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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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junge Frau plagten, aber gegen Ottfried hätte das kaum geholfen.
    Immerhin hielt sich der in den Tagen nach seiner Untat tunlichst von den Frauen fern. Wieder nüchtern geworden mochte er den Hass fürchten, der in Cats Augen loderte, sobald sie ihn nur ansah. Er ahnte, dass sie ihr Messer nie wieder ablegen würde. Vorerst jedenfalls überließ er Ida und Cat das Haus am Fluss und schlief in der alten Hütte – wenn er nicht ohnehin unterwegs war. Denn wieder wurde Baumaterial gebraucht, um die Schäden auszubessern, die Männer arbeiteten vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang an den Häusern der Familien Busche und Schieb. Jakob Lange trieb sie an und ging mit den Schiebs auch wegen der verlorenen Kuh nicht allzu streng ins Gericht. Die betroffenen Familien sollten es sich schließlich auf keinen Fall anders überlegen und ihre Häuser aufgeben und doch noch abwandern. Tatsächlich blieben dann sowohl die Busches als auch die Schiebs in Sankt Paulidorf, aber zwei andere junge Paare und drei halbwüchsige Jungen setzten sich ab nach Nelson.
    Ida befürchtete jeden Tag, auch Elsbeth könnte weglaufen. Das Mädchen war nach der letzten Flut endgültig demoralisiert und weigerte sich konsequent, noch einmal eine Gartenharke in die Hand zu nehmen. Elsbeths Bemühungen um die eigene Gemüseanpflanzung hatte das Wasser zunichtegemacht. Jakob Lange rügte sie natürlich, doch die Auseinandersetzung eskalierte vorerst nicht. Franz war nach der Anstrengung während der Flut wieder krank, und seine Pflege nahm Elsbeths Zeit gänzlich in Anspruch. Cats Hustenmittel schlugen bei ihm sehr gut an, eigentlich hätte er sich schnell erholen müssen. Aber der Junge war quengelig und ständig erschöpft wie auch viele andere Bewohner von Sankt Paulidorf. Die Stimmung war erneut schlecht.
    Inzwischen glaubte kaum noch jemand daran, dass Gott das Dorf vor weiteren Katastrophen dieser Art bewahren würde. So sprach man denn auch bestenfalls über ein ausgeklügeltes Grabensystem zur Entwässerung oder den Bau von Dämmen – längst war auch von Aufgabe der Siedlung die Rede. Lange, Brandmann und die Missionare versuchten, die Leute durch gemeinsame Gebete und Gesänge, ein Gemeindefest zum Frühlingsanfang und aufmunternde Reden wieder zu motivieren. Sie erreichten damit vor allem die älteren und viele der jüngeren Frauen, die sich entsetzlich davor fürchteten, ihre neuen Häuser und die vertraute Gemeinschaft wieder aufgeben zu müssen und erneut in der englischsprachigen Fremde zu stranden. Ihre Männer scharten sich dagegen eher um Ottfried und die Whiskeyflaschen. Inzwischen trafen sich viele ganz offen zum täglichen Stammtisch in Ottfrieds alter Hütte. Offiziell besprachen sie dabei ihre weitere gemeinsame Arbeit, die Anlage der Felder und das Projekt Entwässerung, tatsächlich ertränkten sie ihre Sorgen nur im Alkohol. Lange und Brandmann ließen es zähneknirschend geschehen.
    Was die natürliche Vegetation des Moutere Valley anging, so erholte sie sich jetzt, im Frühling, schnell von den Überschwemmungen. Das Tussockgras wurde sattgrün, die Bäume schlugen aus, die Landschaft wirkte lieblich und einladend. Als Ida sich zum ersten Mal wieder zu einer Gebetsversammlung in der Missionsstation aufraffte – in der Kirche liefen die Arbeiten auf Hochtouren, und während das Dach gedeckt wurde, war das Gebäude gesperrt –, fühlte sie sich an das Jahr zuvor erinnert. Sie hatte nach der Ankunft auf das Schachtstal hinuntergeblickt und von schmucken Häusern geträumt, von goldgelbem Getreide, von Rindern auf saftig grünen Wiesen und von blühenden Gärten. Jetzt sah sie die Kühe am Fluss grasen, und auf den Feldern bildeten sich erste Ähren. Aber das alles hatte für Ida an Reiz verloren. Es wurde zu teuer bezahlt, und es war ständig gefährdet.
    »Wir müssen nicht hierbleiben«, sagte Cat hinter ihr.
    Sie schien ihre Gedanken zu lesen. Die junge Frau hatte Ida begleitet, schon um sie im Auge zu behalten, sie schien ihr doch noch sehr schwach. Außerdem musste sie sich dringend wieder mal bei einer Gebetsversammlung sehen lassen. Cat drückte sich in der letzten Zeit zu oft, die Leute begannen erneut, über sie zu reden. Inzwischen wusste das halbe Dorf, dass die beiden Frauen allein in Idas Haus lebten, während Ottfried in der Hütte hauste, und man fand dies höchst verdächtig. Hatte Cat die Brandmanns womöglich einander entfremdet? Hatte sie Ottfried schöne Augen gemacht, und floh er jetzt vor der

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