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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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unseren Seelen Schmerz zufügen, Einsamkeit, Trauer. Was immer ein gefallener Engel an diesem Ort selbst erleidet, kann er auch dir zufügen.“
    Michael nickte. „Ich verstehe. Vielleicht wäre das Übelste gewesen, was Jonathan Towers uns hätte antun können, einen Dämon herbeizurufen!“
    Elizabeth schauderte. „Was meinst du, warum es mir so schwer gefallen ist, auf die Suche nach Eleanor zu gehen? Ich wusste ganz genau, was uns hier erwartet.“
    Michael sah sie überrascht an. „Den Eindruck hatte ich gar nicht“, gab er zu. „Du schienst mir wesentlich sicherer in deiner Entscheidung zu sein, als ich es war.“
    Elizabeth lachte gequält auf. „Oh nein. Aber ich habe nicht vergessen, was Eleanor und Raphael für mich getan haben. Ohne sie wäre ich längst tot.“
    Erneut lachte Elizabeth unnatürlich auf, dann sackte sie ganz plötzlich zusammen und begann zu weinen.“ Sieh mich an!“, jammerte sie. „Ich bin hier – in der Hölle! Und sage doch, ich sei noch gar nicht tot. Wie krank und unnatürlich ist das? Aber es stimmt. Ohne die beiden gäbe es mich schon längst nicht mehr. Wenn Raphael mich nicht gerettet hätte, wäre ich durch Asasel und diese Lilith längst wieder hierher zurückbefördert worden, wo es nichts anderes gibt als Leid und Verdammnis. Und ohne Eleanor hätte ich nie wieder Kontakt zur Welt der Lebenden haben können. Ohne sie hätte ich keinen Trost gehabt, als ich ihn am dringendsten brauchte. Für niemanden sonst wäre ich hierher zurückgekehrt!“
    Elizabeths Worte gingen in ein Wimmern über. Langsam sank Michael zu ihr hinunter und legte instinktiv seine Hand auf ihre Schulter. Eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort. Allein Elizabeths Schluchzen durchdrang hin und wieder das Tosen der Feuerstürme um sie herum. Dann jedoch stutzte Elizabeth und blickte verwirrt erst auf Michaels Hand, dann auf ihn selbst.
    „Deine Hand“, flüsterte sie. „Ich kann sie spüren.“
    Vor Schreck hätte Michael fast seine Hand zurückgezogen. Doch er ließ sie auf Elizabeths Schulter liegen und drückte sie sanft.
    „Ja, ich spüre dich auch!“, sagte er. Ein strahlendes Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Dann griff sie nach seiner Hand.
    „Aber wie kann das sein?“, fragte er. „Wie können wir ohne unsere Körper einander fühlen?“
    Elizabeth dachte einen Augenblick nach. „Dies ist nicht die Welt der Lebenden… in jener Welt können wir nichts bewirken, weil wir keine Körper haben. Aber die Hölle ist keine Welt, die aus Materie besteht. Sie besteht aus all dem, was unser Geist und unsere Seelen aus ihr machen. So wie Materie nur durch die Einwirkung anderer Materie beeinflusst werden kann, so wird die Hölle allein durch unseren Geist beeinflusst. Wenn du dir vorstellen kannst mich zu berühren, dann kannst du es auch…“
    Michael nickte nachdenklich, dann jedoch stutzte er. „… aber Jonathan Towers. Wenn er sich vorstellen kann uns zu töten, dann…“
    „Nein! Die Seele kann man nicht töten. Nur den Körper. Er mag dir Schmerzen zufügen können, wenn er seinen Zorn gegen dich richtet und deine Seele von seinen gewalttätigen Gefühlen getroffen wird. Aber bleibenden Schaden kann er nicht anrichten. Aus diesem Grund können die Seelen von Sündern Jahrtausende lang in den Feuern der Hölle brennen ohne vernichtet zu werden, aber den Schmerz des Verbrennens spüren diese Menschen dennoch.“
    Zögernd nickte Michael. „Ich verstehe. Immerhin erklärt es im Nachhinein auch, warum ich die Türen des Hauses öffnen konnte, so dass wir ihm entkamen. Letzten Endes bestehen diese Türen nicht aus Materie. Also kann mein Geist sie auch bewegen.“
    „Solange sie nicht vom Geist eines anderen gehalten werden“, ergänzte Elizabeth. „In Stratton Hall konnte ich viele Türen der Geisterwelt nicht öffnen, wenn Asasel sie in seiner Bösartigkeit vor mir verschlossen hielt. Sein Geist war einfach viel stärker als meiner…“
    „Aber die Türen in dieser Dimension haben nichts mit den Türen in der realen Welt zu tun, richtig?“
    „Stimmt. Die Gebäude hier mögen so aussehen, wie in der Welt der Lebenden. Aber wir nehmen jene Welt von hier aus nicht mehr wahr. Wir können nichts auf der anderen Seite des Todes beeinflussen, wir können die Lebenden nicht einmal sehen. Selbst Eleanor konnte ich damals nur wahrnehmen, weil sie etwas Besonderes war. Ich habe sie damals nur als Schatten sehen können, ebenso wie sie mich…“
    Erneut schoss eine meterhohe

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