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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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für ihn und Ida auf. Er empfand Freude und Unruhe – sein Herz tanzte bei der Vorstellung, sie wiederzusehen.
    Plötzlich zog das zu entladende Schiff seine Aufmerksamkeit auf sich. Die Rampe war inzwischen aufgebaut, und an Deck drängte sich die Fracht: eine Herde blökender, wohlgenährter Schafe. Die Hafenarbeiter und Matrosen standen bereit, sie hinunterzutreiben, aber ein Mann, er trug die blaue Uniform des Hafenmeisters, suchte das zu verhindern. Nachdem er bereits einige harsche Worte mit dem Maat gewechselt hatte, kam der Kapitän hinzu, offenbar alarmiert von seinen Männern.
    »Und ob ich sie hier auslade!«, lärmte der vierschrötige Mann, wobei er die Mütze abnahm und sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Ich kann sie schließlich nicht wieder mitnehmen. Ich bin bezahlt worden für den Transport von Sydney nach Wellington, und da bin ich jetzt, und ich lade das Viehzeug aus.«
    »Aber der Besitzer ist nicht da!«, erklärte der Hafenmeister. Er versuchte, ruhig zu bleiben, doch die Aussicht, Dutzende unbeaufsichtigte Schafe in seinem Hafen und dann womöglich in der Stadt herumlaufen zu haben, machte ihn erkennbar nervös. »Wer soll das denn überhaupt sein, vielleicht lässt er sich ja ausfindig machen …«
    Der Maat überflog ein paar Papiere. »Der Besitzer ist ein Mr. Pidgin, nähere Angaben habe ich nicht. Wir sehen Ihr Dilemma natürlich, Hafenmeister, aber wir laden morgen neue Fracht, und bis dahin muss das Unterdeck auch noch gesäubert werden. Was meinen Sie, wie es da jetzt stinkt! Also müssen die Viecher raus. Was Sie damit anstellen, ist Ihr Problem.«
    Der Hafenmeister hob die Hände. »Geben Sie mir wenigstens noch eine oder zwei Stunden, damit ich einen Pferch organisiere oder einen Stall, wo wir die Tiere zunächst unterbringen können. Wie viele sind es überhaupt?«
    »Hundert«, antwortete der Maat. »Wenn nicht zwischendurch welche abgelammt haben. In den Papieren steht, dass es hundert trächtige Mutterschafe sind. Ach ja, und hier steht auch noch: Bezahlung bei Erhalt per Bankanweisung. Die Bankanweisung sollten wir uns eigentlich zeigen lassen.«
    Der Hafenmeister strahlte. »Da! Da haben Sie es! Keine Bankanweisung, keine Bezahlung, kein Ausladen. Sie nehmen die Tiere wieder mit!«
    Der Kapitän zog seine Taschenuhr. »Eine Stunde, Hafenmeister. So lange kann ich warten, dann gehen die Biester vom Schiff. Mir doch egal, ob der Verkäufer sein Geld kriegt oder nicht. Also finden Sie diesen Mr. Pidgin, oder organisieren Sie sonst was.«
    Karl schlenderte näher an die beiden heran. Ihm war eben ein Einfall gekommen.
    »Wenn wir die Tiere jetzt irgendwo unterbringen bei ungeklärten Besitzverhältnissen … was wird denn dann? Den Stall muss doch auch einer bezahlen!« Der Hafenmeister schaute die Schafe an, als sähe er sie am liebsten gleich gebraten am Spieß.
    Der Kapitän zuckte die Schultern. »Ich lass Ihnen die Adresse von dem Züchter in Australien da, einem Mr. Holder. Sie können sie ja für ihn verkaufen und die Stallmiete vom Preis abziehen.«
    »Verkaufen!« Die Stimme des Hafenmeisters überschlug sich fast. »Captain Peters, ich bin kein Viehhändler!«
    Während die Männer noch weiter lamentierten, warf Karl einen Blick auf die Schafe. Viel konnte er nicht erkennen, aber die Tiere machten einen lebhaften, wohlgenährten Eindruck. Sie waren sicher vor nicht allzu langer Zeit geschoren worden, doch schon jetzt wuchs gleichmäßige, helle Wolle nach.
    »Entschuldigung …«, wandte Karl sich an die drei streitenden Männer, »ich habe zufällig Ihr Gespräch mitgehört. Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Falls der Käufer dieser Tiere wirklich von seinem Vertrag zurücktreten will … ich hätte Interesse.«

KAPITEL 4
    Es war nicht allzu schwierig, eine vorübergehende Unterkunft für die Schafe zu finden. Von Wellington aus wurde relativ häufig Vieh auf die Südinsel verschickt, und ein Farmer am Stadtrand stellte bis zur Abreise Pferche zur Verfügung – natürlich gegen Geld. Da der Hafenmeister nun jemanden gefunden hatte, der die Kosten übernehmen würde, wenn sich der mysteriöse Mr. Pidgin nicht auftreiben ließ, organisierte er den Abtrieb der Tiere zügig. Karl, der dabei half, ahnte, dass er im Begriff war, ein wirklich gutes Geschäft zu machen. Die Schafe schienen tatsächlich alle gesund und wohlgenährt, wenn nun auch noch der Preis halbwegs stimmte, konnte er zufrieden sein. Wobei er noch nicht ganz genau wusste, was er mit seinem

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