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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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zehn Kreisen. Wir befinden uns hier im zehnten und äußersten Kreis. Der Vorhölle. Hier leben all jene, die keine wirklich schweren Sünden begangen haben aber dennoch nicht in den Himmel können. Einige hier haben ihre Seele einem Teufel verkauft, andere haben in ihrem Leben Dinge getan, die zu schwer wiegen, als dass sie vor Gott treten könnten. Nimm die Bewohner dieses Dorfes. Im Leben waren sie allesamt gottesfürchtige Menschen. Ihr Dorf befand sich in den englischen Downs unweit der Küste. Eines Abends im Jahre des Herrn 1735 tobte draußen auf dem Meer ein Sturm, der ein holländisches Handelsschiff auf die Felsenküste zutrieb. Die Dorfbewohner liefen hinunter zum Strand, als sie das Splitte rn der Masten und die Rufe der Matrosen durch den Sturm hörten. Doch sie kamen zu spät. Das Schiff war bereits an den Felsen vor dem Strand zerschellt. Nach und nach trieben die Wellen die über Bord gegangenen Matrosen an. Mehr noch aber trieben sie die Ladung an, die aus kostbaren Stoffen und anderen Luxusgütern bestanden. Den Menschen ging es damals schlecht. Man hatte einen harten Winter hinter sich und ihnen allen stand der Hunger ins Gesicht geschrieben. So plünderte das ganze Dorf, ja selbst die Kinder, die an Land getriebene Fracht. Sie waren so mit der Plünderung beschäftigt, dass sie nicht auf die sterbenden Seeleute achteten, die an Land gespült wurden. Sicher nahmen sie das Stöhnen und Jammern der Sterbenden im Heulen des Sturmes war, doch sie beachteten es nicht. Immerhin würde sich die geborgene Ladung in der nächsten Stadt gut verkaufen lassen und sie alle würden endlich wieder einmal satt werden.
    Erst am nächsten Morgen kamen die ersten zurück an den Strand. Der Sturm hatte zu Toben aufgehört und das zerbrochene Wrack lag dort draußen vor der Küste bar jeden Lebens. Überall am Strand lagen Trümmer, Holzteile und zerrissenes Tauwerk. Und dazwischen lagen die Leichen all jener, die man in der Nacht zuvor übersehen hatte. Keiner von ihnen hatte überlebt und doch waren so viele von ihnen des Nachts noch am Leben gewesen. So viele hätten gerettet werden können.
    Die Dorfbewohner waren keine schlechten Menschen und sie erkannte die Sünde, die sie durch ihre unterlassene Hilfeleistung begangen hatten. Sie schämten sich, doch sie begruben die Seeleute anständig und sprachen Gebete für sie. Und dennoch – nichts davon gab ihnen ihren Seelenfrieden zurück. In ihren Träumen hörten sie die Schreie der sterbenden Seeleute. Die Nächte wurden endlos lang für sie, das teuer gekaufte Brot füllte ihre Mägen nicht mehr und selbst das einfache Quellwasser löschte ihren Durst nicht länger. Nur einen Monat später gab es einen weiteren Sturm, der von Osten aufgezogen kam. Dieses Mal schlugen haushohe Wellen auf die Küste ein und schließlich wurde das ganze Dorf hinab in die See gerissen. Seitdem leben diese Menschen hier… mit der Schuld, die sie auf sich geladen haben…“
    Vater Erik seufzte. „Immerhin – es hätte schlimmer kommen können. Sie hatten ihre Schuld selbst erkannt und bereut. So kamen sie hierher in den äußersten Kreis der Hölle. Sie waren nicht böse in der Nacht als das Schiff da draußen zerschellte.“ Vater Erik wies mit dem Kinn nach draußen. „Sie waren nur achtlos. Und allein ihre Frömmigkeit führte dazu, dass sie selbst ihren Fehler erkannten und ihn sich nun zum Vorwurf machten.“
    „Dann ist das hier noch der freundlichste Teil der Hölle?“, fragte Eleanor.
    Vater Erik schnaubte. „Das kannst du sagen! Jeder Kreis der Hölle steht für die Schwere der Sünde, die jemand begangen hat. Je tiefer du in die Hölle gehst, desto übler sind die Seelen, die dort finden wirst. Und desto übler sind die Dämonen, die ihnen dort das Leben sauer machen, sie quälen und sie foltern. Deshalb wirst du diesen Raphael auch nicht finden. Wenn er tatsächlich eine gute Seele hat, dann ist diese Hölle nicht der richtige Ort für ihn!“
    Eleanor sah ihn verwirrt an. Sollte wirklich alles umsonst gewesen sein? Wenn Vater Erik recht hatte, dann konnte Raphael tatsächlich nicht hier sein. Niemals würde er in dieser Welt Seelen quälen wollen.
    „Kennst du die Toten Paläste der gefallenen Engel?“, setzte sie schließlich erneut an. „Ich hatte gehofft, ihn in seinem Toten Palast zu finden…“
    Vater Erik schüttelte den Kopf. „Davon weiß ich nichts. Ich habe mein Wissen aus den Schriften der Kirche und aus dem, was andere mir erzählt haben. Seitdem

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