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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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einer halben Ewigkeit nichts mehr mit Mom und Dad unternommen. Doch es lag mir fern, mich bei ihnen darüber zu beschweren. Ich wäre mir vorgekommen wie ein Baby. Ich hatte nur einmal den Fehler gemacht, sie darum anzubetteln, dass wir wieder einmal bei Bookbinders essen gingen, nur wir drei.
    »Komm schon, Alex. Du weißt doch, dass wir zu einer Benefizveranstaltung mit vielen wichtigen Leuten müssen. Hast du denn keine Freundinnen, die etwas mit dir unternehmen wollen? Was ist mit Penelope?«
    Also rief ich Pen an und erzählte ihr, dass ich sturmfreie Bude haben würde und sie bei mir schlafen durfte. Und was sagte sie?
    »Andrew und ich kriegen das große Schlafzimmer!«
    Na, toll. Ich würde also zur Abwechslung untätig auf unserem Sofa sitzen und zuhören, wie das Bett meiner Eltern quietschte.
    Am Freitagabend bestellte ich bei Boston Style Pizza eine Pizza für Pen und Andrew und eine (mit extra viel Käse) für mich. Ich war bereits fett und abstoßend, was hatte ich noch zu verlieren? Ich holte mir Sixteen Candles – Das darf man nur als Erwachsener aus der Videothek und hatte mir eben eine Flasche Conditioner ins Haar gekämmt und eine Duschhaube aufgesetzt, als das Telefon klingelte.
    »Hi!«, ächzte Pen mit matter Stimme. »Ich fürchte, ich habe eine Lebensmittelvergiftung. Das Steak-Sandwich aus der Schulkantine … Moment, ich muss schon wieder reihern.«
    Als sie sich fertig übergeben hatte, verkündete sie: »Ich komme nicht vom Klo weg. Andrew hat versprochen, dir Gesellschaft zu leisten.«
    »Ich will aber nicht, dass Andrew mir Gesellschaft leistet«, zeterte ich.
    »Was soll ich denn machen? Du weißt doch, dass du dich fürchtest, wenn du allein daheim bist, weil Onkel Morris in eurem Gästezimmer gestorben ist.«
    Da hatte sie Recht.
    »Ich war noch nie mit Andrew allein«, beschwerte ich mich. »Worüber soll ich denn mit ihm reden?«
    »Leih dir ein Video aus.«
    »Hab ich schon. Sixteen Candles – Das darf man nur als Erwachsener . Glaubst du, das wird ihm gefallen?«
    »Er liebt den Film. Er hält sich für Jake Ryan.«
    Zwanzig Minuten später stand Andrew bei mir auf der Matte. Ich empfing ihn im Flanellpyjama und mit einer Duschhaube auf dem Kopf, und als sähe ich noch nicht schlimm genug aus, hatte ich mir gerade einen Pickel auf der Nase ausgedrückt. Es war mir schnurzpiepegal, was er von mir hielt.
    »Du blutest«, stellte Andrew fest, als ich ihm die Tür öffnete.
    Ich zuckte die Achseln und trat zur Seite, um ihn hereinzulassen. Wozu hätte ich mich für ihn hübsch machen sollen? Selbst wenn er nicht Pens Freund gewesen wäre, hätte er mich nicht die Bohne interessiert. Schon allein deswegen, weil er gleich groß war wie ich. (Kaum ein Mann, der entlang der Main Line lebt, ist größer als einen Meter achtundsiebzig. Keine Ahnung, warum. Ich weiß auch nicht, ob das außer mir schon einmal jemand bemerkt hat. Wenn ich in anderen Staaten war, habe ich bewusst darauf geachtet, doch dieses Phänomen ist mir sonst nirgendwo untergekommen. Ich will damit auch niemanden herabsetzen, es ist mir bloß aufgefallen.)
    Jedenfalls war Andrew nicht besonders groß. Er hatte dunkelblondes, ziemlich dünnes Haar. Schon damals zeichnete sich ab, dass er einmal eine Glatze haben würde. Als er mir vor etwa drei Jahren zufällig über den Weg lief, war er tatsächlich total kahl bis auf ein paar Härchen an den Schläfen. Und das mit achtundzwanzig!
    Aber er war nett, und er mochte Pen sehr, also mochte ich ihn auch. Außerdem fand ich es äußerst selbstlos von ihm, mir Gesellschaft zu leisten.
    Kaum war er eingetreten, rief er Pen an, die sich noch immer die Seele aus dem Leib kotzte.
    »Keine Sorge, ich kümmere mich schon um Alex«, hörte ich ihn sagen, während ich mir etwas Zahnpasta auf meinen blutenden Pickel tupfte. »Sieh du erstmal zu, dass du wieder auf die Beine kommst.«
    Wie gesagt, er war wirklich nett.
    Ich weiß schon, was Sie jetzt erwarten – dass Andrew großzügig über die Duschhaube, die Zahnpasta und meine fünfzehn Kilo Übergewicht hinwegsah und wir zu knutschen anfingen. Stimmt’s?
    Tut mir leid, aber so war es nicht. Hätten Sie mir wirklich zugetraut, dass ich meiner allerbesten Freundin den Freund ausgespannt habe? Also, bitte! Ich will schließlich im siebten Himmel bleiben und nicht in den ersten versetzt werden.
    Es geschah Folgendes: Andrew war keine zwanzig Minuten bei mir (wir warteten noch auf den Pizzaboten und hatten eben erst angefangen, den

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