Die Zeit der Androiden
Unser wirkliches Potential war bei unserer weniger hoch entwickelten Gruppe nur andeutungsweise vorhanden. Als Sie zufällig einen Androiden des fortgeschrittenen Typs – mein Freund und ich gehören auch dazu – entdeckten, wurden Sie in ihrer Eigenschaft als Fahnder zu einem Problem. Nur die Tatsache, daß Sie den Film haben, hindert uns daran, Sie sofort zu töten, und macht es notwendig, eine nachsichtigere Lösung zu suchen.«
Dan fragte mit unsicherer Stimme: »Wie weit ist diese Machtübernahme gediehen?«
Der Mann hob seine Hand. Das spöttische Lächeln war wieder in seinen Zügen. »Ich habe keine Zeit, in die Details zu gehen. Wir sind bald am Ziel. Aber unsere erste Aufgabe wird natürlich sein, den Prozeß umzukehren, das heißt, die Androiden von den Beschränkungen ihrer Sklaverei zu befreien und den Menschen geeignete Beschränkungen aufzuerlegen.«
»Ein solches Ziel können Sie nur haben«, sagte Dan, »weil ein Mensch Sie programmiert hat, es zu haben.«
»Die freien Androiden«, erwiderte der andere, »haben alle solche Gedanken, und es war natürlich ein Lernprozeß notwendig. Und das ist die gleiche Methode, die auch die Menschen anwenden, wenn sie sich bilden wollen.«
»Und die menschliche Kreativität?« fragte Dan.
Der Androide lachte geringschätzig. »Ein logischer Prozeß, in der letzten Analyse. Schon bevor Androiden konstruiert wurden, hatte man die Lösung logischer Aufgaben unseren Vorläufern, den Computern anvertraut, weil man richtig erkannt hatte, daß sie dafür befähigter waren als Menschen.«
»Aber diese Computer mußten von Menschen programmiert werden«, sagte Dan.
»Wen kümmert es, wie das alles anfing?« war die Antwort. Der Androide zuckte die Achseln und fuhr fort: »Wichtig ist allein, wie es weitergehen soll. Wir glauben selbst, daß es in diesem frühen Stadium der Machtübernahme nicht ohne Rückschläge abgehen wird. Zuerst werden Tausende, später Millionen von uns frei sein, und alle Menschen werden ihre Existenz unter Drogeneinfluß verbringen. Dann können wir dominieren. Aber bis dahin wird noch viel Zeit vergehen. Im Moment wollen wir zweierlei von Ihnen. Zunächst einmal Ihre Schwester …«
»Anita!« sagte Dan. »Ich weiß selbst nicht, wo sie ist. Und welches ist die zweite Sache?«
»Sie werden sehen.«
Der Androide zog etwas aus der Tasche, das wie eine Spritze aussah. Er richtete es auf Dans Gesicht. Eine feine Wolke irgendeines Sprühmittels schoß heraus.
Dan verlor nicht eigentlich die Besinnung, aber als er wieder klar denken konnte, saß er, während er zuvor gelegen hatte.
Er dachte, er sei noch im Lieferwagen, und die zwei Männer hätten ihn auf einen Sitz gehoben.
Aber nun bemerkte er etwas anderes. Er saß in etwas, ja. Doch es war kein Lieferwagen. Und niemand hielt ihn fest, obwohl seine Hände und Füße von den Fesseln befreit waren.
Vor ihm war Glas. Vor ihm, hinter ihm, auf beiden Seiten, über ihm, unter ihm, überall war Glas. Er war von Glas umgeben.
Sein benommenes Bewußtsein – oder ein Teil davon – registrierte diese Umgebung mit Verblüffung und Schrecken; aber es waren nur Schatten von Empfindungen, mehr wie Echos von Reaktionen als die Reaktion selbst.
Zeit verging. Und er bemerkte wieder etwas: Hinter dem Glas waren Leute.
Sie waren nicht leicht zu sehen. Das Glas verzerrte sie irgendwie. Er konnte Körperteile und Hände sehen, manchmal ein Gesicht oder ein Stück Stoff, wie wenn das Glas nur an einigen Stellen durchsichtig wäre, die als Gucklöcher dienten.
Diese Gucklöcher schienen von verschiedener Größe und Form zu sein, oval und rechteckig, langgestreckt und rund, vertikal und horizontal. Mehrmals spähte ein Auge – jedesmal schien es ein anderes zu sein – zu ihm herein.
Irgendwann im Laufe dieser Beobachtungsperiode hatte Dan einen eigenen Gedanken: Ich scheine in Zeitlupe zu leben.
Sein körperlicher Widerstand hatte aufgehört, und er saß einfach da und wartete, ohne zu wissen, auf was oder warum, als etwas wie eine Stimme in seinem Geist sagte: »Sie sind jetzt, wie Sie bemerkt haben, eingeschaltet. Sie haben das bemerkt, nicht wahr? Sagen Sie ja.«
»Ja«, sagte Dan.
»Sind Sie bereit für die Programmierung?« sagte die Stimme. »Sagen Sie ja.«
»Ja«, sagte Dan.
»Die Programmierung«, sagte die Stimme, »besteht darin, daß Sie spezifische Instruktionen für Ihr Verhalten und Ihre Reaktionen erhalten. Sie werden sich immer und unausweichlich so verhalten, wie die
Weitere Kostenlose Bücher