Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
Vom Netzwerk:
weil ich ständig damit bezahlte, aber nie eine Rechnung zu sehen bekam. Keine Ahnung, weshalb meine Eltern diesbezüglich so großzügig waren. Ich profitierte wohl doch noch von meinem Status als biologisches Wunder. Die normalen Zimmer waren alle belegt, also beschlossen wir, eine Suite zu buchen. Ein bisschen Platz konnte zur Abwechslung nicht schaden. Ich erinnere mich nicht, was so eine Suite damals kostete, um die tausend Dollar oder mehr, aber dank meiner magischen Kreditkarte war mir der Preis ziemlich einerlei.
    Die Suite bestand aus zwei Zimmern und bot einen Ausblick auf den Central Park. Da wir beide am Verhungern waren, bestellten wir beim Zimmerservice gut die Hälfte der auf der Speisekarte aufgelisteten Gerichte und verbrachten den Vormittag in unseren Plaza-Frotteebademänteln vor dem Fernseher, wo wir schließlich einschliefen. Seit dem Collegeabschluss waren wir beide überwiegend nachtaktiv.
    Als wir Stunden später erwachten, war es bereits dunkel.
    »Wir haben nichts anzuziehen«, ächzte Pen.
    Wir waren mit ein paar Typen, die wir am Vorabend kennengelernt hatten, um zehn im I Tre Merli zum Dinner verabredet. Höchste Zeit, uns neue Kleider zu besorgen.
    Also begaben wir uns mit der magischen Kreditkarte zu Bergdorfs. Dort erstanden wir, weil es draußen schon herbstlich kühl wurde, für mich einen Samtmantel in Dreiviertellänge und für Pen eine Shetland-Jacke. Außerdem brauchten wir natürlich Unterwäsche, und dann erspähte Pen noch eine Jeans, die echt sexy an ihr aussah, und ich fand ein wunderschönes schwarzes Lycrakleid mit Samtfransen am Saum … Trotzdem verstehe ich bis heute nicht, warum die Rechnung so hoch ausfiel. Schon möglich, dass wir danach noch ein, zwei (oder drei, vier) Drinks in der Oak Bar im Erdgeschoss des Hotels zu uns genommen haben. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits etwas angeschickert waren und weder Styling-Produkte noch Make-up mitgebracht hatten, ja, noch nicht einmal eine Bürste, vereinbarte der Concierge des Plaza für uns kurzerhand einen Termin bei John Dellaria. Erst später fand ich heraus, dass wir für Kleider, Frisuren und Make-up insgesamt über zwanzigtausend Dollar ausgegeben hatten.
    Aber wie gesagt, daran verschwendete ich damals keinen Gedanken. Wir waren frei, New York City war unser Spielplatz, und dank der magischen Kreditkarte konnten wir tun, wonach uns der Sinn stand. Wir amüsierten uns königlich.
    Während des Essens im I Tre Merli ließ ich immer wieder neuen Champagner für uns alle kommen, obwohl ich die Kerle, mit denen wir dinierten, nicht einmal richtig kannte. Ich zückte einfach die magische Karte, ganz gleich, was es kostete (weitere dreitausend Dollar, wie ich später erfuhr).
    Dann machten wir uns auf in unseren Lieblingsclub, Nells in der 14th Street, wo uns die Türsteher schon kannten und anstandslos Einlass gewährten. Im oberen Stockwerk befand sich das Restaurant, ein wahres Table-Hopping-Paradies, in dem es galt, Freunde, die wir erst am Vorabend kennengelernt hatten, so überschwänglich zu begrüßen, als hätten wir sie seit Jahren nicht gesehen. Unten schwang ich wenig später in meinem Lycrakleid zu Ce Ce Penistons »Finally« das Tanzbein. Wann immer ich diesen Song im Radio höre, fällt mir wieder ein, wie ich an jenem Abend zwischen zwei Unbekannten tanzte; sorglos, hemmungslos, sternhagelvoll. Ich hätte mich von den beiden widerstandslos nackt ausziehen lassen.

Finally it has happened to me.
     
    Ich zuckte mit den Hüften, schleuderte im Takt den Kopf hin und her und fühlte mich schön und sexy wie noch nie. »Wenn sie mich jetzt sehen könnten«, sagte ich mir ein ums andere Mal und dachte an meine Mitschüler, die mich unbarmherzig aufgezogen hatten, als ich noch fett und picklig gewesen war. Der Gedanke stachelte mich noch zusätzlich an. Ich führte ein Leben, von dem viele nur träumen konnten, und der Alkohol und die Atmosphäre und die Menschen um mich taten ein Übriges. Ich war high, ekstatisch, und das Leben war meine Droge. Ich musste mich nicht mehr für meinen Körper schämen, ich hatte keine Geldsorgen und keinerlei Verpflichtungen. Ich dachte später noch oft an diesen Moment im Nells zurück, doch ein derart intensives Glücksgefühl habe ich nie wieder verspürt.
    Gegen drei Uhr früh beschlossen wir, die Party in unsere Suite im Plaza zu verlegen. Eine halbe Stunde später plünderten gut zwanzig unserer engsten, besten Freunde (die wir noch keine vierundzwanzig Stunden kannten)

Weitere Kostenlose Bücher