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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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hätte, wäre ich wohl auch nicht der Mensch geworden, der ich heute bin (beziehungsweise zum Zeitpunkt meines Todes war). Doch dazu später mehr.
    Mein Vater steckte noch einmal den Kopf zur Tür herein. »Und noch was.«
    »Ja?«, brummte ich.
    Er streckte die Hand aus. »Her damit.«
    »Womit?«
    »Du weißt sehr gut, wovon ich rede.«
    »Also schön«, sagte ich betont gleichgültig, dabei wollte mir schier das Herz brechen. Nicht nur der Verlust meiner Kreditkarte traf mich tief, sondern vor allem die betrübte Miene meines Vaters. Ich angelte mein Portemonnaie aus der Handtasche und öffnete es.
    »Alle?«, fragte ich.
    »Wir fangen mit der Wichtigsten an und warten ab, wie du dich schlägst.«
    »Meinetwegen. Hier.« Ich reichte ihm die magische Karte.
    Er nahm sie entgegen und schloss die Tür hinter sich.

     

Dem Himmel so fern
     
    Ich stehe gerade etwas neben mir.

SECHS
     
    Habe ich schon erwähnt, dass ich mal verlobt war?
    Nein?
    Tja, also: Ich war mal verlobt.
    Ich lernte Charles kennen, während ich in der Firma meines Vaters arbeitete. Mein Job machte mir übrigens sogar einigermaßen Spaß, und das lag beileibe nicht nur an meinem Verlobten.
    Lästig fand ich nur, dass Dad darauf bestand, mich jeden Morgen um halb sieben zu wecken, und zwar nicht eben auf die sanfte Tour.
    »Alexandra!«, röhrte er oft durch eins seiner Megaphone, und ich wage zu behaupten, dass ihm das ein diebisches Vergnügen bereitete. »Es ist halb sieben! Raus aus den Federn oder raus aus meinem Haus!«
    »Ich kann heute nicht, Dad«, stöhnte ich meist und fragte mich, was wohl geschähe, wenn ich einfach liegen bliebe.
    »Dann sieh zu, dass du mitsamt deinem Krempel aus dem Haus bist, bis ich abends wiederkomme.«
    Ich malte mir aus, wie ich auf meinem rosa Himmelbett unter einer Autobahnabfahrt saß, zwischen meinen am Kopfende aufgehängten Puppen aus aller Welt, die ich für einen Dollar das Stück zum Verkauf darbot.
    Diese Vorstellung genügte meist, um mich zum Aufstehen zu bewegen.
    Mein Vater schärfte seinen Angestellten ein, mich nicht bevorzugt zu behandeln, nur weil ich seine Tochter war. Sie taten es trotzdem. Niemand riskiert es freiwillig, sich mit dem Leiter eines milliardenschweren Unternehmens anzulegen.
    Ich arbeitete in der Poststelle. Ich musste die eingehenden Briefe sortieren und anschließend mit einem Wagen in die diversen Büros und Abteilungen bringen. Jeden Morgen traf ich pünktlich um sieben mit Dad in der Firma ein und machte erst einmal ein Nickerchen, denn Damon, der Postbote, kam nie vor zehn oder elf.
    Die Firma meines Vaters befindet sich im Stadtzentrum von Philadelphia. Vielleicht kennen Sie ja das Dorenfield-Gebäude in der South Fifteenth Street (nicht zu verwechseln mit den Dorenfield Towers in der Eleventh Street oder dem Dorenfield Plaza in der Eighth Street oder seinen zahlreichen Apartmentund Wohnhäusern im gesamten Stadtgebiet). Das Dorenfield-Gebäude ist vierzehn Stockwerke hoch und beherbergt ausschließlich die Firma meines Vaters. Es gab damals neben mir noch zwei weitere Leute in der Poststelle. Ich war zuständig für die Post der obersten fünf Etagen, Tim Brody für die mittleren fünf, und Gary Harberth für das Erdgeschoss und die Stockwerke eins bis vier. Sobald Damon seine zehn Säcke Post bei uns abgegeben hatte, fingen wir mit dem Sortieren an. Wenn wir nicht trödelten, waren wir gegen zwei fertig. Das Verteilen der Post dauerte dann weitere drei Stunden.
    Es machte mir richtig Spaß, die Briefe in den verschiedenen Büros abzuliefern. Die Tochter des Chefs wurde wie gesagt nicht wie ein gewöhnlicher Laufbursche behandelt. Es gab stets ein großes Hallo, wenn ich kam. Irgendjemand machte immer eine beiläufige Bemerkung oder hob die Hand zum High-five.
    »Hast du wirklich ein Hotelzimmer im Plaza verwüstet und fünfundfünfzigtausend Dollar Schaden angerichtet?«, wollten die meisten wissen.
    Ich war eine Art Celebrity. Einige der Sekretärinnen aus der zweiten Etage deponierten zum Spaß sogar eine Tasse mit der Aufschrift Alex-Dorenfield-Hotelverwüstungs-Fonds in der Kaffeeküche und warfen ein paar Cent-Stücke hinein. Mein Vater wurde fuchsteufelswild, als er davon hörte. Er beorderte sämtliche Angestellten in den großen Konferenzsaal in der vierzehnten Etage.
    »Ich weiß ja nicht, wer von Ihnen auf diese ach-solustige Idee gekommen ist, aber lassen Sie sich eines gesagt sein: Ich finde es heraus, und ich werde den oder die Verantwortlichen

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