Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
Genau deshalb liebe ich sie so. Genau deshalb lieben sie alle. Als ich sie vor ein paar Jahren fragte, warum sie mir eigentlich damals zu Hilfe geeilt war, sagte sie: »Die anderen Kinder hassten dich wie die Pest. Daraus schloss ich, dass sie eifersüchtig waren. Daraus wiederum schloss ich, dass du etwas Besonderes sein musstest.« So ist Pen. Sie hatte schon immer die verrückte Gabe, die Welt aus einer völlig unorthodoxen Perspektive zu betrachten, auf die außer ihr kein Mensch käme.
Ich weiß nicht, ob es an ihr lag oder daran, dass ich erkannt hatte, dass Petzen auf Dauer keine erfolgversprechende Strategie ist, aber mit der Zeit freundete ich mich auch mit Dana Stanbury und Kerry Collins und Olivia Wilson an. Die drei beteuerten im Laufe der Jahre immer wieder, sie hätten ein furchtbar schlechtes Gewissen wegen der Ereignisse in der Schulkantine und wollten sich bei mir dafür entschuldigen. Ich nahm ihre Entschuldigungen an, versicherte ihnen aber immer, das sei doch nicht nötig, nach all der Zeit. Trotzdem habe ich mich des Öfteren gefragt, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn sich Penelope an jenem Tag nicht so schlagkräftig für mich eingesetzt hätte.
Zusammenfassend möchte ich noch einmal an meine eingangs erwähnten Fragen erinnern:
Wie viel Geld muss ein Mensch haben, um als reich zu gelten? Wie viele Freunde braucht ein Mensch auf dieser (oder jener) Welt?
Ich glaube, die Antworten sind klar.
Der Himmel steh mir bei
Ich brauche eine Pause.
Mir wird das alles zu viel.
Ist es das, was sie von mir hören wollen? Lassen sie mich im siebten Himmel bleiben, wenn sie erfahren, dass das dicke, hässliche Mädchen meine beste Freundin war?
Was erwarten sie von mir?
Ich bin total mit den Nerven runter.
Stöhn.
Vielleicht lässt sich Peaches ja zu einem Spaziergang herab. Seit sie ihre neue Hundeclique und ihre unzähligen Hundespielsachen hat, ignoriert sie mich total. Ich komme mir vernachlässigt vor. Offenbar hält mich sogar mein Hund für einen Versager.
»Alex?«, ertönt es von unten.
Oh, nein. Adam. Der hat mir gerade noch gefehlt.
Ich pfeffere den Collegeblock mit meinem Aufsatz in eine Schreibtischschublade und werfe, ehe ich nach unten gehe, automatisch einen Blick in den Spiegel. Völlig unnötig, denke ich im selben Moment, aber nicht aus Eitelkeit, sondern weil mir eben wieder eingefallen ist, dass ich ja im Himmel bin, wo man stets aussieht wie aus dem Ei gepellt.
»Hey, Adam«, rufe ich. »Ich komme runter.« Doch da steht er schon in meinem Schlafzimmer. Heute trägt er eine zerrissene Levi’s und ein schwarzes T-Shirt und sieht womöglich noch umwerfender aus als gestern. Wenn ich auch nur ansatzweise in Stimmung wäre, müsste ich mich gleich auf ihn stürzen.
»Hey«, sagt er und küsst mich ausgiebig auf den Mund. »Du hast dich den ganzen Tag noch nicht blicken lassen. Was treibst du so?«
»Och, ich wollte gerade meine Schlafzimmermöbel umstellen«, schwindle ich. »Was meinst du, wie würde sich das Bett wohl am Fenster machen?«
»Sicher nicht schlecht«, sagt er. »Soll ich dir schieben helfen?«
»Wozu? Hast du vergessen, wo wir sind? Bett ans Fenster schieben «, ordne ich an.
Prompt setzen sich meine Schlafzimmermöbel in Bewegung. Das Bett gleitet ans Fenster.
»Und wo wir gerade dabei sind«, sage ich, » Matratze wenden. «
Die Laken werden angehoben, die Matratze vollführt eine halbe Drehung, Laken und Tagesdecke flattern auf das Bett hinunter, und schon ist wieder alles perfekt.
»Ich komme mir vor wie in einer alten Folge von Verliebt in eine Hexe .« Adam lacht. »Jetzt musst du nur noch lernen, die Nase krauszuziehen.«
Ich schmunzle matt. Mir ist verständlicherweise nicht recht nach Lachen zumute.
Adam lässt sich auf das Bett plumpsen.
»Was hältst du davon, wenn wir morgen eine Testfahrt mit meinem neuen Ferrari unternehmen? Der ist wirklich zum Sterben schön, wenn du mir das Wortspiel verzeihst, und ich kann es kaum erwarten …« Er grinst und vollführt auf einer imaginären Trommel einen Trommelwirbel. »… endlich unsere Umgebung zu erkunden. Wir könnten doch etwas zu essen mitnehmen und einfach drauflosfahren.«
Meine Laune sinkt in den Keller. »Du hast einen Ferrari bekommen?«, belle ich. Was kriege ich wohl im vierten Himmel – einen rostigen Pick-up?
»Ich habe ihn nicht bekommen «, widerspricht er sichtlich konsterniert. »Er stand einfach in meiner Garage. Wieso, hast du etwas gegen
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