Richtung und brüllte in den Palas hinein: »Lady Margaret, sagt Eurem Nichtsnutz von Ehemann, daß sie auf meine Fehdeerklärung hin kommen.«
    »Margaret«, brüllte Gilbert seinerseits, ohne jedoch den Kopf zu wenden, »sag Vater, daß er für Turniere zu alt ist. Er sollte lieber das Bett hüten.«
    »Margaret«, brüllte Sir Hubert, »sagt diesem Blödian Gilbert, wenn er seinen Nabel von seiner Nase

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