Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
schläfst allein. Auf Dauer ist das nichts!«
Cat verdrehte die Augen. »Bislang, Joe, schlafe ich keinesfalls allein, sondern mit einem heulenden Hund und zwei schreienden Babys, die alle drei verrückt spielen, wenn Ottfried es mit Ida treibt. Glaub’s mir, da möchtest du nicht dabei sein!«
Joe grinste. »Im Moment seh ich weder Köter noch Kinder. Also warum nicht gleich heut Nacht, meine süße Cat?«
Cat zog ihr Messer und spielte damit. »Weil ich dich aufspießen würde, bevor du’s mit mir tust, Joe«, bemerkte sie. »Und Ottfried, komm nicht auf den Gedanken, mich festzuhalten. Sonst erzähl ich dem nächsten Maori-Krieger, dass du tapu brichst und die Geister erzürnst. Denen ist es egal, ob sie dir Land für deine Waren geben oder ob sie das Zeug an sich nehmen, nachdem sie dich zu einem schmackhaften Eintopf verkocht haben. Zumal wenn ich ihnen versichere, dass davon nichts nach außen dringt!«
Das alles war natürlich Unsinn, Cat bemerkte dennoch belustigt, dass Ottfried erbleichte und Joe sich auf seine Grundsätze besann. Er brauchte Cat als Übersetzerin, da war es nur ratsam, sie auf seiner Seite zu wissen.
»War ja auch nur ’n Scherz«, erwiderte er schnell. »Ich weiß, Süße, du bist tapu .«
Als sich dann ein Stamm fand – ähnlich weit entfernt von jeglicher westlichen Siedlung wie der erste, den die drei besucht hatten –, erledigte sich dieses Problem allerdings sowieso wieder von selbst. Auch diesmal fanden sich reichlich willfährige Mädchen in Ottfrieds und Joes Zelt ein, nachdem die Maori die Besucher gastlich aufgenommen hatten. Erneut gestalteten sich die Verhandlungen einfach, wieder wechselte zumindest vertraglich sehr viel Land für zwei Wagenladungen Textilien und Saatgut die Besitzer.
Ida bemühte sich derweil um gelassenen Umgang mit ihrer Einsamkeit, und tatsächlich kam sie relativ gut zurecht. Sie kümmerte sich um das Vieh und um die Mädchen, schor die Schafe und machte sich an die Wollverarbeitung. Außerdem hatte sie sich eine kleine improvisierte Käserei in einem der früheren Vorratshäuser eingerichtet und experimentierte hier mit neuen Rezepten. Vielleicht würde ihr Laura Redwood ja sogar Geld dafür geben, wenn sie ihrer gewerblichen Käserei neue Impulse gab. Zumindest revanchierte sie sich mit Geschenken wie etwa Sauerteig. Bislang hatten sich Ida und die anderen mit den Fladen beholfen, die Cat nach Maori-Art über dem Feuer röstete, nun konnte Ida Sauerteigbrot backen, und es schmeckte frisch und saftig wie einst das in Raben Steinfeld und Sankt Paulidorf.
Als Ida am vierten Tag von Cats Abwesenheit ins Haus kam, nachdem sie den Morgen mit der Versorgung der Tiere und der Herstellung frischer süßer Butter verbracht hatte, war sie müde und hungrig. Sie konnte es kaum erwarten, ein Stück ihres köstlichen selbst gebackenen Brotes mit der Butter zu bestreichen und zu genießen, bevor die Kinder wach wurden. Die zwei schliefen in einem Korb, den sie vor dem Haus abgestellt hatte, gut bewacht von Chasseur. Der Hund fühlte sich eindeutig mehr zum Hüten als zum Jagen berufen, er zeigte sich auch ganz geschickt darin, die Schafe zu treiben, und was die Kinder betraf, war er unbezahlbar. Er reagierte sofort mit alarmierendem Winseln oder gar Bellen, wenn sich eins von ihnen regte. Ida konnte in Ruhe arbeiten – und jetzt auch unbesorgt kurz ins Haus gehen, um zu frühstücken und den am frühen Morgen vorbereiteten Brei für die Kinder zu erwärmen.
Ida öffnete die Küchentür – und blieb dann wie erstarrt stehen. Den Brotlaib hatte sie unbesorgt auf dem Tisch liegen lassen, die Rattenplage, mit der sie sich in der ersten Zeit im pa herumgeschlagen hatten, war seit Monaten kein Problem mehr gewesen. Laura Redwood war den Biestern zuleibe gerückt, nachdem sie Ida voller Furcht in ihrem Schlafzimmer gefunden und gesehen hatte, dass die Ratten ihre Speisekammer plünderten. Im Redwood-Haus angekommen, hatte sie Ida gleich zur Seite genommen.
»Kindchen, der Hund wird mit den Viechern nicht fertig. Da brauchtest du eher zehn Katzen. Haben wir aber nicht. Dafür das hier …« Sie hatte aus dem Küchenschrank, in dem sie offenbar alle tödlichen Waffen verwahrte, eine Packung Rattengift geholt. »Solange du bei uns bist mit deinem dummen Köter, werden wir das bei euch auslegen. Nicht, dass du aus Versehen den Hund vergiftest, und die Ratten machen Freudensprünge. Ich reite morgen früh zum pa , während du hier die Stellung hältst und das
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