Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
Ferraris?«
»Ja, allerdings«, schwindle ich, obwohl ich eigentlich keine besondere Meinung zu Ferraris habe. Ich bin so gestresst und mies drauf, dass mich nicht einmal die Aussicht auf eine Spazierfahrt in einem Ferrari mit einem umwerfenden Mann aufheitern kann.
»Hey«, sagt er und umarmt mich. Er spürt, dass ich schlechte Laune habe. »Alles okay?«
»Ja, alles bestens«, sage ich, dabei will ich ihn gar nicht anlügen. Ich will ihm erzählen, was los ist. Ich will ihm sagen, dass ich vermutlich in den vierten Himmel versetzt werde, weil ich auf der Erde kein erfülltes Leben geführt habe. Ich will, dass er meinen Aufsatz liest und mir sagt, was er davon hält. Ich will, dass er mir versichert, dass alles gut wird und er mich besuchen und mir ein paar Kreationen aus der aktuellen Modesaison mitbringen wird, wenn ich in den vierten Himmel komme. Ich will in seinen Armen weinen und ihm sagen, dass er vermutlich die Liebe meines Todes ist, selbst wenn wir uns erst vor kurzem kennengelernt haben. Ich will ihm alles gestehen, aber ich kann nicht. Er wird eine schlechte Meinung von mir haben. Er wird mich für einen Loser halten, einen Versager.
Also breche ich stattdessen einen Streit vom Zaun.
»Hör zu, Adam«, sage ich. »Glaub nicht, dass ich dich nicht toll finde. Ich mag dich nämlich wirklich, ehrlich. Mir geht das alles nur einen Tick zu schnell. Das mit uns, meine ich.«
Er starrt mich an, als hätte ich den Verstand verloren, was durchaus der Fall sein könnte.
»Okay«, sagt er, und an seinem fragenden Tonfall erkenne ich, dass er es kapiert hat. Gleich wird er die Beine in die Hand nehmen und zu meinem unendlichen Bedauern nie wieder zu mir zurückkehren.
»Ich brauche Zeit, um mir über einiges klar zu werden und mich einzugewöhnen«, erkläre ich, um ihm den Abgang zu erleichtern. »Ich bin schließlich gerade erst gestorben. Ich muss über meine Zukunft nachdenken.«
Wieder mustert er mich, als hätte er eine Verrückte vor sich. Ich kann es ihm nicht verdenken.
»Verstehe ich das richtig – du willst nicht mit mir zusammen sein, weil du dich erst an deine neue Umgebung gewöhnen musst?«
»Genau«, stimme ich ihm zu, weil mir seine Darstellung halbwegs einleuchtend erscheint.
»Glaubst du etwa, für mich ist das alles weniger gewöhnungsbedürftig?«
Gutes Argument, zugegeben. Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll, doch zum Glück stellt er mir gleich die nächste Frage.
»Gibt es einen anderen?«
»Wofür hältst du mich?«, fauche ich ihn an, als wäre das die größte Unverschämtheit, die ich je gehört habe, obwohl ich ihn im umgekehrten Fall genau dasselbe fragen würde. »Glaubst du etwa, ich habe gestern Abend in der Disco einen draufgemacht und mir einen anderen Kerl aufgerissen?«
Was bin ich nur für ein mieses Miststück. Ich hasse mich.
»Ich brauche lediglich ein bisschen Abstand, okay?«, ereifere ich mich, als könnte ich seinen Anblick nicht mehr ertragen. Dabei verzehre ich mich nach ihm, wie ich mich noch nie zuvor nach einem Mann verzehrt habe. »Ist das denn wirklich zu viel verlangt?«
»Gut, wie du willst.« Er breitet resigniert die Arme aus. »Ich werde dich nicht mehr belästigen.«
Er verlässt mein Schlafzimmer und geht die Treppe hinunter. Ich möchte ihm am liebsten »Bitte, komm zurück!« nachrufen, aber ich lasse es bleiben. Ich habe schon genug angerichtet. Ich will ihn nicht noch mehr verletzen. Ich würde ihm gern die Wahrheit sagen, aber ich kann nicht. Er soll mich in guter Erinnerung behalten, wenn ich von hier fort muss. Ich will nicht, dass er in ein paar Tagen morgens aufwacht und einen Zettel von mir findet, auf dem steht: »Lieber Adam, ich wurde in den vierten Himmel verbannt. Mach’s gut.« Er wird über mich hinwegkommen. Er wird eine andere wunderbare Frau finden, eine bessere, eine, die ein viel erfüllteres Leben geführt hat als ich.
Ich hasse sie.
Ich höre die Haustür ins Schloss fallen. Er hat sie nicht einmal zugeknallt. Was für ein Gentleman. Ich liebe ihn so sehr. Ich beobachte vom Schlafzimmerfenster aus, wie er in seine Garage geht und in seinen Ferrari steigt. Verdammt, ein Cabrio noch dazu. Darin wäre ich nur zu gern eine Runde mitgefahren. Mit zutiefst bekümmerter Miene lenkt er den roten Flitzer aus der Einfahrt.
Ächz.
Ich muss dringend mit jemandem reden. Soll ich meine Großmutter anrufen? Nein, unmöglich. Ich höre sie förmlich schimpfen: »Was? Du hast dich mit dem wunderbarsten Mann im ganzen
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