Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
vorstellen. Ich glaube, sie ist die Richtige«, nuschelte er. »Ich kann nicht ohne dich einkaufen. Kannst du bir helfen?«
Ich ließ mich gern erweichen, Lloyd auch über den Schuhkauf hinaus zu beraten, obwohl ich noch nie einen Mann eingekleidet hatte. Ich war auch noch nie in Kentucky gewesen und kannte mich mit den örtlichen Kleidungsgewohnheiten nicht aus, aber nach all den schlechten Erfahrungen, die er in diesem Jahr mit dem weiblichen Geschlecht gemacht hatte, wollte ich ihn nach Kräften unterstützen.
»Keine Sorge, Lloyd.« Ich legte ihm beruhigend den Arm um die Schultern. »Das kriegen wir schon hin.«
Er verließ den Laden mit acht Pullis, sieben Stoffhosen, zwei Jeans, drei Hemden, zwei Freizeitjacken und einem Anzug. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im ganzen Haus, von den Damenschuhen über die Schmuckabteilung bis hin zu den Herrenanzügen in der vierten Etage. Natürlich gab es gelegentlich Kunden, die fünfundzwanzigtausend Dollar auf einen Schlag bei uns ausgaben, schließlich befanden wir uns bei Barney’s in Beverly Hills. Aber dass eine Schuhverkäuferin für diesen Erfolg verantwortlich zeichnete, war doch etwas ungewöhnlich. Von meiner Provision gönnte ich mir und Peaches in einem Schönheitssalon eine Shiatsu-Massage (ja, in Los Angeles gibt es auch Hunde-Masseure, was sagt man dazu).
Lloyd war von seinen neuen Klamotten begeistert, und er sah auch tatsächlich ganz präsentabel darin aus – so präsentabel, wie es eben geht, wenn man so spindeldürr ist wie er. Die maßgeblichen Stellen bei Barney’s waren ebenfalls sehr angetan. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich ein berufliches Erfolgserlebnis zu verzeichnen. Tja, wie gesagt. Es ist ein gutes Gefühl, gute Arbeit zu leisten.
Damit war der Boden für den nächsten besten Tag meines Lebens – Nummer acht – bereitet.
Als Lloyd und Kate ein paar Wochen später aus Kentucky zurückkamen, waren sie verlobt.
»Das verdanke ich nur deb schwarzen Kaschbir-Pulli«, sagte Lloyd und putzte sich die Nase.
»Nicht nur«, sagte Kate lächelnd und küsste ihn auf die Wange. »Aber er hat auf jeden Fall dazu beigetragen.«
Von da an wandte sich Lloyd stets vertrauensvoll an mich, wenn er ein neues Kleidungsstück benötigte.
»Ist dir zufällig eine coole Freizeitjacke für bich untergekobben?«
»Ich brauche Socked.«
Schon bald fuhr ich mit schöner Regelmäßigkeit zu ihm nach Hause und brachte ihm Klamotten zum Anprobieren vorbei, und im Nu begann auch Kate, von meinen Diensten Gebrauch zu machen.
»Hi, Alex! Lloyd ist wieder für den Golden Globe nominiert worden«, erzählte sie mir am Telefon. »Habt ihr vielleicht etwas auf Lager, das ich zu diesem Anlass tragen könnte?«
Also weitete ich meine Beratertätigkeit auf Kate aus.
Ich suchte nicht nur ein Hochzeitskleid für sie aus, sondern auch vier Kleider für ihre diversen Verlobungsfeiern, dazu den passenden Schmuck und die gesamte Ausstattung für ihre Flitterwochen auf den Malediven, angefangen von den Bikinis bis hin zur Unterwäsche (La Perla, was sonst). Binnen zwei Jahren war Kate schwanger und ich übernahm die Einkleidung der zweiten Generation.
Spätestens da wurde mir klar, dass ich meine Berufung gefunden hatte.
»Wir wissen ja jetzt, dass du farbenblind bist«, sagte ich eines Tages zu Stan Mitchell. »Ich gehe mal davon aus, du kombinierst mit voller Absicht rosa Krokodillederstiefel mit einem pfirsichfarbenen Kaschmirpulli, wogegen es im Grunde auch gar nichts einzuwenden gibt, aber vielleicht sollten wir es trotzdem noch einmal überdenken.«
»Rosa?«, rief er entgeistert. »Was ist hier rosa und was pfirsichfarben?«
»Verstehe«, sagte ich ruhig. »Ich wusste ja nicht, ob diese Farbkombination womöglich eine Art Markenzeichen von dir ist – und wenn, dann wäre das völlig in Ordnung; Kleidung ist schließlich dazu da, um die Persönlichkeit eines Menschen zu unterstreichen. Aber ich kenne dich jetzt schon eine ganze Weile, und ich habe nicht den Eindruck, dass Rosa und Hellorange unbedingt deine Farben sind.«
Stan war erschüttert. »Warum macht mich denn niemand auf so etwas aufmerksam?«
»Weil du ein sehr erfolgreicher Mann bist«, erklärte ich ihm. »Das schüchtert die Leute ein. Wenn du willst, kann ich dir in Zukunft behilflich sein, als eine Art persönliche Einkaufsberaterin. Los, komm, wir gehen gleich mal rüber in die Abteilung für Herrenmode und sehen uns ein paar Sachen für dich an. Wenn dir gefällt,
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