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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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mir die Leitung dann entzogen?«
    »Weil es hier um ein Problem der öffentlichen Wahrnehmung geht. Ruacs Image wurde befleckt, bevor wir es überhaupt etablieren konnten. Wenn in der Presse darüber berichtet wird, geht es vornehmlich um die Todesfälle und überhaupt nicht mehr um die archäologische Bedeutung der Ausgrabung. Und im Internet kursieren schon alberne Spekulationen darüber, dass auf der Höhle ein uralter Fluch liegt. Die Ministerin hat eine Sicherheitsuntersuchung vor Ort angeordnet, was für Sie übrigens bedeutet, dass Sie eine Reihe von unangenehmen Befragungen über sich ergehen lassen müssen. Vor diesem Hintergrund war Ihre Stellung einfach nicht mehr zu halten.«
    »Sieht ganz so aus, als hätte Abenheim Stimmung gegen mich gemacht«, erwiderte Luc angewidert.
    »Natürlich hat er das. Ich würde Sie in dieser Hinsicht nie anlügen. Ob Sie es mir glauben oder nicht, ich habe mich sehr für Sie eingesetzt, bis die öffentliche Meinung endgültig zu Ihren Ungunsten kippte. Ich konnte nicht anders, ich musste am Ende ebenfalls für Ihre Ablösung stimmen, sonst hätten wir für die nächste Grabungssaison möglicherweise kein Geld mehr erhalten. Die Höhle ist nun mal wichtiger als ein Grabungsleiter, selbst wenn er es war, der sie entdeckt hat.«
    »Man kann eine Tragödie nicht mit einer anderen aufwiegen, aber mein Herz ist durch die Todesfälle ohnehin schon gebrochen. Dass ich jetzt auch noch meine Höhle verliere, reißt es mir förmlich aus dem Leib.«
    Barbier trank sein Glas aus und stellte es geräuschvoll ab. »Es tut mir leid.«
    Luc stand auf und griff nach seiner Tasche. »Gibt es denn nichts, was Ihre Meinung ändern könnte?«
    »Dazu müsste schon ein Wunder geschehen.«
     
    Als Luc wieder in seinem Hotelzimmer war, hatte er noch viel Zeit bis zu seiner Verabredung zum Abendessen. Er legte sich aufs Bett und ging die Notizen durch, die er sich während Isaaks Übersetzung von Barthomieus Manuskript gemacht hatte.
    Immer wieder kam dort dieser rote Trank vor.
    Ebenso wie rote Johannisbeeren, Wildgerste und Ackerwinde.
    Luc erinnerte sich an das Gespräch mit Sara und Fred am Montagvormittag nur noch nebulös. Kein Wunder, denn sein Leben war danach völlig aus den Fugen geraten. Die Unterhaltung hatte auf einem Flur des Nuffield-Hospitals stattgefunden, in der Röntgenabteilung, kurz bevor der Anruf aus der Abtei gekommen war. Er und Sara hatten mit Fred Prentice über Wildgerste gesprochen und irgendeine Art von Pilz. Dann kam der Anruf, und Luc hatte nach Frankreich abreisen müssen.
    Was genau hatte Prentice herausgefunden?
    Die Nummer der Telefonzentrale des Nuffield-Hospitals stand auf den Etiketten von Lucs Antibiotikafläschchen. Luc wählte und bat, mit dem Zimmer von Mr. Prentice verbunden zu werden. Seinen Verletzungen nach zu urteilen, musste er immer noch im Krankenhaus liegen.
    »Prentice, sagten Sie?«, fragte die Frau in der Vermittlung.
    »Ja. Dr. Fred Prentice.«
    »Darf ich Sie fragen, ob Sie zu seiner Familie gehören?«
    »Ich bin sein Schwager«, log Luc.
    »Wir rufen Sie zurück«, sagte die Frau.
    Es dauerte eine Weile, bis sein Telefon klingelte. Eine Frau, die sich als die Stationskrankenschwester in der Orthopädie zu erkennen gab, fragte, ob er für Dr. Prentice angerufen habe.
    Der abwehrende Ton in ihrer Stimme beunruhigte ihn. Sie fragte ihn nochmals, ob er ein Verwandter sei.
    »Sein Schwager.«
    »Verstehe. Aber dürfte ich Sie fragen, warum Sie einen französischen Akzent haben? Sie müssen verstehen, dass wir nicht jedermann Auskunft geben können.«
    »Natürlich. Seine Schwester hat einen Franzosen geheiratet. So was kommt in den besten Familien vor.«
    Sie fand das nicht lustig. »Haben wir uns nicht schon am Montagabend gesehen, als er in die Station aufgenommen wurde?«
    »Nein. Ich habe ihn nur in der Notaufnahme gesehen. Warum fragen Sie?«
    »Weil ihn am Montagabend ein Herr aus Frankreich besucht hat. Ich dachte, das wären vielleicht Sie gewesen.«
    »Nein, das war ich nicht. Könnte ich jetzt bitte mit Dr. Prentice sprechen?«
    »Hat Ihre Frau es Ihnen denn nicht gesagt?«
    »Nein. Sie ist momentan in Asien. Sie hat mich gebeten, im Krankenhaus anzurufen.«
    »Na ja, es tut mir furchtbar leid, aber Dr. Prentice ist Dienstagmorgen verstorben.«
    Luc war so vor den Kopf gestoßen, dass er den Rest ihrer Worte nur noch undeutlich wahrnahm. »Vermutlich an einer Lungenembolie. So etwas ist bei bettlägerigen Patienten mit einer Verletzung

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