Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
lautes Männerlachen zog Arans Aufmerksamkeit auf sich.
Es stammte von einem breitgebauten Morvannen in heller Wildlederkleidung. Eine dünne Strähne seines schwarzen Haares hatte er geflochten und eine Vogelfeder hineingebunden.
Er erkannte den Mann sofort wieder. Eine Aura aus Macht umgab den Fremden.
Michaela hatte sich bei ihm und Ku’guar eingehakt und wirkte sehr zufrieden. Die drei kamen vom See herüber.
Der Morvanne trat zu ihm und Juliane. Sein Eindruck hatte ihn nicht getäuscht, als sich der Mann vorbeugte, erkannte er die Wilde Magie, die in diesem schlummerte. Eine Magie, stärker als seine eigenen, ungeschulten Fähigkeiten.
»Du wolltest mich aus den Händen der Todesreiter befreien«, begrüßte Aran ihn. »Es erleichtert mich, dich wohlauf anzutreffen.«
Der Mann nickte lächelnd.
»Ich danke dir.«
Der Morvanne winkte ab. »Der Kreis hat sich geschlossen. Ich habe dir geholfen, deine talca und ihre Schwester haben mich gerettet.« Er setzte sich. »Ich möchte mir deine Verletzungen ansehen.«
*
Juliane hing würgend über dem Baumstamm. Mittlerweile wusste sie sicher, schwanger zu sein. Sie fühlte sich verwirrt und ängstlich, überlegte, ob sie sich darüber freuen wollte oder nicht. In den letzten Jahren hatte sie davon geträumt, bei Aran zu sein, mit ihm zu leben und sogar ein Kind mit ihm zu haben. In ihren Wunschträumen gab es keine Höllenwesen, keinen wiedergekehrten Kloob oder drohenden Tod. Der Traum sah vor, glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage mit ihm zu leben. Aber das wahre Leben versprach kein Happy End.
Die Bedrohung durch Kloob schwebte wie ein Damoklesschwert über ihr, und selbst wenn der Schwarzmagier besiegt würde, gab es da noch eine verschmähte Frau aus Arans Vergangenheit - und es bestand die Gefahr, dass die Schicksalsmächte sie in ihre alte Welt zurück verbannten.
Sie würgte einige Male trocken, erkannte, dass ihr Magen nichts mehr von sich geben wollte, und richtete sich vorsichtig auf. Der Brechreiz ließ nach mehreren Atemzügen nach. Sie griff nach dem Wasserschlauch, spülte sich den Mund aus und spie aus. Vorsichtig trank sie ein paar Schlucke.
Juliane setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Das Brennen in ihrem Magen, das das Erbrechen stets begleitete, beruhigte sich.
Aus dem Nichts, wie ihr schien, schreckte sie eine männliche Stimme auf.
»Weshalb so traurig, da ‘ischáa?« Shaara reichte ihr einige Blätter und setzte sich neben sie auf den entwurzelten Baumriesen. »Hier, kau das, das nimmt die Übelkeit.«
Zögernd steckte sie sich die Kräuter in den Mund. Sie schmeckten nach Minze, und schon nach kurzer Zeit merkte sie, wie die Übelkeit wich.
»Ich bin nicht traurig«, leugnete Juliane.
Shaara legte ihr die Hand auf den Bauch und schloss die Augen. Seine Berührung fühlte sich angenehm und warm an, dennoch verspürte sie den Wunsch, sich ihm zu entziehen. Sie war überzeugt davon, dass er mehr tat, als nur die Hand aufzulegen.
»Es wird ein Junge werden. Er ist stark wie seine Mutter und talentiert wie sein Vater.« Er öffnete die Augen und zog seine Hand fort. In diesem Moment bedauerte sie den Verlust des Körperkontakts. »Er kommt im Frühling zur Welt. Wenn der Mond voll am Himmel steht.«
Der Schreck, dass Shaara so deutlich über ihren Zustand Bescheid wusste, durchzuckte sie bis ins Mark. In ihrem Bauch blubberte es.
»Woher …« Juliane starrte Shaara schockiert an. War ihr Zustand etwa offensichtlich? Sie musterte ihren Bauch prüfend, doch er wirkte noch immer flach. Vielleicht eine leichte Wölbung, doch die fiel nicht einmal ihr auf, außer sie inspizierte sich mit Argusaugen.
»Ich bin ein Foidur. Die Geheimnisse des menschlichen Lebens kann man vor mir nicht verbergen.« Dann lächelte er breit. »Außerdem habe ich dich beobachtet. Du übergibst dich jeden Morgen, isst aber mit großem Appetit.«
Juliane blickte Hilfe suchend in den Himmel. Kälte erfasste sie. »Was soll nur aus uns werden?«, flüsterte sie und fühlte, wie ihre Augen erneut in Tränen schwammen.
»Ist Aran nicht der Vater?«, erkundigte sich Shaara und ohne den Hauch eines Vorwurfs.
»Natürlich ist er es.« Shaaras Verständnis milderte ihre Furcht.
»Kann ich dir helfen? Was bereitet dir Sorgen?« Er ergriff ihre Hand und legte seine zweite darüber. Juliane genoss die schützende Umarmung seiner Hände.
»Michaela und ich kommen von sehr weit her. Das
Weitere Kostenlose Bücher