Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Könnten glatt von Holder sein.«
Karl bestätigte die Annahme, nicht ohne die Sachkenntnis seines Gegenübers zu loben – und fünf Minuten später waren die Männer handelseinig.
William Deans würde Karls Schafe vorerst mit nach Riccarton nehmen. Er kannte Christopher Fenroy und erklärte, seine Farm liege auf dem Weg. »Ich kann Ihnen helfen, die Tiere hochzutreiben. Oder Ihnen erst mal einen Hund leihen. Und zum Dank krieg ich dann zwei junge Widder nach eigener Wahl, wenn Ihre Schafe abgelammt haben. Die passen nämlich sehr gut zu unserer Zucht. Geht das in Ordnung?«
Er hielt Karl die Hand hin, der schlug aufatmend ein. Das Problem Schafe war damit vorerst zur allseitigen Befriedigung gelöst. Deans strahlte vor Freude über den Deal und die zu erwartende Blutauffrischung für seine Herde. Als Karl jedoch gleich darauf Ottfried Brandmann erwähnte und seine Überlegungen, ihm vielleicht Land für eine Farm abzukaufen, verdüsterte sich das Gesicht des Farmers.
»Was brauchen Sie denn dafür Joe und Otie, Mann?«, fragte der stämmige Schotte. »Machen Sie’s doch einfach wie mein Bruder und ich: Gucken Sie sich ein Stück Land aus – möglichst nicht so weit abgelegen, ich würd keine drei Tagesreisen weg vom nächsten weißen Nachbarn siedeln –, und dann fragen Sie bei den örtlichen Maori nach, ob die es Ihnen geben. Am besten auf Pachtbasis, darauf lassen sie sich fast immer ein. Und es ist beinahe geschenkt, man einigt sich auf ein paar Decken oder Stoffballen oder Töpfe und Messer im Jahr – wir zahlen insgesamt so etwa sechs Pfund –, und schon haben Sie Ihr Land.«
»Ich würde es aber vielleicht lieber kaufen«, meinte Karl. »Und ich hörte, dass Mr. Brandmann verkauft.«
Deans zuckte die Schultern. »Tut er. Und er hat auch Verträge mit den Maori, das ist alles wasserdicht – jedenfalls aus der Sicht der pakeha . Ob die Häuptlinge allerdings begreifen, was sie da unterschreiben? Also, ich würde mich nicht auf ein Stück Papier verlassen, wenn ich zwanzig bis an die Zähne bewaffneten Kriegern gegenüberstünde. Nein, nein, da pachte ich besser erst und kungle ihnen das Land später ab. Sie sind im Allgemeinen friedlich, wenn man sie nicht reizt, und teilweise sogar schon ganz geschäftstüchtig. Der Stamm da oben bei Fenroy – die machen ein Heidengeld mit Glücksbringern und Hustensaft! Meine Frau deckt sich da auch mit Heilmitteln ein, und das Zeug hilft wirklich. Wenn Sie mich fragen, verdienen die mehr als Fenroy mit seinen Äckern. Ackerwirtschaft läuft hier nicht. Die Zukunft hat Wolle und vier Beine.« Er wies grinsend auf Karls Schafe, die immer noch manierlich beisammenstanden und Gras knabberten.
»Also, denken Sie drüber nach«, meinte Deans und pfiff seinen Hunden jetzt zum Aufbruch. Er musste sich auf den Weg machen, wenn er Riccarton Farm vor dem Dunkelwerden erreichen wollte.
»Und falls Sie doch mit Joe und Otie verhandeln: Vorsicht! Das sind beides Gauner, gerade Joe ist mit allen Wassern gewaschen. Lassen Sie sich nicht über den Tisch ziehen!«
Karl pfiff Buddy ebenfalls, musste sich den Welpen aber schließlich unter den Arm klemmen, um ihn daran zu hindern, Deans und den Schafen zu folgen.
»Du kriegst die Viecher ja wieder«, tröstete er den fiependen Hund. »Und wenn du erst mal groß und stark bist, tun die auch, was du willst.«
Karl machte sich auf die Suche nach einem Nachtquartier für sich und sein Pferd. Nun, da die Schafe versorgt waren, musste er darüber nachdenken, was er als Nächstes tun wollte. Deans’ Auskunft über Ottfried befremdete ihn. Gut, er hatte Ottfried nie gemocht und hielt ihn für einen ziemlichen Dummkopf. Bislang kannte er ihn jedoch eher als einen Frömmler denn als einen Gauner. Andererseits war Ottfried von jeher faul gewesen. Unter der Knute seines Vaters hatte er sich das zwar nicht anmerken lassen, aber auf den Feldern und auch als Kind in der Schule hatte Ottfried nie einen Handschlag zu viel getan. Dazu passte die Vorstellung, lieber mit Land zu handeln, als es zu bestellen. Und die dahinterstehenden Gaunereien mochte Ottfried gar nicht durchschauen. Karl konnte sich kaum vorstellen, dass er inzwischen fließend Englisch sprach.
In Gedanken versunken stieg Karl den Hügel hinauf. Das Land in Port Cooper stieg verhältnismäßig steil an. Direkt am Meer war es zwar eben, aber die Siedlung lag am Hang. Karl zählte so etwa ein Dutzend Wohnhäuser und Läden. Einen Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit gab es
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