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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Versuchung? Solange Ida ernstlich krank war, konnte man natürlich gutwillig annehmen, er wollte der Magd neben der Pflege seiner Frau nicht zusätzlich zur Last fallen – oder er mochte aus Gründen der Schicklichkeit nicht mit ihr das Haus teilen. Nun ging es Ida jedoch besser, und die Fragen würden dringlicher werden.
    Für Cat bedeutete das, eine Entscheidung zu treffen. Sie wollte nicht erneut mit Ottfried zusammenleben. Sie wollte fort, und Ida sollte sie begleiten!
    »Wo sollen wir denn hin?«, fragte Ida jetzt mutlos. »Du kannst ja vielleicht zu deinen Maori. Aber ich? Was soll ich da?«
    Cat hatte sich diese Frage natürlich auch schon gestellt. Realistisch gesehen gab es keinen Grund für einen Stamm der Ngai Tahu, diese hilflose Frau aufzunehmen, die nicht mal fließend Englisch, geschweige denn Maori sprach. Vielleicht würden sie sich gastfreundlich zeigen und sie ein paar Wochen beherbergen. Aber auf Dauer …
    »Ich weiß es nicht, Ida, irgendetwas wird uns schon einfallen!«, erwiderte sie jetzt ungeduldig. »Du kannst dich nicht weiter von Ottfried vergewaltigen und schlagen lassen. Alles ist besser als das, ich …«
    Sie brach ab, als sie erkannte, dass sie im Begriff war, zu viel zu versprechen. Sie konnte Ida auf keinen Fall garantieren, dass sie eine Arbeit finden würde, dass Maori wie pakeha nur auf eine weibliche Übersetzerin warteten. Und es war auch nicht richtig, dass alles andere besser war als das, was Ida hatte. Das Leben als Hure auf einer Walfangstation wäre deutlich schlimmer gewesen.
    Während die jungen Frauen unglücklich ins Tal schauten, gesellte sich Frau Brandmann zu ihnen. Ottfrieds Mutter schnaufte, der Weg hinauf zur Missionsstation strengte sie an. Cat dachte besorgt, dass inzwischen so ziemlich jeder in Sankt Paulidorf an der schlechten Ernährung und der Arbeitsbelastung litt. Wobei Frau Brandmann es noch am besten getroffen hatte. Bislang war keiner ihrer erwachsenen oder halbwüchsigen Söhne nach Nelson abgewandert, ihre Töchter waren noch nicht verheiratet. Sie hatte also Hilfe im Haus, und Ottfrieds Bruder Erich war inzwischen auch recht geschickt im Fischfang. Zudem legte er, nachdem Cat es ihm einmal gezeigt hatte, nach Art der Maori Schlingen zum Fang von Vögeln aus.
    »Wie schön, dich wieder bei uns zu sehen, Ida!«, begrüßte Frau Brandmann ihre Schwiegertochter. »Und dich, Katharina. In der letzten Zeit warst du ja wohl zu sehr mit Idas Pflege beschäftigt, um mit uns zu beten. Wobei ich nicht finde, dass Ida wirklich gut aussieht.« Sie belegte sowohl Ida als auch Cat mit strengem Blick. »Immer noch so blass, so mager … dabei habe ich euch doch Erich mit dem letzten Rebhuhn vorbeigeschickt, das er gejagt hat.« Das Rebhuhn war ein Kiwi gewesen, aber Frau Brandmann weigerte sich standhaft, irgendwelche neuen Begriffe für Pflanzen oder Tiere zu lernen. »Da hättest du ihr eine schöne Suppe kochen können. Kannst du überhaupt kochen?« Sie fixierte Cat argwöhnisch – und vergaß dabei völlig, dass ihr Sohn seine Erfolge bei der Vogeljagd vornehmlich ihrer Unterweisung verdankte.
    »Cat kocht sehr gut«, nahm Ida ihre Freundin in Schutz. »Aber ich mag Hühnersuppe nicht besonders.« Sie lächelte. »Oder Kiwisuppe«, verbesserte sie sich dann. »Neuerdings … ich weiß auch nicht, wenn ich Suppe nur rieche, wird mir schlecht.«
    Cat hatte das auch schon bemerkt und machte sich Sorgen darüber. Ida hatte sich in letzter Zeit häufig übergeben, und wenn sie richtig darüber nachdachte, ging es ihr selbst nicht besser. Auch ihr war besonders morgens oft übel. Das konnte jedoch nicht an den Kiwis liegen! Sie hatte das Fleisch der Vögel bei den Maori oft gegessen und immer hervorragend vertragen. Und beim letzten Mal hatte es auch nur Bohnensuppe zum Abendessen gegeben …
    Während sie noch zu rekapitulieren versuchte, auf welche Speisen sowohl sie als auch Ida mit Übelkeit reagierten und worauf das zurückzuführen sein konnte, strahlte Frau Brandmann schon über das ganze Gesicht.
    »Ach so ist das!« rief sie eifrig aus. »Das erklärt natürlich alles! Auch dass du dich krank fühlst. Darum musst du dich nicht sorgen, Ida, das kommt öfter vor, dass man in den ersten Monaten eher Gewicht verliert, weil man sich schlecht fühlt und nicht essen mag. Aber du musst dich natürlich zwingen … und auf Dauer wird es auch sicher besser mit der Übelkeit.«
    Ida sah ihre Schwiegermutter verständnislos an. »Ich werde bestimmt wieder

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