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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ihm zusammen in Port Cooper warten.
    Karl konnte derweil nach Purau reiten und ganz zwanglos bei Ida vorbeischauen. Er musste wissen, wie sie im Schatten dieses »neuen« Ottfried lebte!

KAPITEL 5
    »Da ist wieder eins!« Aufgeregt vor Jagdeifer wies Cat auf ein Kaninchen, das Chasseur eben aus einem Busch trieb. »Pass aber auf, dass du den Hund nicht erwischst!«
    Ida hatte bereits angelegt. Sie erkannte längst an Chasseurs Bellen, ob er hinter einem Kaninchen her war, und natürlich bestand keine Gefahr, dass sie Jäger und Beute verwechselte.
    Die Kugel des Colts zerschmetterte den Kopf des kleinen Tieres und schleuderte es noch ein paar Längen durch die Luft, bis es tot zu Boden fiel. Chasseur apportierte es brav.
    »Abendessen gesichert«, meinte Ida kurz.
    Cat war vor Begeisterung außer sich. Sie vermochte kaum zu glauben, wie souverän die sanfte, schüchterne Ida die Schusswaffe handhabte. Inzwischen hatte sie ihr Können oft genug unter Beweis gestellt. Die Kaninchen, die sie im Wald und auf den Ebenen schoss, waren eine willkommene Bereicherung des Speisezettels. Ida ging allerdings nur auf die Jagd, wenn Ottfried und Joe nicht zu Hause waren. Sie wusste eigentlich nicht, warum sie ihnen ihre Schießkünste verheimlichte, aber irgendetwas hielt sie zurück, davon zu erzählen, obwohl sie die Männer und Cat nach deren Rückkehr von der zweiten Handelsexpedition mit einem Kaninchenbraten begrüßt hatte. Vielleicht war es auch gerade Ottfrieds unfreundliche Reaktion auf diese kulinarische Überraschung gewesen, die sie zum Schweigen veranlasste.
    »Warst du wieder bei den Redwoods?«, fuhr er sie an. »Oder hat einer von denen den Hasen vorbeigebracht? Mir gefällt das nicht, Ida, zwei ledige Kerle in dem Haus, und du gehst da aus und ein. Wen magst du denn da lieber, Ida? James oder Edward?«
    Ida hatte ihn verletzt angesehen und die Lippen zusammengepresst. Tatsächlich genoss sie die Höflichkeit der Redwood-Brüder, sie behandelten sie immer wie eine Lady. Die Männer in Raben Steinfeld hatten die Frauen auch respektiert, doch das »Madam hier« und »Madam da« der Redwoods, die kleinen zuvorkommenden Gesten – sie öffneten ihr die Tür oder nahmen ihr schwere Lasten ab und bedankten sich mit freundlichen Worten für ein Essen oder eine kleine Dienstleistung –, all das hatte Ida bisher nicht gekannt. Die Unterstellung, sie könne unzüchtige Gedanken bezüglich Ed oder James hegen, war jedoch unsinnig. Sie hatte Ottfried nie Anlass zur Eifersucht gegeben.
    »Ich bin mit Laura befreundet«, rechtfertigte sie sich knapp. »Mit keinem sonst. Und Laura verdankst du auch den Braten. Letztendlich. Also iss ihn oder lass es. Mir ist es egal.«
    Ottfried hatte natürlich gegessen, aber wie es genau zugegangen war, dass Ida Laura den Braten »verdankte«, hatte sie später, als die Männer außer Haus waren, nur Cat erzählt.
    Die Freundin fuhr darauf ungläubig und ehrfürchtig über das glatte Holz des Revolvergriffs. »Ich hab noch nie eine Muskete abgefeuert!«, gestand sie, obwohl sie im Dorf der Ngati Toa natürlich welche gesehen hatte, »und ich wusste gar nicht, dass man so genau damit zielen kann – so ein Kaninchen, das ist doch ein kleines Tier.«
    Ida lächelte. »Dies ist keine Muskete, es ist ein Revolver. Viel kleiner und handlicher. Und wie man damit schießt, kann ich dir zeigen, obwohl Laura sagt, die meisten lernen es nicht so schnell. Mir erscheint es einfach.«
    Cat zog die Augenbrauen hoch, und in ihren schönen Augen blitzte der Schalk. »Bei dir ist es wahrscheinlich die pure Not«, neckte sie die Freundin. »Bei einem Mann wie Ottfried … da fühlt man sich als Frau doch gleich besser, wenn man bewaffnet ist.«
    Ida hatte Cat dann gezeigt, wie man die Waffe lud und abfeuerte, doch die Freundin erreichte nie auch nur annähernd ihre Treffsicherheit. Zudem machte ihr das Schießen keinen Spaß. Auch noch nach etlichen Tagen der Übung zuckte sie zusammen, wenn sie das Mündungsfeuer sah und den Rückstoß spürte.
    »Ich kann nichts dagegen machen«, meinte Cat schließlich, bevor sie die Sache aufgab. »Feuerwaffen machen mir Angst. Wann immer ich so ein Ding sehe oder höre, muss ich an Te Ronga denken und das Loch in ihrer Brust. Ich hab versucht, darüber hinwegzukommen, aber es geht nicht. Du musst weiter allein auf die Jagd, Ida, ich werde Fallen stellen und Fische fangen.«
    Cat stellte fest, dass Ida ihre neuen Fertigkeiten ausgesprochen guttaten. Die junge Frau blieb

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