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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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meines Lebens Héloïse und Gott widmen. Ich werde als einfacher Mönch leben und sie als einfache Nonne. Wir werden wie Bruder und Schwester in Christo sein. Und auch wenn ich dem Elend meines Schicksals nie mehr entkommen kann, werden wir durch unsere Liebe zum Herrn auch uns lieben.«
    Bernhard legte Abélard eine Hand aufs Knie. »Steh auf, Bruder, und lass uns weiterwandern. Genießen wir diesen herrlichen Tag.«
    Sie gingen auf dem Hochufer ein Stück flussabwärts. Ein kürzliches Unwetter hatte den Fluss tief unter ihnen in einen reißenden Strom mit gefährlichen Strudeln verwandelt. Trotzdem war der Weg, auf dem die beiden Freunde gingen, trocken und sicher. Weil das Wetter so schön war, folgten sie dem schmalen Saumpfad weiter als jemals zuvor. Meist schwiegen sie dabei und lauschten dem Gurgeln des Flusses und dem Säuseln des Winds in den Zweigen der Bäume unter ihnen.
    Als sie eine Weile so gegangen waren, blieb Bernhard stehen und deutete nach vorn: »Schau mal«, sagte er. »Lass uns dort drüben Rast machen.«
    Er ging voraus zu einem breiten Felsvorsprung mit einem wunderschönen Ausblick über das Tal der Vézère, auf dem ein knorriger, alter Wacholderbaum direkt aus dem Felsen zu wachsen schien. Sie setzten sich in den Schatten seiner wildgekrümmten Äste, lehnten sich mit dem Rücken an seinen Stamm und versanken wieder in Schweigen.
    »Wollen wir langsam zurückgehen?«, fragte Abélard nach einem Weilchen.
    Bernhard stand auf und begutachtete den sich weiter vor ihnen erstreckenden Saumpfad, wobei er seine Augen mit der Hand gegen die Sonne beschirmte. »Ich frage mich, ob es nicht möglich ist, auch weiter hier entlang zur Abtei zurückzukehren«, sagte er. »Dabei müssten wir eigentlich nach einem leichten Anstieg zu den Wiesen an der Nordseite der Kirche gelangen. Meinst du, du schaffst das?«
    Abélard lächelte. »Ich glaube schon, auch wenn ich noch lange nicht so bei Kräften bin wie du, Bruder.«
    Den Anstieg zu bewältigen wurde schwerer, als sie geglaubt hatten, und immer wieder rutschten sie mit den glatten Ledersohlen ihrer Sandalen auf dem felsigen Untergrund aus. Als Bernhard schon an seiner Entscheidung zu zweifeln begann, vernahmen sie auf einmal ein munteres Geplätscher. Hinter der nächsten Biegung entdeckten sie einen kleinen Wasserfall, der im Sonnenlicht funkelte wie ein Diamant. Das Wasser rauschte in einem Bogen über den Pfad hinweg die Schlucht hinab. Abélard und Bernhard stillten zunächst ihren Durst. Den Wasserfall werteten sie als Zeichen dafür, dass sie auf dem richtigen Weg waren, und drehten deshalb nicht um.
    Der Pfad an der Felswand entlang wurde immer tückischer, und so kamen sie nur langsam voran. Weil sie aber unbedingt herausfinden wollten, ob sie wirklich eine Abkürzung zur Abtei entdeckt hatten, gingen sie trotzdem weiter. Sie waren beide heimlich froh und dankbar, dass sie körperlich dazu überhaupt in der Lage waren – noch vor ein paar Monaten waren sie so schwach gewesen, dass sie nur mit Mühe das Bett hatten verlassen können.
    Als sie wenig später zu einem zweiten Wasserfall kamen, tranken sie abermals.
    Bernhard wischte sich danach die Hände an seiner Kutte ab. »Dort vorn ist eine geeignete Stelle, an der wir die Wand hinaufklettern können.«
    Die beiden gingen zur Felswand hinüber und blieben davor stehen. Bernhard fragte Abélard, ob er es sich zutraue, nach oben zu klettern, und dieser antwortete, sein Freund solle sich keine Sorgen um ihn machen.
    »Dann gehe ich als Erster«, sagte Bernhard zuversichtlich. »Hab keine Angst, Gott lässt uns sicher nicht abstürzen.«
    »Und falls einer von uns es doch tut, so bete ich darum, dass ich es bin und nicht du«, erwiderte Abélard.
    Bernhard suchte einen Weg hinauf, der nicht zu beschwerlich war. Trotzdem kam er heftig ins Schwitzen und musste immer wieder anhalten und sich ausruhen. Bei einer dieser Pausen wanderte sein Blick nach oben und entdeckte etwas, das seine Neugier weckte. »Abélard!«, rief er hinunter. »Komm schnell, aber pass auf die losen Steine auf! Ich muss dir etwas zeigen.«
    Als Abélard bei ihm anlangte, stand Bernhard vor einem tiefen Loch im Felsen, das etwa so breit wie das Bett eines Mannes und so hoch wie der Körper eines Kindes war.
    »Eine Höhle!«, rief Abélard atemlos.
    »Lass sie uns anschauen«, sagte Bernhard aufgeregt. »Da drinnen ist es wenigstens kühl.«
    Weil sie natürlich keine Fackeln dabeihatten, waren sie im Inneren der Höhle auf das

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