Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Ankunft hatte Paddy sie beiseitegenommen und gefragt, ob sie tatsächlich die Sprache der Maori beherrsche und sich auf ihre Sitten verstünde. Wie sich herausstellte, war ihm bei seiner Ankunft ein Stück Land zugeteilt worden, dessen Besitz nach Spains Ansicht fraglich war. Nun plante er vorerst nicht, da zu siedeln, er verdiente mit seinem Pub genug Geld. Aber er wollte die Besitzverhältnisse doch gern regeln und sich gütlich mit den Maori einigen.
Cat musste ihm die Bitte, für ihn zu dolmetschen, zwar abschlagen, da hierbei natürlich mit Vertretern der Ngati Toa verhandelt werden musste. Aber sie konnte Paddy selbstverständlich kundig beraten und Vorschläge machen, wie der Konflikt beigelegt werden konnte. Schließlich machte sich der Wirt ein bisschen nervös, jedoch mit einem reich mit Gütern beladenen Planwagen auf den Weg zur nächsten Maori-Siedlung. Ein paar Grußworte in der Sprache der Eingeborenen hatte Cat ihm eingepaukt und ihm außerdem beigebracht, wie sich eine höfliche Begrüßung auf Maori-Art gestaltete. Am nächsten Tag kehrte er begeistert zurück. Die Geschenke waren freudig angenommen worden, alle Missverständnisse beigelegt, und zu Paddys Beruhigung hatten ihn die Stammesmitglieder auch nicht mit Menschenfleisch bewirtet, wie Lucie vorausgesagt hatte, sondern mit Fisch und Süßkartoffeln, wobei sie die von ihm mitgebrachten Whiskeyflaschen kreisen ließen.
»Das sind ganz gute und ordentliche Leute!«, befand er.
Paddy ließ in Zukunft nichts mehr auf Cat und ihre Rolle bei den Stämmen kommen. Vor allem aber entlohnte er sie für ihre Beratung – und Cat erstand endlich ein paar Decken, Kleidung und die wichtigsten Haushaltsgegenstände für Ida und für sich.
Und dann ergab sich auch für Ida überraschend die Möglichkeit, zum Haushaltseinkommen beizutragen. In Paddys Schuppen gab es natürlich keine Küche, und so kochte Ida meist über einem offenen Feuer im Hof für ihre »Familie«. Ottfried fand nichts dabei, sich zu den Mahlzeiten in der Unterkunft seiner Gattin einzufinden, um danach stillschweigend zur Arbeit oder abends in den Pub zu verschwinden. Paddy dagegen war immer sehr höflich, wenn er sich von den aromatischen Düften, die aus Idas Töpfen und Pfannen aufstiegen, locken ließ. Die junge Frau kochte deutsche Eintöpfe, bereitete aber auch Fisch und Süßkartoffeln nach Cats Maori-Rezepten zu.
»Donnerwetter, Mrs. Brandmann«, lobte der Wirt, als die Frauen ihm gastfreundlich einen Teller füllten, nachdem er auffällig oft um das Feuer herumgeschlichen war. »Das ist zehnmal besser als alles, was der Kerl so zusammenbraut, der bei mir in der Küche steht.« Paddy’s Hideaway bot seinen Gästen am Abend einfache Mahlzeiten an, was besonders von den unverheirateten Hafenarbeitern und den Leuten vom Straßenbau gern angenommen wurde. Allerdings beklagten sie sich oft darüber, dass das Fleisch entweder halb roh oder verbrannt war, und die Suppen waren ungenießbar. »Ganz abgesehen davon, dass er nur auftaucht, wenn er zufällig mal nüchtern ist. Hätten Sie nicht Lust, bei mir als Köchin zu arbeiten? Ganz ehrbar, Frau Ida, ich versprech’s. Sie kriegen die Gäste gar nicht zu Gesicht, Sie wissen ja, wo die Küche ist.«
Die Küche hatte einen Ausgang zum Hof, dem Schuppen gegenüber. Ida würde hinein- und hinausgehen können, ohne den Schankraum durchqueren zu müssen.
»Natürlich machst du das!«, redete Cat ihr zu. »Und du wirst Ottfried nicht vorher fragen. Er fragt dich ja auch nicht, wenn er irgendeinen Job annimmt.«
»Das ist nicht das Gleiche«, meinte Ida nervös.
Wie sich herausstellte, hatte Ottfried gar nichts dagegen. Er war ständig knapp bei Kasse und beschwerte sich jedes Mal, wenn Ida nur ein bisschen Haushaltsgeld forderte, von Ausgaben für dringend nötige Anschaffungen gar nicht zu reden. Cat nahm an, dass der Schlafplatz bei Lucie ihn nicht weniger kostete als die Miete für eine Wohnung mit Ida, aber sie brachte das nicht zur Sprache. Die augenblickliche Regelung, in der Ottfried weder der einen noch der anderen »seiner Frauen« zu nahe trat, gefiel ihr sehr gut. Von ihr aus konnte man das beibehalten, bis der Sommer da und das Wetter zuverlässiger sein würde. Dann würde sie Ida verlassen und sich auf die lange Wanderung nach Canterbury begeben, wo sie freundliche Maori-Stämme zu finden hoffte. Wenn Ida bis dahin eine Arbeit und etwas eigenes Geld hatte, umso besser. Cat hatte immer noch ein schlechtes Gefühl dabei,
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