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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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zuerst die Minibar, und dann bestellten sie beim Zimmerservice Nachschub.
    Tja, und damit nahm das Unglück seinen Lauf. Ich weiß, dass die Löcher im Sofa auf meine Kappe gehen, weil ich mich daran erinnere, mit meinen fünfzehn Zentimeter hohen Stilettos darauf getanzt und dazu eine Flasche Absolut geschwungen zu haben. Ich weiß auch noch, dass ich die Flasche an den Typen weitergereicht habe, der mit mir auf dem Sofa getanzt hat. Wir begannen, wie auf einem Trampolin darauf herumzuhüpfen, und dabei muss er wohl den Wodka verschüttet haben. Wer die Zigarette fallen ließ, daran erinnere ich mich allerdings nicht mehr. Ich weiß nur, dass Pen plötzlich »Alex, du blöde Kuh, du hast die Couch angezündet!« schrie und uns vom Sofa zerrte. Sie kippte kurzerhand den Inhalt des Eiskübels über das schwelende Polstermöbel, doch zu spät – die Füllung hatte Feuer gefangen, glühende Schaumstoffflocken wirbelten durch die Luft, landeten auf den Vorhängen und setzten sie ebenfalls in Brand.
    Das bereitete meiner Euphorie und Unbeschwertheit ein jähes Ende. Es fühlte sich an, als hätte ich eine Vision. Einen Moment lang war ich gelähmt vor Schreck, während das Gelächter der anderen wie aus weiter Ferne an meine Ohren drang. Ich würde in die Geschichte eingehen als die Chaotin, die das Plaza abgefackelt und die kleine Eloise obdachlos gemacht hatte.
    Bei dieser Vorstellung wurde ich schlagartig nüchtern. Vergeblich versuchte ich, die Partygäste, die ausgelassen johlend um das brennende Sofa hüpften wie um ein Lagerfeuer, zur Vernunft zu bringen. Ich zerrte die Tagesdecke vom Bett, um die Flammen damit zu ersticken. Penelope und ich waren die Einzigen, die sich bemühten, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Die anderen kannten mich nicht. Sie waren nicht verantwortlich für die Suite. Sie interessierte nur, wo sie jetzt weiterfeiern sollten. Ich weiß noch, dass ich schrie: »AUS DEM WEG, VERDAMMT NOCHMAL!« Vergebens. Sie brüllten vor Lachen, als ich im Eifer des Gefechts das Fernsehkabel übersah und den Fernseher samt dem Schrank, in dem er stand, umriss, während alles grölte:

The Roof, the roof, the roof is on fire!
     
    Es war ein regelrechter Albtraum. Gegenstände und Möbelstücke purzelten kreuz und quer durcheinander und fingen Feuer. Ich kam mir vor wie in einem Film. So sehr ich meine Gäste anbettelte, mir beim Löschen zu helfen, ich erntete bloß Applaus, wenn ich wieder über eine Topfpflanze stolperte oder die nächste Vase zu Bruch ging. Was morgens noch einer der besten Tage meines Lebens gewesen war, entpuppte sich jetzt als einer der schlimmsten, und das hatte ich nur meiner eigenen Dummheit zuzuschreiben. Ich hatte tatsächlich ein Hotelzimmer verwüsten müssen, bis sich endlich mein Gewissen regte.
    Als der Morgen anbrach, bekam ich im wahrsten Sinne des Wortes die Rechnung präsentiert – und sie belief sich auf sage und schreibe fünfundfünfzigtausend Dollar. Der Schaden an der Suite, das Essen und die Getränke, die wir beim Zimmerservice bestellt hatten, die Kleider, das Dinner … das verkraftete selbst meine magische Kreditkarte nicht mehr.
    »Hallo, Dad?«, schluchzte ich im Büro des Managers ins Telefon.
    Mein Vater hat mich in meinem ganzen Leben nicht ein einziges Mal geschlagen oder beschimpft, doch ich fürchte, als er an jenem Sonntagmorgen aus Philadelphia angefahren kam, hätte er mich wohl quer durch den Raum geprügelt, wären nicht Penelope, der Manager und mehrere Leute vom Sicherheitsdienst dabei gewesen. Mit geballten Fäusten entschuldigte er sich beim Manager und stellte dann einen Scheck für den entstandenen Schaden aus. Die ganze Fahrt lang kochte er vor Wut. Ich bat Pen, mich zu begleiten, doch sogar sie fürchtete sich derart vor meinem Vater, dass sie sich lieber in ihre Saunawohnung zurückbringen ließ.
    »Fünfundfünfzigtausend Dollar!«, brüllte er in einem fort. »Fünfundfünfzigtausend Dollar! Eins sage ich dir: Davon wirst du mir jeden einzelnen Cent zurückzahlen, und wenn du dafür bis nach China Gräben ausheben musst. Fünfundfünfzigtausend Dollar!«
    So ging das den ganzen Weg durch Newark, Trenton und Metro Park bis nach Philadelphia.
    Zu Hause angekommen stieg er aus dem Auto, stürmte in sein Arbeitszimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    Nicht einmal meine Mutter, die sonst immer auf meiner Seite war, wollte mich sehen.
    »Du kommst mir vor wie eine Fremde, Alexandra«, sagte sie und ging ins Schlafzimmer.
    Abends kamen

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