Die Zeit: auf Gegenkurs
und mürrische, hagere und grobe Gesicht des einzigen Technikers der Firma tauchte auf. »Ich erwarte Sie an einem Ort namens Forest Knolls«, erklärte Sebastian. »Kommen Sie, so schnell Sie können. Müssen Sie im Lager vorbei, um die Ausrüstung zu holen, oder …?«
»Ich habe alles bei mir«, knurrte Lindy gereizt. »In meinem Wagen. Okay.« Er nickte und unterbrach die Verbindung.
Lotta kam aus der Küche und sagte: »Die Sogumpfeife ist fertig. Kann ich mitkommen?« Sie griff nach einer Bürste und kämmte kunstvoll ihre dichte, dunkelbraune Haarmähne; sie reichte ihr fast bis zur Hüfte, und die kräftige Farbe entsprach der ihrer Augen. »Ich schaue doch gern zu, wenn sie herausgeholt werden. Was für ein Wunder! Ich glaube, es ist der wundervollste Anblick, den es gibt; er scheint mir die Bestätigung von dem zu sein, was Paulus in der Bibel schreibt: ›Grab, wo ist dein Sieg?‹« Sie wartete voller Hoffnung, und dann, nachdem sie mit ihrem Haar fertig war, suchte sie in den Schubladen der Kommode nach dem blauweißen Skipullover, den sie so gern trug.
»Mal sehen«, sagte Sebastian. »Wenn es mir nicht gelingt, die ganze Mannschaft zusammenzutrommeln, werden wir überhaupt nicht zum Zug kommen; dann müssen wir den Fall der Polizei überlassen oder bis morgen warten und hoffen, daß wir die ersten sind.« Er wählte Dr. Signs Nummer.
»Bei Sign«, sagte eine schlaftrunkene, ältliche Frauenstimme. »Oh, Mr. Hermes. Schon wieder ein Auftrag? Kann er denn nicht bis morgen warten?«
»Wir werden ihn verlieren, wenn wir warten«, erwiderte Sebastian. »Es tut mir leid, daß ich ihn aus dem Bett werfen muß, aber wir brauchen das Geschäft.« Er nannte ihr den Namen des Friedhofs und der Altgeborenen.
»Hier ist dein Sogum«, sagte Lotta, als sie mit einem Porzellanbehälter, an dem ein Trinkschlauch befestigt war, aus der Küche kam; sie trug jetzt den dicken Skipullover über dem Pyjama.
Er hatte nur noch ein Gespräch zu führen, diesmal mit dem Pfarrer der Firma, Pater Jeramy Faine. Er saß auf der Bettkante, wählte mit einer Hand und hielt mit der anderen den Sogumbehälter fest. »Du kannst mitkommen«, sagte er zu Lotta. »Es wird die alte Dame – ich nehme an, sie ist alt – beruhigen, daß eine Frau dabei ist.«
Der Bildschirm wurde hell; Pater Faine, ein älterer, zwergenhafter Mann, blinzelte eulenhaft, als wäre er bei einer nächtlichen Ausschweifung ertappt worden. »Ja, Sebastian«, sagte er und klang wie immer hellwach; von Sebastians fünf Angestellten schien allein Pater Faine stets auf einen Anruf vorbereitet zu sein. »Wissen Sie, welcher Konfession die Altgeborene angehört?«
»Der Polizist hat es nicht erwähnt«, antwortete Sebastian. Soweit es ihn betraf, spielte es keine Rolle; der Firmenpfarrer war für alle Religionen zugelassen, einschließlich der jüdischen und uditischen. Obwohl die Uditen im allgemeinen nicht dieser Ansicht waren. Jedenfalls war Pater Faine das, was sie bekamen, ob sie wollten oder nicht.
»Also abgemacht?« fragte Lotta. »Wir fahren?«
»Ja«, sagte er. »Wir haben alle, die wir brauchen.« Bob Lindy, der den Luftschacht bohren und die Ausgrabungsarbeiten erledigen würde; Dr. Sign, zuständig für sofortige – und lebenswichtige – ärztliche Versorgung; Pater Faine, um das Sakrament der Wunderbaren Wiedergeburt zu spenden … und dann – morgen, während der Geschäftszeit – Cheryl Vale für den komplizierten Papierkrieg, während der Verkäufer der Firma, R. C. Buckley, den Auftrag übernehmen und einen Käufer finden mußte.
Diesen Teil – das Verkaufsgeschäft – schätzte er nicht besonders; er dachte darüber nach, als er in den gefütterten Anzug schlüpfte, den er gewöhnlich trug, wenn ihn ein Auftrag hinaus in die kalte Nacht rief. R. C. dagegen schien die Sache Spaß zu machen; er hatte eine Philosophie entwickelt, die er »Standortsuche« nannte, ein beschönigender Ausdruck für den Versuch, irgend jemandem einen Altgeborenen anzudrehen. R. C. behauptete, daß er die Altgeborenen nur in »besonders geeigneten, ausgewählten, nachgewiesenermaßen seriösen Umgebungen« unterbrachte, aber in Wirklichkeit verkaufte er an jeden, der interessiert war – solange der Preis hoch genug war, um ihm seine fünf Prozent Provision zu garantieren.
Lotta folgte ihm, als er seinen Überzieher aus dem Wandschrank holte, und fragte: »Hast du das betreffende Kapitel aus dem 1. Korintherbrief in der N. E. B.-Übersetzung gelesen? Ich
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