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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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leider noch nicht – doch immerhin zwei Pubs. Karl strebte gleich dem ersten zu. Nach der Überfahrt und den erfolgreichen Verhandlungen mit Deans über die Schafe war seine Kehle trocken, ein Bier würde ihm jetzt guttun. Gefolgt von dem immer noch etwas beleidigten Buddy betrat er die Kneipe, in der das für solche Etablissements typische Halbdunkel herrschte. Jetzt, am Nachmittag, war die Schenke noch wenig besucht. Zwei Männer standen an der Theke und unterhielten sich. Ein weiterer Mann, sehr gut gekleidet und offenbar nicht aus der Gegend, nippte an einem Whiskey. An einem Tisch in einer Nische wurde Black Jack gespielt.
    Karl bestellte sein Bier, aber bevor er sich noch recht orientieren konnte, wurde die Tür aufgerissen und ein Mann stürmte herein. Er war eher klein und muskulös und sicher stark. Aus seiner Kleidung, Lederjacke, Stiefel und Denimhose, hätte Karl auf einen Farmer geschlossen, aber der schwankende Gang und die wettergegerbte Haut des Mannes sprachen eher für einen Seemann oder Walfänger. Jedenfalls nahm sich der Ankömmling nicht einmal die Zeit, seinen Hut, einen breitkrempigen Südwester, abzunehmen, bevor er den Barkeeper anblaffte.
    »Ich such Joe Gibson, den Hurensohn. Und den komischen Deutschen, Otie!«
    Der Barkeeper blieb gelassen. »Ruhe, mein Freund«, befahl er. »Wenn du wen erschießen willst, tu’s draußen. Das gilt auch für Schlägereien, ich wisch hier nicht gern Blut auf, verstanden?«
    »Keine Angst. Wenn ich mit denen fertig bin, greif ich eigenhändig zum Schrubber!«, beschied ihn der Mann sarkastisch. »Also, was ist? Sind die Kerle hier? In dem anderen Pub haben sie mir gesagt, sie trieben sich bei Ihnen rum.«
    Der Barkeeper wies mit dem Kinn auf den Tisch mit den Kartenspielern. Karl wandte sich gespannt zu ihnen um – sollte er Ottfried hier wirklich direkt gefunden haben? Aber der Neuankömmling stapfte sofort auf die Runde zu und versperrte ihm die Sicht.
    »Gibson, du Hundesohn! Ich sag’s dir gleich, ich will mein Geld zurück! Und wenn’s gerecht zuginge, solltest du mir noch Ausgleich zahlen – und meiner Frau! Die sich erst zu Tode gefürchtet hat und sich jetzt zu Tode grämt! Mit mir machst du das nicht!«
    Der Mann hob drohend die Arme, während die Kartenspieler verdutzt zu ihm aufsahen.
    »Wer das ist, Joe?«
    Eine verwunderte Stimme – und Karl erkannte Ottfried. Er konnte Idas Mann jetzt auch zumindest teilweise sehen. Ottfried lümmelte sich, offenbar nicht sonderlich besorgt, auf seinem Stuhl. Er war dicker geworden und wirkte aufgedunsen. Außerdem hatte er sich den Bart abrasiert – er sah nicht mehr aus wie ein braver Altlutheraner, sondern wie einer der Säufer und Spieler, die in den Bars von Auckland bis Nelson herumlungerten.
    Der Mann schnaubte, bevor Gibson noch antworten konnte. »David Potter, mein Name – wenn er euch schon nicht geläufig ist. Aber sicher habt ihr tausend zufriedene Kunden! Wer sollte sich da an einen Pelzhändler aus Wellington erinnern?«
    »Mr. Potter, natürlich!«
    Karl nahm an, dass es Joe Gibson war, der sich jetzt mit getragener Stimme an den wütenden Mann wandte. Sein Tonfall erinnerte fatal an die Predigerstimme Jakob Langes, wenn der Gott mal wieder für etwas dankte, worüber andere sich eher beschwert hätten.
    »Wo drückt denn der Schuh? Was haben wir getan, um Sie derart zu verärgern? Soweit ich weiß, haben Sie Ihr Land doch noch gar nicht in Besitz genommen.«
    »Aber bezahlt, du Mistkerl!«, wütete Potter. »Und letzten Monat bin ich denn auch hergekommen. Mit meiner Frau und all unserem Hausrat. So eine Blockhütte hätte ich ja schnell gebaut, dachte ich, und Susan ist tapfer, eine echte Pionierin. Ein paar Tage im Zelt, das fand sie durchaus abenteuerlich.«
    »Und?«, fragte Gibson unschuldig. »Was ist passiert? Eine Weta im Zelt? Ein paar Nachtvögel, die randaliert haben? Das kann passieren, Mr. Potter, das ist da draußen ja noch unerschlossenes Land.«
    »Ein paar fette, blau tätowierte Maori vorm Zelt!«, brüllte Potter. »Mit Speeren, Keulen und Grimassen. Susan wäre vor Schreck fast gestorben. Die Kerle kamen an unser Feuer und machten Theater. Was sie wollten, haben wir zuerst gar nicht verstanden. Wir waren abends im Halbdunkel angekommen, hatten nur schnell unser Zelt aufgebaut – na ja, und am Morgen stell ich dann fest, dass wir mitten in deren kumara -Pflanzung gezeltet hatten. Nicht ganz unverständlich, dass sie da erbost waren. Nur … was macht deren kumara

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