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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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feuern!«
    Da ich wusste, wer es gewesen war, und nicht wollte, dass die Betreffenden ihre Stelle verloren, tat ich das einzig Logische.
    »Ich war’s!«, verkündete ich vor versammelter Mannschaft. »Ich habe die Tasse dort hingestellt, Dad! Ich gehe gleich meine Sachen packen. Bis zum Mittagessen bin ich raus hier.«
    Alles lachte. Meinem Vater war die Angelegenheit derart unangenehm, dass er sie auf sich beruhen ließ, obwohl er mir zu Hause noch eine ordentliche Standpauke hielt. Danach war ich erst recht der Star in seiner Firma. Alle liebten mich. Ich war Bill Dorenfields aufmüpfige Tochter, und es gefiel seinen Angestellten, wenn ich ihn auf die Palme brachte. Er hat die Wahrheit nie erfahren. Die Sekretärinnen, die ich vor der fristlosen Kündigung bewahrt hatte, waren mir unendlich dankbar, was ich fast ein wenig peinlich fand. Gut, ich hatte den Kopf für sie hingehalten und mir damit Ärger eingehandelt, aber bei all dem Ärger, den ich damals hatte, fiel das nicht mehr sonderlich ins Gewicht.
    Ein halbes Jahr arbeitete ich in der Firma meines Vaters, und ich schätze, ich hätte es noch eine ganze Weile ausgehalten, obwohl ich mich jeden Tag zigmal an irgendwelchen Papierkanten schnitt. Vielleicht hätte ich mich tatsächlich hochgearbeitet, doch das Schicksal hatte anderes mit mir vor.
    Ich lernte den Mann kennen, den ich fast geheiratet hätte.
    Charles war kein Angestellter meines Vaters, sondern Anwalt in der Kanzlei seines Vaters, die sich im Nebenhaus befand. Kitteredge, Kitteredge & Kitteredge war auf Immobilienrecht spezialisiert und daher gelegentlich für meinen Dad tätig. Charles war mit siebenundzwanzig bereits zum Partner avanciert, und zwar nicht etwa, weil er der Sohn des Chefs war, sondern weil er in Harvard den besten Juraabschluss seines Jahrgangs hingelegt und schon einige größere Fälle gewonnen hatte. Er verstand etwas von seinem Fach und hatte sich seinen Status redlich verdient. Wir waren ein typischer Fall von »Gegensätze ziehen sich an«, würde ich sagen.
    All das ahnte ich natürlich noch nicht, als sich unsere Wege das erste Mal kreuzten. Für mich war Charles bloß der gut aussehende Typ, der mir zuweilen in der Mittagspause über den Weg lief.
    Wir waren nämlich beide Stammkunden der Salatbar in unserer Straße. Nach einer Weile begann ich, meine Mittagspausen auf seine abzustimmen, nur, um ihn verstohlen anschmachten zu können, während er Blattsalat und Gurken auf seinen Teller häufte.
    Nicht selten ließ ich in der Poststelle einfach alles stehen und liegen (obwohl mein Vorgesetzter Tim es mir verboten hatte, aber ihm waren die Hände gebunden – ich war Bill Dorenfields aufsässige Tochter) und verbrachte eine geschlagene halbe Stunde vor dem Spiegel, ehe ich Charles geplant zufällig über den Weg lief.
    Charles Kitteredge ist ein Bild von einem Mann. Das dunkle Haar stets ordentlich nach hinten gekämmt, die Anzüge nur vom Feinsten – Armani oder Hugo Boss -, die Hemden maßgeschneidert in Hongkong und mit seinen Initialen versehen. Ich war hin und weg. Ich hatte seit jeher eine Schwäche für Männer in schicken Anzügen, das gebe ich unumwunden zu.
    Wie dem auch sei, nachdem ich ihn monatelang verlegen angelächelt und ihm kokette Blicke zugeworfen hatte, sprach er mich an, als ich eines Tages wieder einmal »zufällig« an der Salatbar direkt neben ihm stand und mir meine Ration Grünzeug holte.
    »Alexandra«, sagte er mit tiefer, fester Stimme. »Finden Sie nicht, es ist an der Zeit, dass wir uns endlich kennenlernen?«
    Und da war es um mich geschehen. Nicht wegen seines eleganten Anzugs oder seiner stets makellosen Frisur, oder weil seine blauen Augen so funkelten, als er das sagte, obwohl das natürlich dazu beitrug. All das hätte zwar gereicht, um mich zu verknallen, aber was mir wirklich den Atem verschlug, war seine tiefe, selbstbewusste Stimme, als er meinen Namen aussprach: »Alexandra, finden Sie nicht, es ist an der Zeit, dass wir uns endlich kennenlernen?«
    Na, klingelt es bei Ihnen? Ganz recht. Ich habe mich in ihn verliebt, weil es fast haargenau gleich gelaufen war wie bei meinen Eltern.
    Jetzt musste ich nur noch in die Rolle meiner Großmutter schlüpfen.
    »Nein, das finde ich nicht«, sagte ich, nahm meinen Salat und ging. Wer war dieser Mann, und wieso kannte er meinen Namen? Bei uns im Haus arbeitete er jedenfalls nicht. Hatte er etwa hinter mir her spioniert?
    Und dann tat Charles das, was mein Dad nicht gleich getan hatte:

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