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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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die weite Ebene hinaus, die unheilvoll vor ihnen flackerte.
    Nur wenige hundert Meter weiter trafen sie rechtwinklig auf eine Straße, die zu ihrer linken schnurgerade über die Ebene verlief und sich schließlich im grünen Dunst des Horizontes verlor, während sie sich rechterhand zwischen einigen Hügeln dahinwand. Eleanor entschied sich für rechts, da sie instinktiv darauf hoffte, zwischen den Hügeln vor neugierigen Blicken geschützt zu sein.
    Mächtige Felsbrocken säumten hier den Weg, türmten sich zu beachtlichen Hügeln und waren über und über bedeckt von kleineren Felsen und zerborstenem Gestein. Eleanor fühlte sich an die Ruine der Burg Crowstone erinnert, die ebenfalls gewirkt hatte, als habe eine gigantische Faust das ganze Bauwerk zerschmettert und allein lose Trümmer und wertlosen Schutt zurückgelassen. Und über allem lag das allgegenwärtige grüne Flackern der zahllosen kleinen Flämmchen, die ruhelos und chaotisch auf allem brannten. Ein leises Sirren und Knistern lag in der Luft, so als ob eine elektrische Spannung durch das Gestein und die umgebende Landschaft zöge. Nie zuvor hatte Eleanor eine Gegend erlebt, die so gefährlich und lebensbedrohend gewirkt hatte, wie dieser einsame Ort. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie bei diesem Anblick, ein Gefühl, das sie schon beinahe vergessen zu haben glaubte. Obwohl sie keinen Körper mehr besaß, verspürte sie ein unangenehmes Kribbeln und Jucken in sich und der Drang sich Kratzen zu müssen wurde beinahe übermächtig. Sie wandte sich um und erkannte, dass es ihren Begleitern nicht anders ging.
    „Herrin“, wimmerte ein Mann in der Menge. „Wir sollten hier nicht verweilen. Es fühlt sich an, als fräße der Ort meine Seele auf!“
    Zustimmendes Gemurmel machte sich breit. Eleanor richtete ihren Blick wieder auf den verschlungenen Pfad vor sich und begann zu laufen. Sie wusste ihre Gruppe hinter sich, während sie fast hektisch zwischen den Felsen entlang rannte. Das Klacken, Kollern und Rieseln der Steine unter ihren Füßen hallte von den Felswänden wieder und begleitete sie unablässig während ihres Weges. Doch noch etwas anderes war zu hören, etwas, dass ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Je schneller sie liefen, desto lauter und schneidender wurde das elektrische Summen und Wispern in der Luft, bis sie schließlich das Gefühl hatten, als würden böse Stimmen überall um sie herum auf sie einwirken und sie von ihrem Wege abbringen wollen. Einige begannen sich bereits die Ohren zuzuhalten, doch an diesem Ort brachte das wenig. Die zischenden, knisternden Stimmen setzten sich in ihren Köpfen fest und fraßen sich in sie hinein, grausam und unaufhaltsam.
    Schließlich war es ausgerechnet Kathryn, die stehenblieb und hysterisch aufschrie: „Aufhören! Hört auf!“
    Eleanors Gruppe kam stolpernd zum Stehen.
    „Was ist da los?“, rief William, während er sich einen Weg zurück zu jener Stelle bahnte, an der Kathryn stehengeblieben war. Am ganzen Leibe zitternd stand sie dort, umgeben von einem Ring von Menschen. Toby wollte sich ihr nähern, doch sie blickte ihn nur mit irrem Blick an und schlug unkontrolliert um sich, als er sie an der Schulter packen wollte.
    „Lasst mich! Weg von mir!“, schrie sie. „Wir sind verloren! Verdammt und verflucht!“
    „Kathryn! Was ist mit dir?“, fragte Toby verzweifelt.
    Einen Augenblick lang schienen diese Worte irgendetwas in Kathryn zu berühren. Sie wurde still, ihre Bewegungen erlahmten und sie sah Toby mit einem Ausdruck von Verwunderung an. Doch dann verschleierte sich ihr Blick ganz plötzlich und sie schrie ihn an: „Das ist alles deine Schuld! Nur deinetwegen sitzen wir hier in der Hölle fest!“
    Sie rannte auf ihn zu und stieß ihn so hart vor die Brust, dass er nach hinten in die Menge stolperte und unsanft hinfiel.
    „Liebling, was ist mit dir?“, fragte er kläglich.
    Eleanor hatte die Szene ungläubig verfolgt. Es schien ihr vollkommen unverständlich, wie gerade die sanfte Kathryn so mit ihrem Toby umspringen konnte. Sie nahm kaum wahr, dass sich Will plötzlich neben sie schob.
    „Zwietracht“, sagte er leise. „Dieser Ort ist gefährlich. Denkt an James, den wir im siebten Kreis verloren haben, weil er der Habgier erlag…“
    Wie in Trance nickte Eleanor. Sie benötigte einen Augenblick um sich zu fassen. Dann rief sie über die Menge hinweg: „Es ist dieser Höllenkreis! Er macht uns streitsüchtig und bösartig! Wir müssen hier weg!“
    Einige

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