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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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der Hut sein. Vielleicht erkennen sie ihren Irrtum früher, als uns lieb ist.“
    „Ihrem Irrtum, Milady?“
    „Sie glauben uns irgendwo vor sich. Hättest du uns beide nicht in das Versteck gezogen, wären wir sofort entdeckt worden. Aber offenbar konnten sie sich nicht vorstellen, dass wir beinahe unter ihnen waren.“
    „In gewisser Weise hat uns also der Streit gerettet“, sinnierte William. „Denn andernfalls hätten wir nicht so weit abseits gestanden. Nun, dann war der Streit ja doch zu etwas nütze.“
    Eleanor verzog voll Bitterkeit den Mund. „So könnte man es sehen“, erwiderte sie kurz.
    Schweigend gingen sie weiter, sicher mehrere Stunden lang, doch die Landschaft änderte sich nicht wesentlich. Mehrmals aber trafen sie auf die Überreste menschlicher Behausungen. Einfache Steinhäuser, manchmal zu kleineren Ortschaften zusammengeballt, doch allesamt leer und ausgestorben. Wann immer sie solche Hütten entdeckten, schlichen sie sich unauffällig näher und suchten sorgfältig nach Anzeichen von Gefahr, nur um ein aufs andere Mal festzustellen, dass ihre Vorsicht überflüssig war. Nirgendwo war auch nur eine Menschenseele zu entdecken, wenngleich die Behausungen stets so wirkten, als seien sie gerade eben erst verlassen worden.
    „Was mag hier vor sich gehen?“, fragte Eleanor.
    „Die Engel und Akoloythoi!“, erwiderte William schlicht. „Sie sind vor uns auf dem Weg und suchen nach uns. Was immer hier an Sünderseelen wohnt, hat das Weite gesucht.“
    „Nicht schlecht!“, erwiderte Eleanor. „In gewisser Weise räumen sie den Weg für uns.“
    „Wie meint ihr das, Milady?“
    „Nach allem, was ich mittlerweile von der Hölle weiß, wären die Bewohner dieser Gegend eine Gefahr für uns gewesen. Je weniger wir von ihnen sehen, desto besser für uns.“
    William nickte und lächelte erleichtert. „Ihr habt recht, Milady.“
    Wieder ließen sie eine Ortschaft hinter sich und traten auf den steinigen Weg hinaus. Doch dieses Mal hörten sie bereits nach wenigen Schritten das Rauschen und Gluckern des finsteren Grenzflusses. Plötzlich hielt William Eleanor zurück.
    „Wartet hier, Milady. Ich will mir das zunächst einmal ansehen!“, flüsterte er. Dann schlich er sich seitwärts einen Hügel hinauf und ließ Eleanor unten zurück. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er zurückkam.
    „Wie ich es mir gedacht habe“, flüsterte er. „Sie haben einen Wachtposten zurückgelassen. Einen Akoloythos. Irgendwie müssen wir an dem vorbei…“
    „Was schlägst du vor?“, gab Eleanor ebenso leise zurück.
    William zögerte. „Er kann uns nichts tun. Zumindest gilt das für euch. Aber wir wissen nicht, ob er irgendeine Möglichkeit hat, nach Verstärkung zu rufen.“
    „Können wir ihm ausweichen?“
    „Vielleicht. Wenn wir von hier über die Hügel gehen und den Fluss an anderer Stelle überqueren. Dann könnte es uns gelingen.“
    Eleanor nickte entschlossen und gemeinsam mit William machte sie sich auf den Weg.
     
    …
     
    Lilith war beeindruckt. Sie waren nicht einmal sehr lange im siebten Kreis unterwegs gewesen, bis Raphael eine Spur aufgenommen hatte. Wie ein Jagdhund witterte er nach Seelen, in denen sich eine Erinnerung an Eleanor fand. Wenn sie hier jemandem begegnet war, musste er über kurz oder lang auf diese Person aufmerksam werden.
    „Dort unten!“, sagte er schlicht, ohne auch nur die Augen im Flug zu öffnen.
    Anders als der achte Kreis bestand diese Welt aus einem wolkenlosen, weißen Himmel von dem ein riesiges Auge lidlos hinab starrte. Selbst jemandem wie Lilith machte dieser Anblick Angst und zum ersten Mal war sie froh, an Raphaels Seite hier zu sein. Immerhin hatte dieser Himmel den Vorteil, dass selbst sie über viele Meilen alles unter sich erkennen konnte. So sah sie auch sofort, auf welche Person Raphael seine letzten Worte bezogen hatte. Im felsigen Gelände unter ihnen war auf viele Meilen kein einziges Lebewesen zu sehen, mit Ausnahme eines Mannes, der an eine niedrige Felswand gekettet war. Er schrie aus Leibeskräften, doch war aus dieser Höhe kein Grund dafür zu erkennen. Raphael und Lilith ließen sich hinab sinken und kurz darauf landeten sie vor dem Unglücklichen.
    Noch ehe Lilith die Situation vollkommen erfasst hatte, war Raphael bereits bei dem Mann und riss ihm etwas vom Kopf, was er in hohem Bogen von sich warf. Der Gegenstand rollte schwach qualmend vor Liliths Füße und jetzt erkannte sie, dass es sich um eine goldene Krone handelte. Eine

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