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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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als Teenager nur davon träumen, »belästigt« zu werden.
    Nicht einmal, wenn ich einem Jungen eine Rohypnol-Tablette in den Drink gerührt hätte, wäre er freiwillig mit mir ins Bett gegangen. Natürlich habe ich das nie in Erwägung gezogen, aber wenn es dazu gekommen wäre, dann hätte mich der Betreffende garantiert noch mit letzter Kraft von sich gestoßen.
    Penelope hatte damals bereits ihren ersten Freund. Sie hatte die Brille gegen Kontaktlinsen ausgetauscht, und außerdem war ihr ein riesiger Busen gewachsen, was ihr ohnehin ausgeprägtes Selbstbewusstsein noch zusätzlich stärkte. Die Kerle konnten sich gar nicht an ihr satt sehen. Ihre fettigen, unfrisierten Haare waren nach wie vor fettig und unfrisiert, doch in den 80ern galt das plötzlich als cool, zumal sie sich ein paar Strähnen rosarot und lila gefärbt hatte. Sie entwickelte sich in der Pubertät also durchwegs zum Positiven. Bei mir war das Gegenteil der Fall. Mein Konsum von Plätzchen und Pop Tarts schlug sich sichtbar in meinem Oberschenkelumfang nieder. Das Pommesfett schien aus meinen Poren zu sickern und verwandelte mein Gesicht in eine Mondlandschaft aus Pickeln und Mitessern. Ich beging den riesigen Fehler, mir eine Dauerwelle verpassen zu lassen. Gemeinsam mit Dana Stanbury ging ich zum Friseur, und bei ihr war das Resultat umwerfend. Bei mir hatte der Friseur offenbar das Mittel zu lange einwirken lassen. Ich hatte hinterher statt der erhofften Engelslocken eine Afrokrause. Während andere Mädchen mit ihren Freunden ausgingen, war ich nun damit beschäftigt, mir Conditioner ins Haar zu massieren oder meine drei Millionen (das mag übertrieben klingen, aber es kommt verdammt nah an die Wahrheit heran) Pickel auszuquetschen. Mit anderen Worten, die Pubertät hatte eine veritable amerikanische Tragödie aus mir gemacht.
    Wenn ich mich je von den Jungs belästigt fühlte, dann allein deshalb, weil sie mich Pizzagesicht nannten, aber das behielt ich wohlweislich für mich.
    Den Mädels tat ich leid, vor allem Penelope.
    »So schlimm siehst du gar nicht aus«, log sie, während sie mir Mayonnaise ins Haar kämmte – ein Geheimtipp zur Bekämpfung missglückter Dauerwellen, den wir aus irgendeiner Zeitschrift hatten. Ich bekam prompt Heißhunger auf ein Sandwich mit Eiersalat, doch das war auch schon die einzige nennenswerte Veränderung.
    »Eigentlich ganz cool, irgendwie«, stellte Kerry Collins nach eingehender Betrachtung meiner Haarpracht fest.
    »Du musst dich bloß erst daran gewöhnen«, meinte auch Olivia Wilson. »Es ist nicht so schlimm, wie du denkst.«
    »Ist es doch«, heulte ich auf.
    »Okay, du hast Recht«, sagte Pen. »Aber du bist trotzdem meine beste Freundin, ganz egal, wie hässlich du aussiehst.«
    Das ist typisch Pen. Sie ist eine Meisterin der zweifelhaften Komplimente.
    Meine Mutter war in Bezug auf mein Aussehen mit Blindheit geschlagen. »Du siehst ganz reizend aus«, meinte sie. »Für mich bist du das schönste Mädchen auf der ganzen Welt.«
    Mein Vater war da schon realistischer. »Sie bekommt allmählich die Statur eines Sumo-Ringers, Maxine«, bemerkte er eines Abends unverblümt, als ich mir eine Packung Schoko-Eis aus dem Tiefkühlfach holte.
    Ich war ganz schön sauer. Mein Vater ist selbst nicht gerade eine anmutige Erscheinung. Er ist zwar durchaus schmal gebaut, hat aber einen überdimensionalen Ranzen, der ihm über den Hosenbund hängt, als hätte er zu viele schwere Mahlzeiten verdrückt. Ich dagegen war schlicht und einfach fett. Ich löffelte die halbe Packung Eis auf einmal leer. Das hatte er jetzt davon.
    Doch nicht nur mein Körper, sondern auch mein Hormonspiegel war aus dem Gleichgewicht.
    Ich wäre mit jedem x-beliebigen Burschen ausgegangen, so mich denn einmal einer gefragt hätte. Ich brannte darauf, herumzuknutschen und mich begrapschen und flachlegen zu lassen. Ich hatte noch nie einen Penis in der Hand gehalten, ja, noch nicht einmal einen gesehen, jedenfalls nicht in natura. Ich kannte diesen Körperteil nur von den Abbildungen in meinem Biologiebuch, auf denen er mit Herpes-Viren übersät dargestellt war. Ich war »verrückt nach Jungs«, wie Eltern diesen Zustand landläufig nennen.
    Leider gab es auf der ganzen Welt nicht einen Jungen, der verrückt nach Alex gewesen wäre.
    Wie gesagt, Pen hatte ihren ersten Freund in der neunten Klasse, genau wie alle anderen Mädchen. Er hieß Andrew McAuliffe und ging auf die Haverford School, eine reine Jungenschule, sprich, das Paradies

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