Die Zeit der Androiden
Forschungsinstitut. Aber sie hatten praktisch die völlige Kontrolle.
Im Moment war es nicht wichtig. Doch eins fühlte Barbara mit zunehmender Gewißheit: Sie waren Gegner dessen, was Dr. Gloge durch die Omega-Stimulierung zu erreichen versuchte; sie würden es unterbinden, wenn sie könnten.
Aber sie dürfen es nicht unterbinden! sagte sie sich mit Entschiedenheit. Was Dr. Gloge begonnen hatte, war richtig. Die Richtigkeit der Idee war wie ein Triumphgesang in ihr. Sie mußte dafür sorgen, daß das Projekt nicht gefährdet wurde.
Das aber setzte vorsichtiges und zugleich rasches Handeln voraus. Es war ein unglaubliches Pech gewesen, daß John Hammond dazugekommen war, als Dr. Gloge Vince die erste Injektion gegeben hatte …
»Wie fühlst du dich, abgesehen von der Übelkeit?« fragte sie Vince.
Er beschrieb seine Symptome. Sie waren nicht viel anders als ihre eigenen. Vince machte gegenwärtig eine Reaktions- und Anpassungsperiode durch, die länger und etwas komplizierter als die ihre war, aber mehr konnte nicht daran sein.
Sie hatte einen zärtlichen Impuls, ihn zu trösten und aufzumuntern, aber dann entschied sie, daß es unklug wäre, ihm zu sagen, was sie wußte. Solange er sich elend fühlte, würden solche Informationen nur zu seiner Beunruhigung beitragen.
»Paß auf«, sagte sie, »du brauchst erst zur Arbeit, wenn die Spätschicht anfängt. Am besten legst du dich wieder hin und schläfst noch ein paar Stunden. Sollte es dir danach schlechter gehen, kannst du mich anrufen, und ich werde kommen und dich zu einem Arzt fahren. Auf jeden Fall werde ich dich um zehn anrufen.«
Vince war sofort einverstanden. »Ich bin wirklich völlig groggy«, brummte er. »Vielleicht geht es mir besser, wenn ich noch ein paar Stunden geschlafen habe.«
Als Barbara ihn einige Minuten später verließ, wandten ihre Gedanken sich bald von Vince ab. Sie begann zu überlegen, unter welchem Vorwand sie noch diesen Tag an Dr. Gloge herankommen könnte.
Gloge erreichte die Straße, wo Vincent Strather wohnte, und hielt nach einem Parkplatz Ausschau, als er plötzlich Barbara aus dem Wohnblock kommen und über die Straße gehen sah.
Er wartete, bis Barbara in ihren braunen Wagen gestiegen und weggefahren war, dann bog er mit seinem Lieferwagen in die nächste Querstraße ein und fand einen Abstellplatz. Er hatte die Absicht, Strather so gründlich wie möglich zu untersuchen.
Einige Minuten später beobachtete Dr. Gloge den Zeiger eines kleinen Instruments in seiner Hand. Der Zeiger sank langsam über die Skaleneinteilung und kam erst auf der Nullmarkierung zur Ruhe. Gloge zog den Atemfilter von Mund und Nase und blickte nachdenklich auf Vincent Strather herab, der wie leblos in seinem unordentlichen Bett ausgestreckt lag.
Strathers Aussehen war viel weniger befriedigend, als er erwartet hatte. Das gerötete Gesicht und die blutunterlaufenen Augen mochten in einem Zusammenhang mit dem anästhetischen Gas stehen, das Dr. Gloge in die Wohnung gelassen hatte, nachdem er das Sicherheitsschloß mit einem Drahtborsten-Dietrich geöffnet hatte. Aber es gab andere Zeichen, die ihn beunruhigten: Muskelspannung, hervortretende Adern, Hautverfärbung. Im Vergleich zu Barbara Ellingtons Energie und Lebhaftigkeit sah Strather eher verfallen aus.
Nichtsdestoweniger hatte er die erste Injektion überlebt.
Gloge richtete sich auf, betrachtete noch einmal die reglose Gestalt und schloß das Fenster, das er genau eine Minute nach Entleerung der Gaspatrone geöffnet hatte. Das Gas hatte sich jetzt verflüchtigt. Wenn seine Wirkung auf Strather in einer Stunde oder so aufhörte, würde die Versuchsperson an nichts merken, daß seit Barbara Ellingtons Weggang etwas geschehen war.
Morgen würde er zurückkehren und Strather die zweite Injektion geben.
Als er die Tür hinter sich schloß und zum Lieferwagen zurückkehrte, beschloß Dr. Gloge, daß er noch am gleichen Abend wiederkommen und seine beiden Versuchspersonen überprüfen würde.
Er war sehr zuversichtlich. Bevor irgend jemand entdecken würde, daß es angefangen hatte, würde das Experiment der Omega-Stimulierung menschlicher Wesen seinen Lauf genommen haben.
4.
Hammond hörte den leisen Glockenton, als er sich im Badezimmer seiner Wohnung rasierte, die hinter seinem Büro lag. Er hielt inne, dann legte er seinen Rasierapparat aus der Hand und aktivierte die Sprechanlage.
»Ja, John?« sagte Helen Wendells Stimme.
»Wer kam eben herein?«
»Wieso – nur
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