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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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Berg zu benachrichtigen.«
    Mein lieber Schieber, das würde ich aber brühwarm meinen Eltern erzählen. Die Schüler völlig unbeaufsichtigt in der Kantine zu lassen – und sei es nur ein paar Minuten lang -, das war nicht nur unverantwortlich, sondern grob fahrlässig und garantiert ein plausibler Grund, um rechtliche Schritte gegen die Schule einzuleiten.
    Ich begab mich wieder in die Kantine, um mich den niederträchtigen Primitivlingen zu stellen, die dort meiner harrten. Mit denen wurde ich auch alleine fertig. Wenn sie glaubten, sie könnten mir Angst einjagen, hatten sie sich gründlich getäuscht!
    Als ich mit geballten Fäusten kampfbereit die Kantine betrat, hatte sich die ganze Horde an der Tür versammelt.
    Plötzlich fand ich mich in einer Kurzfassung von Herr der Fliegen wieder.
    »Wer hat mein Mittagessen verdrückt?«, schrie ich sie an. Ich fürchtete mich noch immer nicht vor ihnen. Pah!
    »Na, was ist?«, höhnte Dana Stanbury. »Keine Erwachsenen da, die dir zu Hilfe eilen könnten?«
    Gelächter.
    »Wer hat mein Mittagessen verdrückt?«, wiederholte ich, obwohl mir allmählich mulmig zumute war. Es stand immerhin fünfzehn gegen einen.
    »Es war bloß ein vergammeltes Hackbratensandwich«, ätzte Greg Rice und rieb sich den Bauch. »Ich glaub, ich habe mir damit den Magen verdorben. Ich hätte es wissen müssen. Du bist so ein Miststück, dass deine Eltern versuchen, dich mit vergammeltem Fleisch zu vergiften.«
    Von wegen vergammelt. Meine Mutter bereitete mir täglich ein frisches Sandwich fürs Mittagessen zu. Ich war schließlich ein biologisches Wunder, und als solches wird man nicht mit Resten abgespeist.
    »Sie ist Gift, genau wie das Gammelfleisch«, verkündete Olivia Wilson.
    »Sie gehört in den Müll!« Kerry Collins lachte.
    »Ja, los, ab in den Mülleimer mit dieser Ratte!«, rief Tom Rosso. Die anderen Kinder johlten beifällig.
    Im selben Augenblick stürzten sich die widerlichen Rosso-Zwillinge auf mich. Ich wollte losbrüllen, aber Greg Rice hielt mir den Mund zu, so fest, dass ich kaum noch atmen konnte.
    »IN DEN ABFALLEIMER MIT DER RATTE, UND DANN AB IN DIE MÜLLVERBRENNUNGS-ANLAGE!«, kreischte Dana Stanbury.
    An dieser Stelle muss ich einfach kurz unterbrechen. Ist es zu fassen, was für grausame Monster kleine Kinder sein können?
    Kerry Collins schloss die Tür, damit der Lärm nicht in den Korridor drang. Ich setzte mich mit Händen und Füßen zur Wehr, doch gegen die Rosso-Brüder hatte ich, dürr, wie ich war, nicht die geringste Chance. Ich erhaschte einen Blick in die schadenfrohen Visagen von Olivia Wilson und Dana Stanbury, aber ich wollte ihnen auf keinen Fall die Freude machen, in Tränen auszubrechen. Mir blieb auch gar keine Zeit, denn schon wurde ich kopfüber in die Mülltonne gesteckt, zu alten Zwiebelschalen und Nudelsalat vom Vortag.
    Ich bemühte mich nach Kräften, mich aus meinem Gefängnis zu befreien, doch Seth Rosso drückte meinen Kopf nach unten in den Müll. Ich habe noch heute deutlich den Thunfischgeruch in der Nase.
    Dann verschlossen sie den Müllbeutel und zerrten ihn (einschließlich meiner Wenigkeit) aus der Tonne.
    Jetzt fing ich doch an zu weinen.
    Ich weiß nicht, wohin sie mich gebracht hätten. Möglicherweise tatsächlich zur Müllverbrennungsanlage, obwohl ich gar nicht weiß, ob es an der Schule überhaupt eine gab. Vielleicht hätten sie mich in den Backofen oder den Geschirrspüler gesteckt, oder einfach vor die Tür geworfen. Ich werde es wohl nie erfahren, denn da trat das Mädchen auf den Plan, das bald meine beste Freundin werden sollte, die einzige Freundin, die ich je auf Erden brauchen sollte. Ihretwegen bin ich der Ansicht, dass Lee Iacoccas Vater mit seinem Ausspruch Unrecht hatte. Wenn ich die Wahl gehabt hätte zwischen Penelope einerseits und fünf sehr guten Freundinnen andererseits, ich hätte mich auf jeden Fall für Pen entschieden, und zwar aus gutem Grund.
    »LASST SIE LOS ODER ICH KNÖPFE MIR JEDEN VON EUCH EINZELN VOR!«, befahl sie.
    »Schnauze, du Vogelscheuche!«, brüllte Tom Rosso.
    Im selben Moment traf ihn ein Faustschlag, den ich deutlich hören konnte, obwohl ich in einem Müllbeutel steckte und die Ohren voller Nudelsalat hatte. Ich plumpste unsanft zu Boden.
    Als ich den Kopf aus dem Müllbeutel streckte, teilte Penelope in alle Richtungen Prügel aus. In ihrer viel zu engen blau-weißen Schuluniform kam sie mir vor wie Wonder Woman und Superman in einem. Wie eine Furie stürzte sie sich für

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