Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
hinterher.
»Ich hoffe, Ihre Bananen verrotten!«, schreie ich und sprinte los. Warum, weiß ich auch nicht, er macht keine Anstalten, mir nachzulaufen. Ich will einfach möglichst schnell weg.
Mein »Spaziergang« hat keine zehn Minuten gedauert. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehre, beginnt gerade die Fortsetzung von L. I. S. A. – der helle Wahnsinn . Peaches hasst diesen Film. Vermutlich ist sie deshalb nicht zu sehen.
»Alex?«, höre ich draußen jemanden rufen. »Bist du da?«
Ich gehe zum Fenster. »Hi, Adam.« Er sieht wie üblich anbetungswürdig aus: Zerzaustes Haar, Lucky Jeans, schwarzer Kaschmirpulli mit rundem Halsausschnitt.
»Peaches kam vorhin zu mir rüber und wollte sich überhaupt nicht mehr beruhigen. Ist alles in Ordnung?«
Ich mustere argwöhnisch meinen Hund, der neben Adam steht.
»Ja, ja.« Ich lächle künstlich. »Alles bestens. Keine Ahnung, warum sie dir die Ohren vollkläfft«, sage ich so nonchalant wie möglich. »Vielleicht möchte sie, dass du mit ihr spielst.«
»Ach, spielen willst du?« Er trabt los, hebt einen ihrer Bälle auf und pfeffert ihn quer über den Rasen.
Peaches steht wie angewurzelt da, guckt von ihm zu mir und wieder zurück und bellt erneut.
»Schnauze, Peaches«, befehle ich ihr vom Fenster aus. »Ich weiß nicht, was sie hat. Sie spielt schon den ganzen Tag verrückt«, schwindle ich. »Sag mal, können wir uns später unterhalten? Ich komme gerade vom Joggen zurück.«
»Klar«, sagt er. »Ist auch wirklich alles okay?«
Peaches beginnt wieder zu bellen.
»Wirst du wohl den Mund halten!«, schimpfe ich sie. »Das geht dich überhaupt nichts an.«
»Was ist denn mit ihr los?«
»Ach, sie steckt ihre Nase in Angelegenheiten, die sie nichts angehen.« Ich werfe Peaches einen beschwörenden Blick zu, doch das Gebell hört nicht auf.
»Da ist doch etwas im Busch«, stellt Adam fest. »Komm schon, Alex. Sogar dein Hund ist offenbar der Ansicht, dass ich eingeweiht werden sollte. Lass mich reinkommen, und wir unterhalten uns, ja?«
Ach, zum … Ich gebe auf. Meinetwegen soll er alles erfahren. Und wenn er danach nichts mehr mit mir zu tun haben will, gut, ich werde ohnehin bald in den vierten Himmel verlegt und sehe ihn nie wieder.
Ich wedle mit der Hand. »Na schön, komm rein.«
Er betritt das Haus durch die Hintertür, und wir setzen uns an den Küchentisch. Peaches läuft an uns vorüber und nach oben.
»Herzlichen Dank auch«, rüge ich sie.
»Okay, schieß los.«
Ich hole tief Luft. Meine Gedanken rasen. Wo soll ich anfangen? Wie soll ich es ihm beibringen? Ich würde die Sache nach wie vor am liebsten für mich behalten. Was ich ihm jetzt sage, könnte unsere Beziehung endgültig ruinieren. Ich suche eine Weile nach den richtigen Worten, während er dasitzt und abwartet, mit gefasster Miene, als wollte er mir signalisieren: Was auch immer es ist, es wird alles gut.
Ich bin mir da nicht so sicher.
»Also.« Ich hole erneut tief Luft. »Ich bin nicht wie du, Adam. Als ich starb und in den Himmel kam, und als ich sah, was mich hier erwartete – dieses Haus, meine Kleider, du -, da nahm ich an, ich hätte einen Anspruch darauf. Aber als ich nach unserer ersten gemeinsamen Nacht nach Hause kam, erfuhr ich etwas, das ich bereits hätte ahnen müssen. Ich habe nichts von alledem verdient.« Ich sehe mich in meiner Traumküche mit dem frei stehenden Herd um.
Zum ersten Mal erläutere ich ihm meine Lage, ohne zu weinen oder von ihm unterbrochen zu werden. Er sitzt nach wie vor ganz ruhig da.
»Man gewährt mir immerhin die Möglichkeit, eine Art Plädoyer zu halten. Ich soll meine Sichtweise der Ereignisse in einem Aufsatz schildern, und dann entscheidet Gott, oder irgendeine Jury, ob ich hier bleiben darf. Wenn ich keine ausreichenden Erklärungen liefern kann, werde ich ein paar Ebenen herabgestuft.«
Adam schweigt noch immer. Er sitzt nur da und starrt mich ausdruckslos an, als würde er sich ganz auf meine Worte konzentrieren. Ich habe keine Ahnung, was er fühlt.
»Je länger ich an meinem Aufsatz schreibe, desto eher wird mir klar, dass ich mir mit dem Leben, das ich auf der Erde geführt habe, wohl keine Bleibe im siebten Himmel verdient habe.«
»Aber du warst doch noch so jung, als du gestorben bist«, wirft er ein.
»Deshalb erhielt ich ja auch die Gelegenheit, mich in diesem Aufsatz zu rechtfertigen. Aber ich habe inzwischen begriffen, dass die Zuständigen völlig Recht haben und ich mich damit abfinden sollte. Ich gehöre
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