Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
nichts garantieren, doch meistens vererbt sich das. Und einen Hütehund brauchen Sie, das ist mal sicher.«
Karl sah das ein, er war ganz angetan von der Idee, einen Hund zu haben. In Raben Steinfeld hatte er sich als Kind immer einen gewünscht, in seiner Familie hatte das Geld aber nicht mal für die Menschen gereicht, geschweige denn für einen Hofhund. Und einen Nutzen hätte das Tier auch nicht gehabt, bei Familie Jensch hatte es nichts gegeben, das sich zu bewachen lohnte.
Nun ließ er sich von dem Farmer beraten und wählte den kräftigsten Rüden des Wurfes. Der kleine Kerl kam deutlich nach seiner Mutter und hatte, winzig wie er war, nur Augen für die Schafe. Karl musste ihn bremsen, damit er in seinem Eifer, die Tiere zu treiben oder zu verhalten, nicht unter ihre Hufe kam. Da er auch gleich Karls Freundschaft suchte und ihm schon am zweiten Tag ihrer Bekanntschaft ständig auf dem Fuße folgte, taufte Karl ihn Buddy, was so viel wie Kumpel hieß, und freute sich an seiner Gesellschaft.
Die Überfahrt zur Südinsel verlief dann stürmisch wie fast immer. Karl selbst erwies sich zwar als ebenso unempfindlich für die Seekrankheit wie damals auf der Sankt Pauli , aber Buddy erbrach sich drei Mal und war nur noch ein winselndes Häufchen Elend, als sie endlich Port Cooper erreichten. Karl sorgte sich auch um die Schafe, aber die ertrugen die Seefahrt stoisch. Der Magen der Wiederkäuer schien nicht sonderlich empfindlich zu sein. Dafür zeigten sie sich recht renitent, als Karl sie schließlich an Land hatte. Das Tussockgras reichte in Port Cooper bis an den Landungssteg, und die Schafe machten sich gleich daran, es abzunagen. Karl allein und sein angeschlagener Welpe hatten ihnen da nichts entgegenzusetzen. Karl dachte daran, sich auf sein Pferd zu schwingen und zu versuchen, sie zusammenzutreiben, Brandy war jedoch steif nach der Seereise. Er mochte ihm keine schnellen Galoppaden und knappe Stopps zumuten. Während Karl noch überlegte, flitzten aus Richtung des Ortes zwei graue Hunde heran, nicht glatt- und seidenhaarig wie Collies, aber genauso geschickt und entschlossen, wenn es um Schafe ging. Die beiden kreisten Karls Herde in Windeseile ein, trieben sie zusammen und legten sich zufrieden hechelnd auf je einer Seite des Kreises nieder, als das Werk getan war. Buddy, der hingerissen mitgerannt war, übernahm eine dritte Seite und schaute abwechselnd konzentriert auf die zu bewachenden Schafe und von einem der großen Hunde zum anderen. Er hatte sichtlich neue Vorbilder.
Karl dagegen sah sich nach dem Besitzer der Hunde um. Ihm war nicht entgangen, dass die Tiere nicht selbstständig gehandelt hatten, sondern durch Pfiffe gelenkt worden waren. Und dann entdeckte er seinen Retter. Ein vierschrötiger Mann, unter dessen Mütze rotes Haar hervorlugte und dessen verschlissener Windmantel von vielen Stunden Schäferei bei Wind und Wetter zeugte, kam grinsend auf ihn zu.
»William Deans«, stellte er sich vor und tippte an seine Mütze. »Ich hoffe, wir konnten behilflich sein!«
Karl bejahte und bedankte sich. »Sie haben mich gerettet!«, erklärte er. »Ich muss mit den Viechern irgendwie den Waimakariri rauf bis Fenroy Station. Jedenfalls ist das die vorläufige Planung. Aber wie’s aussieht, laufen sie mir nicht einfach nach. Und der kleine Hund …«
Deans grinste. »Sehr vielversprechend, mit so einer Menge Schafe allerdings noch überfordert. Und Sie machen das auch noch nicht lange, oder?«
Karl schüttelte den Kopf. »Nein, das muss ich zugeben. Außerdem muss ich die Herde heute Nacht noch irgendwo unterbringen. Sie haben nicht zufällig ebenfalls Schafe?«
William Deans lachte laut auf. »Ob ich Schafe hab? Junge, Sie sind wirklich noch neu im Geschäft. Deans ist mein Name, wie ich schon sagte. Einer der Deans-Brüder, hier aus Riccarton. Na, kommt da immer noch nichts?«
Karl zuckte die Schultern. »Tut mir leid. Ich war zwei Jahre auf der Nordinsel. Landvermessung. Anscheinend ist mir da einiges entgangen.«
Deans warf einen kurzen Blick auf die Schafe und pfiff einem der Hunde, als zwei davon ausbrachen. Das Tier brachte sie selbstständig wieder unter Kontrolle.
»Mein Bruder und ich haben die ersten Schafe auf die Südinsel geholt«, erklärte er dann. »Aus Australien. Wir haben eine Farm in der Nähe. Mit inzwischen ein paar Hundert Tieren. Und falls Sie Ihre hier verkaufen wollen – ich mach Ihnen einen guten Preis. Das sind ganz hervorragende Mutterschafe, die Sie da haben.
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