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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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erklärte Ottfried großspurig. »Wir Freunde, nicht?«
    Der Wirt verdrehte die Augen. »Also, ’ ne Pension oder so hab ich nicht«, schränkte er ein. »Nur so’n Schuppen hinterm Pub – da lass ich schon mal einen schlafen, von dem ich denk, er findet nicht mehr heim. Und dann wär oben noch ein Zimmer. Das vermiet ich … wie soll ich sagen, ohne den Ladys zu nahe zu treten …« Er rieb sich die Nase und wirkte tatsächlich ein bisschen verlegen. »Na ja, ich geb’s eher … stundenweise ab. Wenn ich euch das geb, dann bräucht ich ’ne Vergütung. Mindestens so viel, wie Lucie zahlt. Den Schuppen könnt ihr so haben. Müsst ihn aber selbst herrichten, ist, mit Verlaub gesagt, ein Dreckloch. Und als Ausgleich … Vielleicht machen sich die Ladys dafür mal ’ n bisschen hier nützlich. Nein, nein, keine Sorge, nichts Anstößiges. Nur mal durchputzen hier. Lucie, also die Schlampe, die’s bisher macht, die ist eher was für das Zimmer oben. Das kann sie auch besser.«
    Ida errötete zutiefst.
    »Wo hast denn du geschlafen, wenn du hier genächtigt hast?«, wandte sich dann Cat zynisch an Ottfried. »Im Schuppen oder bei der Schlampe?«
    Ottfried biss sich auf die Lippen – und bewies, dass auch in ihm noch genug Raben Steinfeld steckte, um flammend zu erröten.
    Cat nickte. »Das sagt wohl alles«, meinte sie nüchtern. »Also vielen Dank, Paddy. Mrs. Brandmann und ich werden Ihren Schuppen beziehen. Wir richten ihn uns gern her, und wir werden uns auch Ihrer Schankräume annehmen. Allerdings …«
    Sie zog gelassen das Messer aus ihrem Gürtel, fixierte die Dartscheibe, die an einer der Kneipenwände angebracht war, und schleuderte die kleine Waffe unvermittelt in die Richtung. Paddy stieß scharf die Luft aus, als sie ins Schwarze traf.
    »Allerdings steht keine von uns › der Allgemeinheit zur Verfügung ‹ «, endete Cat. »Und was Mr. Brandmann angeht: Mit dem werden Sie – und Miss Lucie – sicher wieder so einig, wie Sie das bisher gehandhabt haben. Das alles natürlich nur vorübergehend. Mr. Brandmann wird seiner Familie ja wohl bald ein richtiges Heim schaffen wollen – meine Freundin erwartet ein Kind. Und ich suche, wie gesagt, einen Job … Wo ist jetzt der Schuppen?«

In den Händen der Geister
    Nelson, Canterbury Plains

    1844–1845

KAPITEL 1
    Was den Schuppen anging, hatte Paddy Reilly, der Wirt, nicht zu viel versprochen. Er war winzig und voller Müll, Staub und Spinnweben. Ida wäre bei dem Anblick fast in Tränen ausgebrochen. Sie hatte sich im Pub eisern beherrscht, aber jetzt stand sie kurz vor dem Zusammenbruch. Sie brauchte dringend ein Bett und irgendetwas zu essen. Bei der Ankunft in der Stadt hatten die mitleidigen Bewohner von Nelson die Flüchtlinge zwar in einer improvisierten Suppenküche mit Broten und heißem Tee versorgt, doch da hatte Ida vor Sorge und Erschöpfung kaum etwas hinunterbekommen. Und jetzt dieses Loch, das erst mal gründlich geputzt werden musste, bevor man sich auch nur auf dem Boden niederlassen konnte. Die fleckige Matratze, die Paddy hier für seine betrunkenen Gäste bereithielt, betrachteten die Frauen nur mit Ekel, selbst Chasseur wandte sich ab, nachdem er kurz daran geschnuppert hatte.
    »Garantiert verwanzt«, bemerkte Cat. »Wir brauchen eine neue. Oder wenigstens Stroh … wo sind denn die Pferde untergekommen?«
    »Im Stall des Magistrats«, antwortete Ida müde. »Da wird es auch noch Streitereien geben, wem die gehören. Die Gemeinde hat doch zusammengelegt, um das Gespann zu kaufen. Und jetzt braucht jeder Geld.«
    Cat griff seufzend nach einem Besen und begann, die Spinnweben zu entfernen und den gröbsten Dreck zusammenzukehren, bevor sie Wasser holte. Ida sammelte die leeren Flaschen, Kartons und den sonstigen Müll ein, den Paddy in dem Schuppen gehortet hatte. Von Ottfried war nichts zu sehen, er war nicht mitgekommen, als Paddy den Frauen den Schuppen gezeigt hatte. Da er sowieso nicht darin wohnen sollte, fühlte er sich auch für die Reinigung nicht zuständig.
    »Hoffentlich sucht er sich wenigstens bald Arbeit«, meinte Ida, »und wartet nicht auf neue Landzuteilung oder was die anderen jetzt auch planen. Wir müssen doch essen.«
    Cat nickte zuversichtlich. »Ottfried will vor allem trinken«, bemerkte sie. »Und Paddy sah mir nicht aus, als gäbe er ihm was umsonst. Auch Lucie wird ihn nicht aus lauter Liebe in ihrem Bett schlafen lassen.«
    Ida errötete. »Er hat mich betrogen«, konstatierte sie, als ob ihr

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