Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
mit lautem, alarmiertem Bellen meldete. Ida fasste sich verängstigt an den Hals, Cat griff nach ihrem Messer, aber zu ihrer Überraschung war Ottfried nüchtern. Er schälte sich aus seinem Wachsmantel – schon während Cat und Ida nach der Bibelstunde nach Hause gegangen waren, hatte es wieder einmal heftig zu regnen begonnen – und hielt seiner Frau linkisch einen Strauß Rata- und Kowhai-Zweige entgegen.
    »Ich habe von dem Kind gehört«, wandte er sich an Ida, ohne Cat auch nur einen Blick zu schenken. »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    »Ich wusste es doch selbst nicht!«
    Ida verteidigte sich mit erstickter Stimme. Ottfried wirkte an diesem Abend nicht bedrohlich, sie fürchtete trotzdem, dass er sie für das Versäumnis tadeln oder gar schlagen würde. Cat hielt sich bereit, ihr beizustehen. Ihre Wut war sofort wieder aufgelodert, als sie ihn in der Tür stehen sah – auch wenn er diesmal nicht das trunkene Raubein zeigte, sondern den gesitteten Ehegatten.
    »Und es ist auch gar nicht sicher. Es ist nur, dass deine Mutter meint …«
    Ottfrieds Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Oh, meine Mutter irrt sich nicht!«, erklärte er. »Nicht in diesen Dingen. Deshalb warst du auch krank!«
    Es klang erleichtert. Womöglich hatte Ottfried also doch mit Schuldgefühlen zu kämpfen, zumindest was Idas Verletzungen betraf.
    »Das Baby hat ihr also das Handgelenk gebrochen?«, warf Cat ein. »Eine interessante Sicht der Dinge.«
    »Du sei still!«, blaffte Ottfried. »Du bringst nur Unfrieden in meine Ehe. Meine Mutter sagt auch, dass du besser gehen solltest. Du bist eine Versuchung.«
    Frau Brandmann hatte die lüsternen Blicke also auch bemerkt, die Ottfried so oft auf Cat richtete.
    »Und du hetzt Ida auf!«, beschuldigte er sie weiter. »Wahrscheinlich wäre sie viel früher wieder auf den Beinen gewesen, wenn du sie nicht gehätschelt hättest. Andere Frauen bekommen auch ein Kind und gehen ihren Pflichten nach. Aber es ist gut, Ida.« Seine Stimme wurde weicher, als er seine Frau ansprach. »Das kommt wieder in Ordnung. Jetzt, da wir eine richtige Familie werden. Ich bleibe wieder hier, das ist ja nichts, oben bei der Station zu wohnen, und die Leute reden auch schon. Wenn noch irgendjemand was für dich tun muss, dann werde ich das machen.«
    Ida rieb sich die Schläfe. »Ottfried, ich … ich kann noch nicht mit dir …« Sie fasste nach ihrem Bauch, wie um das winzige, darin wachsende Leben zu schützen. Und sich selbst vor dem, was er unter Liebe verstand.
    Ottfried grinste. »Ist schon klar. Ich halt mich zurück. Will ja dem Baby nicht schaden. Unser Sohn, Ida! Der erste Brandmann, der in Sankt Paulidorf das Licht der Welt erblickt! Dafür hat sich alles gelohnt!«
    »Vielleicht wird es ja ein Mädchen«, flüsterte Ida, als müsste sie sich jetzt schon für ihre Tochter entschuldigen.
    Ottfried winkte ab. »Unsinn! Das wird unser Stammhalter! Im Ernst, Ida, ich … also ich werde mich bessern. Ehrenwort. Mein Vater hat mich gerügt wegen des Stammtisches. Und ich weiß auch, dass ich den …«, er schluckte, »… den Verführungskünsten dieser Lilith nicht … nicht … also ich hätte da widerstehen müssen.«
    Ottfried versuchte ein entschuldigendes Lächeln, aber in seiner Stimme und in dem Blick, den er Cat dabei zuwarf, zeigte sich wenig Reue, dafür umso mehr Bosheit und Lüsternheit. Cat brauchte all ihre Kraft und Vernunft, um nicht das Messer zu ziehen.
    »Ich gehe dann mal in den Stall«, sagte sie heiser. »Ruf mich, wenn du mich brauchst, Ida.«
    Sie zwang sich, Ottfried im Herausgehen den Rücken zuzukehren. Er sollte nicht glauben, sie fürchte sich vor ihm. Doch sie hielt das Messer in der Hand, bereit, herumzuwirbeln und zuzustoßen, wenn sie nur seine Schritte hinter sich hörte. An der Tür wandte sie sich noch einmal um.
    »Und ich meine das ernst, Ida. Ottfried, wenn ich etwas höre, wenn du sie anfasst … dann … dann …«
    Sie spielte mit dem Messer, ihr Gesicht war verzerrt von Hass. Und tatsächlich sah sie Furcht in Ottfrieds Augen. Er war bei ihr zu weit gegangen, und er wusste es.
    Cat fand in dieser Nacht kaum Schlaf. Sie lag verspannt auf ihrem Strohbett und lauschte angestrengt, aber aus Idas und Ottfrieds Schlafzimmer war kein Laut zu vernehmen, auch Chasseur schlug nicht an. Offenbar ließ Ottfried seine schwangere Frau wirklich in Ruhe. Es gab dagegen andere Geräusche, die Cat fast ebenso alarmierten wie Ottfrieds Übergriffe. Da war der

Weitere Kostenlose Bücher