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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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worum es geht?«
    »In Ordnung, aber es muss unter uns bleiben. Auf gar keinen Fall darf etwas davon an die Presse durchsickern.«
    »Ich werde es für mich behalten.«
    »Erinnern Sie sich noch an das Zeug, das wir unter Pierre Berewas Leiche gefunden haben? Wir haben es untersuchen lassen. Es ist Picratol, ein Sprengstoff, der früher beim Militär verwendet wurde. Heute benutzt man ihn nicht mehr, aber im Zweiten Weltkrieg hatten ihn alle.«
    Luc wurde schwindelig. »Sprengstoff?«
    »Leider ist das noch nicht alles. Ich habe mich mit der Polizei in England in Verbindung gesetzt, so, wie Sie es mir vorgeschlagen haben. Die Kollegen aus Cambridge haben mich an Scotland Yard verwiesen, und da hat man mir gesagt, dass die Explosion im Science Park nicht von einer kaputten Gasleitung herrührte.«
    »Großer Gott!«
    »Es war ein Sprengstoffanschlag. Allerdings nicht mit Picratol, sondern mit einem modernen Militärsprengstoff namens C-4. Das ist doch eine ziemlich erstaunliche Entwicklung, und ich denke, wir müssen uns ernsthaft über Pierre Berewa und alle anderen unterhalten, die mit dieser Höhle etwas zu tun haben.«
    »Dann sage ich mein Abendessen ab und fahre noch heute Nachmittag zurück nach Bordeaux.«
    »Nein, das passt mir nicht. Ich habe heute Abend einen Termin im Périgueux. Könnten Sie vielleicht morgen Mittag in mein Büro kommen?«
    »Ja, das geht. Aber da wäre noch etwas, Colonel. Eine Professorin aus meinem Team, die normalerweise in London arbeitet, ist verschwunden. Sie heißt Sara Mallory und ist Amerikanerin. Sie war am Montagvormittag zusammen mit mir auf dem Weg zu dem Gebäude, das in Cambridge in die Luft geflogen ist. Danach haben wir eines der Opfer im Krankenhaus besucht, und dort habe ich sie auch zum letzten Mal gesehen. Seitdem ist sie wie vom Erdboden verschwunden, und der Mann, den wir besucht haben, ist am Dienstag in aller Frühe völlig unerwartet verstorben. Auch er stand in Verbindung mit Ruac und hat am Montagabend noch Besuch von einem Mann mit französischem Akzent gehabt. Ich weiß zwar nicht, wie, aber das hängt alles miteinander zusammen! Die Polizei in Cambridge weiß von Saras Verschwinden, aber sie hat nichts unternommen. Bitte, verständigen Sie Scotland Yard und sagen Sie denen, dass man sich dort um die Sache kümmern soll.«
    »Ja, ich rufe da an«, versprach der Polizist und fügte mit strenger Stimme hinzu: »Um zwölf Uhr, Professor. In meinem Büro.«
    Luc legte auf und starrte mit leerem Blick an die Wand des Hotelzimmers.
    Jemand wollte meine Höhle in die Luft jagen!

NEUNUNDZWANZIG
    Höhle von Ruac,
30000 Jahre vor unserer Zeit
    Tal erwachte schweißgebadet, den Geschmack des Flugwassers noch immer im Mund. Er versuchte sich zu erinnern, was gerade passiert war, aber es gelang ihm nicht.
    Er griff sich zwischen die Beine und streichelte sein erigiertes Glied. Uboas lag ein paar Meter von ihm entfernt auf einem prächtigen Wisentfell, das letzte Tier, das sie bei ihrer zwei Mal im Jahr stattfindenden Jagd erlegt hatten. Sie hatte sich den ganzen Tag lang nicht wohlgefühlt, und jetzt schlief sie in eine Decke aus Rentierfell eingewickelt. Er hätte sie aufwecken und sie nehmen können, aber er wollte sie lieber schlafen lassen, bis das Morgenlicht am Eingang der Höhle zu sehen war.
    Er streichelte sich, bis er befriedigt war, dann rollte er sich ebenfalls in ein Fell, denn die Nacht war kalt. Sein eigenes Wisentfell, das noch von dem zweiten Tier stammte, das er als junger Mann getötet hatte, war dünn und löchrig geworden. Das Fell des ersten Wisents war an seinen Vater gegangen, aber dieses hatte er behalten dürfen. Obwohl es schon sehr lange her war, erinnerte er sich noch an den Speerwurf, der das Tier erlegt hatte, und sah genau vor sich, wie die Spitze aus Feuerstein sich perfekt zwischen zwei Rippen in den Brustkorb des Tieres gebohrt hatte.
    Als er jetzt langsam über das Fell strich, kam die Erinnerung an seinen Flug zurück. Er begann zu zittern.
    Er war über eine Wisentherde geflogen, nah genug, um die muskulösen Schultern der Tiere zu berühren. Dabei empfand er so wie immer das Hochgefühl des mühelosen Flugs, die Ehre, sich mit der Herde bewegen zu dürfen, einer von ihnen zu sein. Beseelt von diesem Glücksgefühl, breitete er die Arme aus und spreizte seine Finger in den Wind.
    Und dann wurde er sich einer fremden Präsenz bewusst, die immer näher kam. Normalerweise war er auf seinen Flügen stets allein, aber jetzt spürte er,

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