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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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umfassenden Eindruck von meinen körperlichen und geistigen Defiziten verschaffen können. Wozu ihm also erneut meine Unwissenheit demonstrieren?
    Er legte sein Stück Pizza in die Schachtel zurück und sagte: »Ich hoffe, du hast nichts dagegen.« Ich wusste nicht recht, was er meinte, auch dann noch nicht, als er sich zu mir rüberbeugte. Zu mir, mit meinen nassen Haaren, der roten Jogginghose, den rosa Häschenpantoffeln an den Füßen und der Zahnpasta im Gesicht.
    »Wogegen?«, fragte ich allen Ernstes. Ich ahnte nicht das Geringste.
    Und da küsste er mich.
    Mein erster Kuss (und der vierte beste Tag meines Lebens).
    Eigentlich war es eher ein Küsschen, ein schneller Schmatz auf meine Lippen, an denen noch das Fett von der Pizza haftete. Es dauerte nur eine Sekunde, aber dieser kurze, unschuldige Kuss reichte aus, um in mir das Feuer der Leidenschaft zu entfachen. Ich wäre am liebsten sofort über ihn hergefallen, aber erst musste ich noch das Stück Pizza ablegen, das ich in der Hand hielt.
    Er hielt inne und lächelte mich an. Küsste mich noch einmal, ganz behutsam.
    Feuer! Feuer!!!
    Der nächste Kuss ging von mir aus. Ich konnte mich nicht beherrschen. Es war ein geradezu überwältigendes Gefühl, einem angehenden Geistlichen die Lippen auf den Mund zu drücken. Vielleicht war das ja bloß eine Art Opfer, das er als zukünftiger Pfarrer bringen musste – andere trugen ein härenes Hemd oder geißelten sich, er verpasste einer fetten Fünfzehnjährigen ihren ersten Kuss. Wen interessierte das schon. Dieses Gefühl, dieses Feuer, ich wollte mehr!
    Also presste ich ihm die Lippen auf den Mund und er presste zurück. Wir umklammerten uns wie Ertrinkende, unsere Zungen umkreisten einander fieberhaft und kamen gar nicht mehr voneinander los, wie zwei Magnete. Zu schade, dass unser Pizzalieferant mich jetzt nicht sehen konnte. Ich hatte überall im Gesicht Bobbys Speichel; er leckte mir die Backe ab, igitt, aber auch das kümmerte mich nicht. Ich wischte mir einfach die Wange trocken und machte weiter.
    Eine Ewigkeit saßen wir so in der Küche und knutschten, was das Zeug hielt. Draußen im Wohnzimmer sagte Molly Ringwald (alias Samantha Baker) zu Michael Schoeffling (alias Jake Ryan): »Danke, dass du mir mein Höschen besorgt hast«, und Jake erwiderte: »Happy Birthday, Samantha.«
    Happy Birthday , Alexandra!
    Wir konnten gar nicht mehr aufhören. Ein ums andere Mal leckte mir Bobby übers Gesicht, ich wischte mir seine Spucke ab und dann ging es weiter. Wir klammerten uns aneinander und knutschten und leckten, als hinge unser Leben davon ab.
    »Sollen wir in dein Zimmer gehen?«, schlug er irgendwann vor.
    Ich packte den Pfarrer in spe am Arm, und wir rannten in mein Zimmer und warfen uns auf mein rosa Bett mit dem rosa Himmel. Er lachte bloß, als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass sein Gesicht zahnpastaverschmiert war.
    Wir knutschten fast die ganze Nacht durch. Unsere Gesichter waren wund, aber das konnte uns nicht abhalten. Es gab nur noch diesen unbändigen Drang, uns unaufhörlich zu küssen. Es war, als hätte sich die latente, hormonbedingte Sehnsucht, geküsst und berührt zu werden, explosionsartig in mir ausgebreitet. Ich konnte nicht anders, als sein Gesicht in einem fort mit Küssen zu bombardieren. Das Telefon klingelte ein paarmal, aber ich ignorierte es. Später sollte sich herausstellen, dass es Penelope gewesen war, der es inzwischen besser ging, doch sie ahnte, weshalb ich nicht abnahm, und gab irgendwann auf.
    Von meinen Eltern hörte ich keinen Ton. Sie vertrauten mir blind. Ich nehme an, mein Dad hätte nicht viel dagegen einzuwenden gehabt; immerhin wurde ich von einem angehenden Pfarrer »belästigt«. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass ihm ein angehender Rabbi noch lieber gewesen wäre.
    Gegen zwei Uhr früh legte Bobby schließlich eine Hand auf meinen Busen. Was für ein Gefühl! Meine Brüste sind eine meiner wichtigsten erogenen Zonen, wohl, weil sie so klein sind. Sobald sie mit einer Männerhand in Berührung kommen, geht ein regelrechter Stromstoß durch meinen Körper. Prompt fing ich an, wie eine brünstige Hirschkuh zu röhren, aber auch das war mir egal. Irgendwann in ein paar Jahren werde ich vielleicht zähneknirschend bekennen, dass wir uns zudem heftig aneinander gerieben haben. Trockensex nennt man das bei uns. Ziemlich peinliche Sache. Auf der Erde jedenfalls würden sich die meisten eher die Zunge abbeißen als zuzugeben, dass sie Trockensex hatten.

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