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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Nähe handeln.
    »Ich habe ihr Luft zugeführt«, erklärte Lindy; er stellte die Bohrung ein, schaltete das tragbare, lebensrettende Bohrgerät ab und wandte sich der Grabausrüstung zu. »Halten Sie sich bereit, Sign.« Er tippte an den Kopfhörer, den er aufgesetzt hatte, um die Person unter der Erde besser hören zu können. »Sie ist sehr krank. Chronisch und akut.« Er schaltete die automatischen Schaufeln ein, und sofort schoß Erde aus dem Auswurfstutzen.
    Als Sebastian, Dr. Sign und Bob Lindy den Sarg in die Höhe hievten, las Pater laut aus seinem Gebetbuch vor, mit angemessen gebieterisch klingender und klarer Stimme: »Der Herr tut mir wohl nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinlichkeit meiner Hände. Denn ich halte die Wege des Herrn und bin nicht gottlos wider meinem Gott wie die Bösen. Denn alle seine Rechte habe ich vor Augen, und seine Gebote werfe ich nicht von mir, sondern ich bin ohne Tadel vor ihm und hüte mich vor Sünden. Darum vergilt mir der Herr nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinlichkeit meiner Hände vor seinen Augen. Bei den Heiligen bist du heilig …« Pater Faine las und las, während die Arbeit fortschritt. Sie alle kannten den Psalm auswendig, selbst Bob Lindy; es war der Lieblingspsalm ihres Priesters bei derartigen Anlässen, wurde gelegentlich durch einen anderen, beispielsweise Psalm Neun ersetzt, kehrte aber immer wieder.
    Bob Lindy schraubte hastig den Sargdeckel ab; es war billige, nachgemachte Fichte, ganz leichtes Material, und der Deckel ließ sich ohne Mühe entfernen. Sofort trat Dr. Sign vor, beugte sich mit seinem Stethoskop über die alte Dame, hörte sie ab, sprach mit leiser Stimme zu ihr. Bob Lindy schaltete den Heizstrahler ein und versorgte Mrs. Tilly M. Benton mit einem Strom gleichmäßig warmer Luft. Wärme war lebenswichtig; den Altgeborenen war immer schrecklich kalt; tatsächlich litten sie an einer unvermeidlichen Kältephobie, die, wie in Sebastians Fall, oft noch Jahre nach ihrer Wiedergeburt anhielt.
    Da seine Arbeit zunächst abgeschlossen war, wanderte Sebastian wieder über den Friedhof, zwischen den Gräbern, und lauschte. Lotta folgte ihm diesmal und wollte unbedingt mit ihm reden. »Ist das nicht mystisch?« sagte sie atemlos mit ihrer ehrfürchtigen Kleinmädchenstimme. »Ich möchte es malen; ich wünschte, ich könnte diesen Ausdruck festhalten, den sie haben, wenn der Sargdeckel geöffnet wird. Dieser Blick. Keine Freude, keine Erleichterung; kein bestimmtes Gefühl, sondern
    ein tieferes und …«
    »Horch«, unterbrach er sie.
    »Was ist?« Sie horchte gehorsam, hörte aber offensichtlich nichts. Spürte nicht, was er spürte: die ungeheure Präsenz in unmittelbarer Nähe.
    »Wir werden diesen seltsamen kleinen Friedhof im Auge behalten müssen«, sagte Sebastian. »Und ich brauche ein lückenloses – wirklich lückenloses – Verzeichnis aller, die hier begraben sind.« Manchmal, wenn er ein Bestandsverzeichnis studierte, konnte er erahnen, um wen es sich handelte; es war praktisch ein psionisches Talent, diese Fähigkeit, eine bevorstehende Altgeburt vorauszuahnen. »Erinnere mich«, bat er seine Frau, »daß ich das zuständige Friedhofsamt anrufe und eine vollständige Liste anfordere.« Dieses unermeßlich große Lagerhaus des Lebens, dachte er. Dieser einzigartige Friedhof, der wieder Erwarten ein Reservoir an wiedererwachenden Seelen geworden ist.
    Eins der Gräber – und nur ein einziges – war mit einem außergewöhnlich prunkvollen Gedenkstein ausgestattet; er richtete seine Taschenlampe auf den Gedenkstein und fand den Namen.

    THOMAS PEAK
1921-1971 Sic igitur magni quoque circum
moenia mundi expugnata dabunt labern putresque ruinas.

    Er verstand nicht genug Latein, um das Epitaph zu übersetzen; er konnte nur raten. Ein Zitat über die großen Dinge der Erde, die schließlich alle vergänglich waren und zerfielen. Nein, dachte er, inzwischen trifft es nicht mehr zu, dieses Epitaph. Nicht bei den großen, beseelten Dingen, vor allem bei ihnen nicht. Ich habe eine Ahnung, sagte er sich, daß Thomas Peak – und offenbar ist er jemand gewesen, nach der Größe und der Qualität des Gedenksteins zu urteilen – die Person ist, deren bevorstehende Rückkehr ich spüre, die Person, auf die wir achten sollten.
    »Peak«, sagte er laut zu Lotta.
    »Ich habe von ihm gehört«, nickte sie. »In einem Kursus in orientalischer Philosophie. Du weißt, wer er ist – wer er war?«
    »War er mit dem gleichnamigen

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