Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
Vom Netzwerk:
das, was sie gebraucht hatte, diesen Rollenwechsel.
    Im vorderen Teil der Familienbibel waren keine Tregennas verzeichnet. Jede Menge Pengellys und Martins, Johns und Bolithos, einige Lanyons und Stephens und sogar ein Rodda. Den Namen hatte ich auf einem Becher Rahm gelesen, den Alison im Kühlschrank hatte. Aber kein einziger Tregenna. Ich wusste nicht, ob ich enttäuscht oder erleichtert sein sollte.

NEUN

    CATHERINE
    Juli 1625
    Eine alte œgyptische Frau kam heute an die Tür der Spülküche. Sie saß auf einem Maultier & und war höchst fremdartig mit Glöckchen & Schleiern geschmückt. Ihr Gesicht & die Hände waren geschwerzt …
    A ls es an der Tür der Spülküche klopfte, war Catherine gerade in der Küche und nahm eine Liste mit Lebensmitteln auf, die Lady Harris ihr diktierte. In der Luft hing das schwere Aroma von Weizenbrei, den die Köchin Kate Rowse den ganzen Morgen über zubereitet hatte. Allein bei dem Duft knurrte Cat der Magen. Kate hatte Gewürze, Butter und Rum hineingetan, und Cat war nicht sicher, ob sie sich bis zum Mittagessen beherrschen könnte.
    »Sieh mal nach, wer da ist, Catherine«, sagte Margaret Harris, ohne sich auch nur einen Zoll von der Speisekammer wegzubewegen. Dann drehte sie sich zur Köchin um. »Wie wir es geschafft haben, in einem Monat so viel Mehl zu verbrauchen, will mir nicht in den Kopf.« Lady Harris führte genau wie ihr Mann ein strenges Regiment.
    Besucher auf Kenegie waren nicht selten und kamen aus allen möglichen Gründen: Bettler baten um ein Almosen, obwohl sie dazu keineswegs angehalten wurden, denn der Herr spendete großzügig für die Gemeinde, zog es allerdings vor, in Wohltätigkeitsangelegenheiten den Pfarrer persönlich aufzusuchen; Jäger boten einen fetten Hasen oder ein Paar Tauben an; Fischer
aus Market-Jew trugen ihre Ware in Weidenkörben auf dem Rücken und verlangten eine Silbermünze für eine Makrele, einen Penny für einen Pollack oder drei Pence für einen der großen Aale, die in den Riffen vor der Küste lauerten.
    Vor der Spülküche war eine Gestalt, offenbar eine alte Frau dabei, ein klappriges Maultier an einem der dekorativen Lorbeerbäume festzubinden. Wenn sie tatsächlich eine war, dann hatte sie keinerlei Ähnlichkeit mit anderen alten Frauen, die Cat im Leben gesehen hatte. Diese fremdartige Person trug ein bunt gemustertes Tuch um den Kopf, das im Nacken verknotet war, große Goldringe in den Ohren, ein Mieder aus zusammengeflickten Stoffresten und eine weite Hose, die an den Knöcheln mit Seidentüchern und Ketten von klingelnden Silberglöckchen zusammengebunden war. Aber es war nicht einmal die ungehörige Pluderhose, die Cat solchen Anlass zur Verwunderung gab, als vielmehr ihre Hautfarbe, ein höchst bemerkenswertes Braun, so dunkel wie Rosskastanien. Ein paar Jahre zuvor waren Vagabunden, die sich als Ægypter ausgegeben hatten, mit einer fahrenden Truppe in Penzance aufgetaucht, doch sie hatten ihre Haut mit einem Sud aus Gallapfel geschwärzt, wie sich herausstellte, als der Wachtmeister sie an den Pranger stellte und ein Fass Wasser über ihnen auskippte. Zwei Tage später waren sie aus der Stadt vertrieben und nie wieder gesehen worden, was in Cats Augen eine große Schande war: Egal, ob es echte Zigeuner gewesen waren oder nicht, sie hatten einen Hauch von Exotik hierher mitgebracht und ihnen einen flüchtigen Blick auf eine andere, glanzvollere Welt gewährt.
    Sie öffnete die Tür einen Spalt. »Was willst du hier?«, flüsterte sie. »Am besten machst du dich leise wieder fort, denn die Leute hier haben nichts übrig für deinesgleichen.«
    Die Greisin betrachtete sie mit einem Auge, das glänzte wie das einer Amsel. »Ein junges Mägdelein mit flammendem Haar und einem guten Herzen - nun, das wäre ein feines Zeichen für einen trüben Sabbat.«

    Cat starrte sie an. »Was redest du da?«
    Die Zigeunerin lehnte sich gegen den Türrahmen und spähte in die Spülküche. »Sieht ganz so aus, als wäre die Sitzbank dort ein gutes Plätzchen für mein Häuflein alter Knochen, die seit Anbruch des Tages durchgeschüttelt wurden.«
    »Ich kann dich wirklich nicht einlassen«, sagte Cat nervös, »so gern ich es auch täte. Ich würde Schwierigkeiten bekommen. Aber im Garten steht eine Bank. Setz dich dorthin, vielleicht kann ich dir etwas zu trinken bringen, bevor du dich wieder auf den Weg machst.«
    Die alte Frau sah sie weiter an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Du wirst ohnehin Schwierigkeiten bekommen, egal,

Weitere Kostenlose Bücher